Wozu wir fähig sind

Hardcover, 256 Seiten

ISBN: 9783649670193

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Rita Dell'Agnese
7101

Jugendbuch-Couch Rezension vonSep 2020

Nimmt im letzten Drittel an Fahrt auf

Für Alina läuft es gut: Sie ist mit dem gutaussehenden Patrick zusammen, im Studium kommt sie gut zurecht und ihre Clique funktioniert bestens. Als Alexander auf dem Campus auftaucht, bekommt die makellose Fassade allerdings feine Risse. Obwohl Alina keinen Grund hat, ihre Beziehung zu Patrick in Frage zu stellen, fühlt sie sich zu Alexander hingezogen. Schnell reagiert sie eifersüchtig auf Leonora, ein junges Mädchen, das zusammen mit Alexander aufgetaucht ist. So undurchschaubar Alexander ist, so wenig ist auch Leonora zu fassen.

Nach und nach geschehen im Umfeld von Alina seltsame Dinge: Leute laufen in den Ruin und ruinierte Leute bekommen plötzlich Rückendeckung. Zunächst scheint alles Zufall zu sein, doch irgendwann beginnt Alina ein Muster zu erahnen. Als sie schließlich die Zusammenhänge versteht, ist nichts mehr, wie es war.

Aus Splittern formt sich langsam ein Bild

Es braucht schon recht viel Durchhaltewillen, um nach den ersten Kapiteln nicht die Segel zu streichen. Das liegt durchaus nicht am Schreibstil der Autorin Laila El Omari, sondern am Aufbau des Romans. Denn präsentiert werden zunächst mal kurze Sequenzen mit immer wieder neuen Personen. Da ist die Verwirrung vorprogrammiert. Erst nach und nach formt sich aus den einzelnen Splittern langsam ein Bild – so langsam, dass der Spannungsbogen darunter leidet. Zwar wird der Leser schnell gewahr, dass sich um Alexander spezielle Geheimnisse ranken, doch schafft es die düstere Persönlichkeit nicht, sich richtig zur Identifikationsfigur zu entwickeln.

Lange darüber nachdenken

Im letzten Drittel nimmt der Roman spürbar an Fahrt auf – das dürfte auch daran liegen, dass die handelnden Personen mittlerweile vertraut und ihre Reaktionen durchaus nachvollziehbar sind. Das große Finale aber bleibt trotzdem aus. Es lohnt sich jedoch, intensiv über die Aussage des Romans nachzudenken. Ein Roman im Übrigen, der einige Züge des Klassikers Der Graf von Monte Christo aufweist, in seiner Entwicklung jedoch zu einem grundsätzlich anderen Schluss kommt. Nimmt diese Erkenntnis langsam Gestalt an, vermag der Roman eine tiefgründige Note zu entwickeln und bleibt im Gedächtnis lange haften.

Fazit

Wozu wir fähig sind ist kein einfaches Buch und auch keine klassische Unterhaltungslektüre. Es sind zwar alle Elemente enthalten, die ein Jugendbuch haben sollte – selbst die Liebe kommt nicht zu kurz – doch braucht es vor allem zu Beginn viel Biss, sich auf die Geschichte einzulassen. Wer das schafft, wird mit einem interessanten Persönlichkeitsbild belohnt, das keinem Mainstream folgt.

Wozu wir fähig sind

Laila El Omari, Coppenrath

Wozu wir fähig sind

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