Ein ehrlich erzähltes Austauschjahr in Down Under- mit Ups and Downs
Das hatte sich Jannik für den Anfang seines ersehnten Schüleraustauschs in Australien bestimmt ganz, ganz anders vorgestellt: Von Koalas hatte er geträumt, vielleicht auch von Kängurus und von dem großen roten Berg. Jetzt sitzt er auf dem Flughafen und fühlt sich wie bestellt und nicht abgeholt. Tatsächlich ist das auch so - denn seine Gastfamilie ist nicht da. Dabei ist Jannik sowieso ein bisschen mulmig. Was zuhause zurückbleibt ist nicht so toll, denn seine Mutter will mit ihrem Freund zusammenziehen - und natürlich hat sie ihn nicht so groß gefragt, was er denn davon hält. Mit dem besten Freund Levin steht es derzeit auch nicht zum Besten und so hatte Australien eine tolle Zeit werden sollen. Eine Zeit mit Abenteuern und Coolness und Koalas eben. Aber Jannik kommt in eine Familie, die auch ihre Schwierigkeiten hat. Derzeit läuft vieles nicht so rund und irgendwie passt Jannik da auch so gar nicht rein. Das ist auch in der Schule nicht anders - er ist der Neue und bei den coolen surfenden Kids da steht er doch ein bisschen auf verlorenem Posten. Andererseits - Jannik kann vieles lernen. Er kann ein bisschen von der Coolness seines Gastbruders Liam lernen, er kann lernen, wie eine Familie ihre Probleme angehen kann oder auch, wie das mit dem Surfen geht. Ob er aber auch lernt, wie das mit der wundervollen Sienna geht - das steht auf einem anderen Blatt.
Auch auf der anderen Seite ist das Gras manchmal nicht grüner
Was als erstes an Nora Hochs Roman auffällt ist die schöne Aufmachung. Selbst das relativ einfach gehaltene Taschenbuch präsentiert sich wie ein schön gestaltetes Tagebuch. Man sieht noch ein bisschen die Linien wie die eines Notizbuches und an vielen Stellen untermalen die schönen, klaren Zeichnungen von Annika Heine die Handlung. Im Roman erzählt der 16jährige Jannik aus Berlin als Ich-Erzähler von seinem Jahr als Austauschschüler in Australien. Es ist aber tatsächlich auch ein wunderschöner Landstrich, in den es Jannik verschlagen hat: Die Byron Bay in Australien ist berühmt für ihre wundervollen Strände und ihre lebendige Gemeinschaft. So mancher Reiseführer gerät da so richtig ins Schwärmen.
Jannik erlebt hier aber auch, dass auch in Australien nicht alles Gold ist was glänzt. Seine Gastfamilie ist nicht die coole, entspannte Familie, die er sich gewünscht hätte. Auch hier gibt es Probleme, will man nicht miteinander reden oder ist sogar schon ganz klar auf Distanz gegangen. Jannik fühlt sich hier manchmal zwischen den Stühlen. So richtig können sie ihn nicht gebrauchen, vielleicht wäre es besser, er wäre gar nicht da und manches möchte er gar nicht hören, denn das geht nur die Familie an. Manchmal dachte ich beim Lesen, dass die Situation für alle nicht sonderlich glücklich war: Die Gastfamilie Maden hat die Geschichte mit dem Austauschschüler einmal angefangen und wollte nicht mehr zurück und Jannik hatte auch keine große Wahl, wo er denn jetzt hinsollte. Aber bei allen Schwierigkeiten sieht der Gast aus Berlin aber auch, wie man sich um Lösungen bemühen kann und dass eine Familie auch schwierige Zeiten meistern und überwinden kann - wenn alle an einem Strang ziehen und an sich arbeiten.
Das Leben macht so seine Sprünge
Jannik erzählt Kompliziertes und Federleichtes aus seinem Australienjahr. Die komplizierte Geschichte ist sicher die mit der spröden Sienna, in die viele Jungs irgendwie heimlich verknallt sind. Sienna trägt aber ihre eigenen Probleme mit sich herum. Vieles ist bei ihr nicht einfach, vieles will sie für sich behalten und alleine lösen und vieles ist damit dann einfach widersprüchlich. Schön ist aber, dass sie sich mit Jannik kleine "Wortgeschenke" teilt. Beide stecken sich Botschaften mit einem einzigen Wort zu, das eine besondere Schönheit ausstrahlt - wie zum Beispiel "Windspiel" oder "Sehnsuchtsort" und bringen so eine besondere Poesie in die Handlung. Sienna sorgt aber auch für besondere Verwirrung - denn bis vor kurzem war sie die Freundin von Gastbruder Neil und der sieht noch immer nicht so gerne, wenn sich ein anderer um sie bemüht. Leicht und lustig sind dagegen die kleinen Episoden aus Janniks Jungsclique. Wie zum Beispiel die Geschichte des Probenraums, den Kumpel Mike so mühevoll ausbaute und gar nicht darüber nachdachte, dass keiner seiner Freunde ein Instrument spielt.
Fazit
Nora Hoch schildert realistisch, liebevoll und lebendig, wie das Jahr an einem Sehnsuchtsort, von dem viele von uns träumen, aussehen kann. Licht und Schatten gibt es an wundervollen Orten - genauso wie an denen, die wir jeden Tag sehen - es kommt darauf an, was wir daraus machen.
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