Papierklavier

illustriert von Anna Gusella; Hardcover, 140 Seiten

ISBN: 9783407755797

Papierklavier
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Rita Dell'Agnese
8101

Jugendbuch-Couch Rezension vonJul 2021

Ein unkonventionelles Tagebuch

Bei der 16-jährigen Maia ist vieles nicht so, wie es bei anderen Teenagern ist. Sie muss sich ein Zimmer mit zwei Schwestern teilen, das gerade mal ganze neun Quadratmeter groß ist. Da bleibt nicht viel Privatsphäre. Außerdem ist das mit den drei Geschwistern so ne Sache: Jede von ihnen hat einen anderen Vater. Und keiner der Väter trägt etwas zum Auskommen der kleinen Familie bei. So muss die Mutter die Hauptlast tragen. Dadurch bleibt nicht genügend Geld übrig, etwa um der Jüngsten der drei Schwestern Klavierstunden zu zahlen. Da beschließt Maia, ihren Nebenjob auszuweiten und das Geld für die Klavierstunden herbeizuschaffen. Doch das ist gar nicht so einfach …

Das Herz am rechten Fleck

Die Worte im Tagebuch könnten tatsächlich von einer sensiblen, manchmal schnoddrigen und vor allem gutherzigen 16-Jährigen stammen. Die Autorin Elisabeth Steinkellner hat sich sehr einfühlsam in das Leben einer Teenagerin hineinversetzt und lässt sie frei von der Leber weg plaudern. Etwa darüber, dass sie Probleme mit ihrem Gewicht hat, aber auch dass sie sich bei ihren beiden besten Freundinnen gut aufgehoben fühlt. Also alles in allem ein Buch, das einen kurzen Einblick in das Leben der Teenagerin gibt. Doch so einfach ist das alles gar nicht. Denn der Text wird begleitet – und leider öfters mal überlagert – von einer Vielzahl Illustrationen, die das Kritzeln, Gestalten und die Kreativität der Teenagerin darstellen sollen. Die Idee ist an sich bestechend, die Umsetzung dann doch etwas zu viel des Guten und letztlich eine Hürde dabei, sich ganz auf das Buch einzulassen.

Eine Spur zu schräg

Selbst vor dem Hintergrund, dass das Leben viele verrückten Geschichten schreibt, scheint die Fuhre im Leben von Maia schließlich etwas überladen. Nicht nur, dass ihre Lebenssituation mit der alleinstehenden Mutter und den beiden Schwestern mit ihren anderen Vätern ungewöhnlich ist, auch ihre Freundin Carla ist es. Denn Carla ist eigentlich ein Mann, der sich aber als Frau fühlt. Und Maia will Geld zusammen tragen für ihre kleine Schwester Heidi, die seit dem Tod der Nachbarin ihre Musik nur noch auf einem auf Papier gezeichneten Klavier spielen kann. Heidi soll Klavierstunden bekommen. Doch steht fest, dass in der Winzig-Wohnung (im zweiten Raum schläft die Mutter), gar nie ein Klavier stehen kann, auf dem die Schwester üben könnte. So gibt es in diesem kurzen Roman die eine oder andere Szene, bei der das Gefühl aufkommt, dass es hier nicht ganz stimmig ist. Abgesehen davon unterhält die Autorin aber mit dem forsch-liebevollen Plauderton wunderbar.

Fazit

Die Ansätze zu diesem Roman sind herrlich erfrischend und haben dennoch viel Tiefgang. Dass die eine oder andere Szene etwas zu schräg geraten ist, mag man angesichts des unterhaltsamen – wenn auch manchmal etwas belehrenden – Tons der Protagonistin gut verzeihen. Auch die Illustrationen geben dem Buch eine erfrischende Note, hätten aber etwas weniger dominierend sein dürfen.

 

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