Drei sind eine zu viel – eine Sophie spielt falsch
Sie waren in der Schule immer eine feste Einheit: Drei Mädchen namens Sophie, seit der Kindheit fest miteinander befreundet. Jede zeichnete sich durch eine besondere Eigenschaft aus: Sophie Abercrombie war die besonders Hübsche, Sophie „Twiggy“ Twiggs die Sportliche, die zudem aus einem reichen Haus kam, und Sophie „Mac“ McKenzie, weder besonders hübsch, auf gar keinen Fall reich, aber ziemlich clever. Vielleicht könnte man sie sogar als raffiniert bezeichnen. Sie gingen durch dick und dünn. Aber dann verschwand die hübsche Sophie spurlos und plötzlich war nichts mehr so, wie es einmal war.
Eileen Merriman erzählt ihre Geschichte über die verschwundene Sophie mit einem überraschenden Stilmittel. Der Leser wird unvermittelt in den 64. Tag nach ihrem Verschwinden gekickt und liest die Geschichte dann rückwärts bis zu dem Tag, an dem sie ohne Wiederkehr verschwand. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive der klugen Sophie, die wie aus einem rückwärts gelesenen Tagebuch berichtet. Nach dem Tag 0, an dem der Leser erfährt, was wirklich geschah, springt die Handlung im zweiten Teil zum 65. Tag zurück und wird dann chronologisch fortgeführt. Ganz zum Schluss – und für den finalen, besonderen Twist – schaltet sich noch ein weiterer Erzähler in die Handlung ein, der noch einmal ein besonderes Ausrufezeichen setzt.
Eine unglaublich spannende Geschichte
Merriman berichtet keine schöne Geschichte. Aber wie viele hässliche Geschichten ist diese unglaublich spannend zu lesen, erzählt sie doch von Liebe, Eifersucht, Neid, Misstrauen, Gier und Verschlagenheit. Der Leser erfährt, wie diese hässlichen Gefühle langsam einer alten Freundschaft die Luft abdrücken, bis von ihr nichts mehr übrig bleibt, als die Möglichkeit auf eine möglichst elegante Art Geld zu verdienen und Misstrauen und Zorn in einer Katastrophe gipfeln. Diese Geschichte ist mit ihrer Beschreibung der Umstände, die zu Sophie Abercrombies Verschwinden führten und der letzten Wendung, die wiederum alles, was vorher kalt konstruiert wurde, komplett in Frage stellt, so geschickt aufgebaut, dass sie ebenso in der benachbarten „Krimicouch“ besprochen werden könnte.
Merriman zeichnet unter anderem eine toxische Liebesbeziehung, die von Anfang an auf Lügen aufgebaut ist. Sie berichtet von zwei Menschen, die nur das Schlechte aus sich heraus holen und dennoch an einer Beziehung festhalten, sich gegenseitig schaden und dann auch noch von Liebe sprechen. Sie erzählt von vermeintlichen Freundinnen, die sich gegenseitig ausnutzen und bezahlen lassen und von vielen Lügen und Geheimnissen. Immerhin – der letzte finale Twist gibt die Hoffnung, dass vielleicht doch der Hochmut vor dem Fall kam, schafft aber auch die Sorge, dass eine der Sophies ein mögliches Problem auf ihre spezielle Art bereinigt.
Fazit
Eine absolut fesselnde Geschichte über das Verschwinden einer der drei Sophies - voller Intrigen und Geheimnisse. Psychologisch sehr raffiniert und spannend zu lesen.
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