Ein Ort der vollen Kontrolle in der Zukunft
Holden und Prissy sind Geschwister, die in einem Bezirk leben, in der es keine Armut, keine Kriminalität und keine Umweltverschmutzung gibt. Das könnte ein Leben wie im Paradies sein, wenn es nicht durch verstörende Ereignisse überschattet würde. Ihr Vater soll angeblich einen Unfall gehabt haben, bei dem er gestorben ist. Der siebzehnjährige Holden hält von dem System, in dem er mit seiner Familie lebt, nichts mehr und rebelliert. Er will nicht, dass ihm smarte Geräte vorschreiben, was er zu tun und zu lassen hat. So widersetzt er sich den Gepflogenheiten und schaltet beispielsweise seinen Tracker aus, mit dem er jederzeit geortet werden kann, und entdeckt eine Höhle, in der Hinterlassenschaften aus der vorherigen Zeit zu finden sind, z.B. Konservendosen und Feuerwerksraketen.
Er beginnt Unruhe zu stiften, und als er die Grenze überschreitet, wird er von Ordnungskräften festgenommen und in das berüchtigte Cliffton-Institut gebracht, in das nur die harten Fälle gelangen. Ihm wird schnell klar, dass es dort nicht mit rechten Dingen zu geht und nicht alle lebend zurückkehren. Seine Schwester Prissy leidet sehr unter den Umständen und sie steckt ihre Hoffnungen in den jungen Hacker Mo, der sie auf einmal kontaktiert. Er schlägt ihr einen Deal vor: Prissy soll ihm helfen, eine Cyberattacke auf den Computer der Regierung zu starten und im Gegenzug wird er ihr helfen, Holden zu befreien.
Ein abenteuerlicher Plot, geschildert aus zwei Perspektiven
Die abenteuerliche Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt, so erfährt man aus der Sicht Holdens, was sich im Institut so tut, und von Prissys Seite aus, was in der scheinbar makellosen und paradiesischen Außenwelt geschieht. So ist man immer informiert und kann mitfiebern. Erschreckend ist der Gedanke, dass alle Menschen in dieser Gemeinschaft nur auf die moderne Technik und Überwachung schwören. Ob sie das freiwillig machen oder nicht, muss herausgefunden werden. Niemand kann sich dem System entziehen, tagsüber trägt jeder ein Armband, auf dem sein Name gespeichert ist, und das sich sofort meldet, falls sich körperlich irgendwelche Beschwerden einstellen. Auch essen die Bewohner der Stadt kein normales Essen mehr, sondern stellt ihnen ein Drucker das genau auf sie abgestimmte „Vita“ her.
Erkennbar ist hier, wie das Leben ablaufen könnte, wenn man sich allein auf die Virtual Reality verlässt. Man ist quasi ein gläserner Mensch und ein Abweichen von der Norm wird bestraft. Zum Glück handelt es sich nur um ein Dystopie, die aber dennoch kleine Ähnlichkeiten mit unserem Alltag aufweist, z.B. die Beeinflussung durch digitale Medien und das Verlassen auf moderne Technik. Flüssig und angenehm lässt sich der Jugendroman lesen, der, wie man es von der bekannten Autorin gewohnt ist, beängstigend nah an der Wahrheit in der möglichen Zukunft erzählt wird. Mirjam Mous schafft es durch packende Einzelheiten, fein gezeichnete Charaktere und die Möglichkeit der Identifikation den Nerv der Jugendlichen von heute zu treffen.
Fazit
Ein aufrüttelnder Jugendroman, der von einer digitalen Welt erzählt, in der der einzelne Mensch nicht mehr frei ist und genau der Gemeinschaft angepasst wird. Angeblich geschieht dies zum Schutz jedes Einzelnen. Aufatmen kann man, wenn deutlich wird, dass nicht jeder dieses Schicksal hinnimmt und dagegen aufbegehrt. Jede Seite verschlingt man und hofft am Ende dann schnell auf die Fortsetzung im zweiten Band, die das Ganze hoffentlich richtig auflösen kann.
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