Eine konfuse Traumwelt
Die 18-jährige Nevya lebt in ihren Träumen; nur dort fühlt sie sich echt und lebendig. Doch dann verliert sie von einem auf den anderen Tag ihre Fähigkeit zu träumen. Gefangen in der Realität, begibt sie sich in ihrer Heimatstadt Great Shell auf die verzweifelte Suche nach dem Grund für ihre Traumlosigkeit. Dabei wird Nevya klar, dass nicht nur sie für die Träume lebt. Schon bald ist sie mittendrin in einer zwielichtigen Welt, in der mit Träumen Geschäfte gemacht werden und ab sofort Albträume ihre Nächte bestimmen. Ihr bisheriges Leben ist vollkommen auf den Kopf gestellt. Wer hat ihre Träume gestohlen? Was hat es mit dem blauen Nebel auf sich? Soll sie an die alte Legende rund um die Alben und Mahre glauben? Wem kann Nevya vertrauen? Und wie weit wird sie selbst gehen, um ihre Träume wieder zu erlangen?
Mit anhaltendem Spannungsbogen
Eine Welt zwischen Realität und Traum, eine geheimnisvolle alte Legende sowie eine kleine Liebesgeschichte – der Debütroman der jungen Autorin Linda Rottler klingt nach einem spannenden Fantasybuch. Tatsächlich ist die Idee der Story wirklich überzeugend, jedoch hapert es an vielen Stellen in der Umsetzung.
So muss man sich als Leser nicht selten sehr konzentrieren, um dem Verlauf der Story folgen zu können. Das liegt vor allem an dem enormen Tempo der Handlung, durch das Übergänge zwischen einzelnen Sequenzen teils vernachlässigt werden. Aber auch die Geschichte an sich ist sehr verworren. Realität und Traum, Mythos und Wirklichkeit, Gut und Böse - beim Lesen verliert man dabei schnell mal den Durchblick.
Leider wird man als Leser auch mit der Protagonistin nicht wirklich warm. So wird aus der verträumten und realitätsfernen Nevya im Handumdrehen eine abgeklärte Persönlichkeit, die es bei der Suche nach ihren gestohlenen Träumen mit moralischen Ansprüchen plötzlich nicht mehr so genau nimmt. Dieses sprunghafte, oftmals unsympathische, Verhalten setzt sich in der gesamten Handlung fort. Nevyas Gedankengänge, Einstellungen und Gefühle bleiben weitestgehend verborgen. Verwirrend ist das vor allem beim Thema Liebe. In wen ist sie denn nun verliebt?
Was man der Geschichte aber zugutehalten muss, ist der anhaltende Spannungsbogen. Durch die zahlreichen unvorhersehbaren Wendungen entstehen immer wieder Überraschungsmomente beim Lesen. Allerdings sind auch diese Entwicklungen, ob von Figuren oder der Handlung selbst, manchmal einfach zu radikal. Dennoch, eine langweilige Fantasy-Story hat man hier keineswegs. Tatsächlich ist es an vielen Stellen einfach zu viel und zu verworren.
Fazit
Kurzum lässt sich sagen, dass die Die Stadt der gläsernen Träume das Zeug zu einem spannenden Fantasyroman hat, das Potential jedoch leider nicht ganz ausgeschöpft wurde, sodass man als Leser immer wieder über Ungereimtheiten stolpert. Vielleicht brächte ein zweiter Band bei vielen Fragen etwas Licht ins Dunkel. Ob eine Fortsetzung erscheint, steht noch nicht fest.
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