Wenn Trauer zu Hass wird
Aggi und Max kennen sich, seit sie sich erinnern können. Ihre beiden Familien lebten nicht nur nebeneinander in idyllischer Umgebung, sie waren auch eng befreundet. Waren! Seit Aggis ältere Schwester Kate und Max älterer Bruder Cal tot sind, sind die beiden Familienväter zu erbitterten Feinden geworden. Gegenseitig schieben sie sich die Schuld am Tod ihres jeweiligen Kindes zu. Denn Cal starb bei einem tödlichen Unfall, an dem sich Kate die Schuld gab. Von ihrer Verzweiflung erdrückt, nahm sie sich kurze Zeit später das Leben. Seither scheint zwischen Aggi und Max, die sich ausgerechnet am Abend des tödlichen Unfalls zum ersten Mal geküsst hatten, eine unüberwindbare Grenze aufzutürmen. Gerade jetzt sehnen sich die beiden jungen Menschen aber so sehr nach der Nähe des anderen. Ihre Liebe scheint zum Scheitern verurteilt, bis Freunde eingreifen.
Moderne Romeo und Julia-Version
Die Substanz der Geschichte geht auf eines der berühmtesten Werke von William Shakespeare zurück: Brenda Rufener greift in Grundzügen die tragische Liebesgeschichte von Julia und Romeo aus dem 16. Jahrhundert auf und führt sie in eine moderne Form über, angesiedelt in einer vollkommen anderen Kultur. Überzeugen kann Brenda Rufener mit der feinfühligen Beobachtung, wie sich die beiden jungen Liebenden mit der erzwungenen Distanz schwer tun. Sie müssen nicht nur mit der eigenen Trauer zurechtkommen, sie sind auch der in Hass überschwappenden Trauer ihrer Väter ausgeliefert. Und zugleich versuchen sie, den jeweils anderen auszublenden, ohne dass es ihnen tatsächlich gelingt. Insbesondere Max erlebt, wie Aggi und deren Mutter vom Vater sukzessive misshandelt werden.
Etwas konstruiert
Im Bemühen, die Geschichte von der Inspiration durch den Klassiker abzugrenzen, kann Brenda Rufener nicht auf der ganzen Linie überzeugen. Das unglaubliche Tempo, in dem sich die beiden Familien voneinander entfernen und durch Gerichtsbeschlüsse Grenzen errichten, mag der Realität nicht Stand halten; ebenso wenig wie die absolute Distanz, die auch zwischen den beiden jungen Liebenden durch den Gerichtsbeschluss geschaffen wird. Obwohl sie sich lieben, suchen sie selber kaum einen Weg, sich der Kontrolle der verbitterten Väter zu entziehen. Im Gegenteil: Max bringt absichtlich regelmäßig junge Mädchen nach Hause, um Aggi zu verletzen, die das jeweils aus ihrem Zimmerfenster mit verfolgt. Hier passen die zeitliche Spanne seit dem Unfall und die gesamte Entwicklung nicht so richtig zusammen. Die Komplexität des Themas wirft zudem die Frage auf, ob das angepeilte Alter ab 14 Jahren nicht etwas zu tief gegriffen ist.
Fazit
Die moderne Version zweier Liebender, die durch den Hass ihrer Familien aufeinander getrennt werden, ist süffig und unterhaltsam geschrieben. Wenn auch einiges sehr an der Oberfläche bleibt, so vermag der Grundtenor der Geschichte dennoch zu überzeugen und bietet spannende Unterhaltung.
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