Eine tolle Geschichte über Freundschaft und Gerechtigkeit
Die sechs Hacker Dylan, Luisa, Felix, Boubacar, Kyoko und Mathew stammen von unterschiedlichen Kontinenten und hätten sich im richtigen Leben nie kennengelernt. Aber in den Tiefen des Internets sind sie die „Langloria Freedom Fighters“ - wenn auch zunächst nur in einem Spiel. Aber dabei bleibt es nicht, denn Boubacar berichtet, wie sein Heimatland in Afrika ausgeplündert wird und wie hoffnungslos das Leben für ihn und viele seiner Freunde ist. Die „Freedom Fighters“ entscheiden, ein neues Kapitel aufzuschlagen und sich im realen Leben für die Gerechtigkeit einzusetzen. Dazu müssen sie aber verschiedenen großen Firmen ganz gewaltig auf die Zehen treten und auch noch die NSA austricksen. Eines dürfen sie aber eines auf gar keinen Fall vergessen: In einem Spiel hat jeder mehrere Leben...
Chatprotokolle, Strategiebsprechungen, Zielpersonen und Observationen
Ich war ja ehrlich gesagt mehr als skeptisch, mich für die Besprechung dieses Buches einzutragen. Erzählt wird ein Hacker-Krimi und von Computer-Nerds, die in gut gehütete Netzwerke eindringen und Verbrechen öffentlich machen können. Für jemanden wie mich, die mit ihrem Rechner gerade so zurechtkommt, ist das aber schon „großer Zauber“ und so fragte ich mich, ob ich der Handlung folgen könnte. Diese Angst war aber absolut unbegründet. Dirk Reinhart kann hier seinen technischen Krimi und einen mitreißend erzählten Roman über die Freundschaft von sechs Außenseitern auf der einen Seite spannend und auf der anderen Seite lebendig und liebevoll entwickeln. Es ist nicht nur die Geschichte von einer zusammengewürfelten Hackergruppe, sondern von Menschen, die sich aus verschiedenen Gründen an den Rand der Gesellschaft gedrängt fühlen und hier - vielleicht zum ersten Mal - Anerkennung, Freundschaft und Respekt finden.
Aufgebaut ist das Buch wie ein Bericht, der ein Sonderermittlungskommando über eine Verbrechergruppe führt. Damit sind verschiedentlich Zeitsprünge enthalten, die zwar ein bisschen mehr Aufmerksamkeit erfordern, dafür aber zu einer besonderen Spannung beitragen. Bestürzt liest man, wie sich das Netz der Ermittler und derjenigen, die eigentlich die Gesetzeshüter sein sollten, langsam um die Gruppe zuzieht und wie diejenigen, die eigentlich die Outlaws zu sein scheinen, sich mutig für die Gerechtigkeit einsetzen und hart bestraft werden sollen.
Aus „bewaffneten Rebellen“ werden „oppositionelle Kräfte“
Dirk Reinhardt erzählt, wie mächtige Konzerne der „ersten Welt“ es immer wieder schaffen, die so genannte „dritte Welt“ auszuplündern. Da werden Geschäfte mit Rebellen gemacht, Waffen geliefert oder bezahlt und damit die Rohstoffe bezogen, die unsere Handys betreiben. Früher sprachen wir oft von „Blutdiamanten“ - vielleicht sollten wir langsam auch einmal von „Blut-Smartphones“ reden. Vielleicht ist es auch für den Käufer schwierig zu erkennen, was denn eigentlich für sein Telefon verbaut wurde. Aber die Darstellung der Firmen, die frech behaupten, dass sie mit ihrer finanziellen Unterstützung der Rebellen „oppositionelle Kräfte“ unterstützen - das ist schon reichlich dreist! Dennoch kommen die Konzerne mit ihren Darstellungen durch - nicht sie werden gejagt, sondern die „Freedom Fighters“. Für uns Leser wird damit aber die Frage des Ausplünderns Afrikas nicht mehr ein Problem, das weit, weit weg ist, sondern - weil wir gelernt haben, die Gruppe zu mögen und vielleicht sogar einen besonderen Liebling haben - betrifft uns das plötzlich auch.
Fazit
Dirk Reinhardt präsentiert uns sechs eigenwillige Helden, die eigentlich gar keine sein wollten. Er erzählt anhand eines neuen Mediums, wie Menschen gegen Verbrechen scheinbar übermächtiger Täter aufstehen und sich wehren. Es geht uns etwas an, wenn unser Nachbar ausgeplündert wird, und vielleicht sehen wir einen Whistleblower wie Edward Snowden danach mit etwas anderen Augen.
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