Am Ende schwächelt es ein wenig
Der 17jährige Dorian ist von seinem gewalttätigen Vater abgehauen und schlägt sich seitdem auf der Straße durch. Besonders im Winter ist das ein hartes Leben, aber der Junge hat ein paar Strategien gefunden, die ihm unter freiem Himmel helfen. Dennoch – Dorian träumt weiter von einem besseren Leben, möglicherweise sogar einem Studium. Aber dieser Traum scheint spätestens dann vollkommen ausgeträumt, als Dorian nach einem Streit mit einem anderen Obdachlosen in dessen Blutlache erwacht.
Verzweifelt sieht er sich schon für Jahre in einem Gefängnis verschwinden, da kommt ihm ein rettender Engel zu Hilfe: Nico verspricht Hilfe aus dieser verzweifelten Situation und noch viel besser: Wenn Dorian bei seiner Organisation einsteigt, gibt sie ihm Obdach, sorgt für ihn und gibt ihm sogar die Möglichkeit wieder zur Schule zu gehen. Natürlich sind auch ein paar Gegenleistungen zu erbringen – aber die sind nichts Wildes: Es müssten Flugblätter verteilt, Päckchen überbracht werden – kleine Dienste eben. Aber zunehmend beschleicht Dorian ein ungutes Gefühl und manchmal – so hat er den Eindruck – ist es nicht so, als würden sich die Adressaten der Päckchen freuen. Einige scheinen sogar Angst zu haben. Langsam wird Dorian die ganze Sache unheimlich…
„Darf nicht am Leben bleiben.“
Ursula Poznanski widmet sich in ihrem neuen Werk einer Organisation, die es sich offensichtlich auf die Fahne geschrieben hat, generell die Welt zu verbessern und obdachlosen Jugendlichen eine neue Perspektive zu geben. Sofern diese nicht allzu viele Fragen stellen, sich ohne weiteres dem Bewertungssystem der „Firma“ beugen und im Großen und Ganzen akzeptieren, dass sie über alle Einzelheiten im Dunkeln gehalten werden. Sicherlich könnte der Leser jetzt zu dem Eindruck kommen, dass das nicht allzu realitätsnah ist – aber ehrlich gesagt, spielt das bei Poznanskis Romanen keine besonders große Rolle. Denn wenn die Autorin vielleicht dieses Feld nicht zu gut beherrscht, eines kann sie spitzenmäßig und das ist der Aufbau von Spannung.
Wer sich einmal in die Geschichte von Dorian und seine zunehmend eigenartigen und befremdlichen Erlebnisse bei dieser geheimnisvollen Organisation eingestiegen ist, der kann sich kaum mehr aus dieser Geschichte lösen. Der Leser folgt fast atemlos der wilden Jagd, die sich irgendwann entspannt, als – und das ist tatsächlich vorhersehbar – einige Jugendliche nicht mehr bereit sind, sich den Vorgaben des Unternehmens zu beugen. Zudem stellt die Autorin auch eine sehr interessante Frage: Wie weit würdest du gehen, um die Welt zu verbessern und ist es vertretbar, Unternehmen zum Beispiel durch Sabotageakte zu einem ökologisch korrekten Handeln zu bewegen?
In die Geschichte eingebaut wurde ebenfalls eine Liebesgeschichte und hier hat sich Frau Poznanski meiner Meinung nach nicht wirklich viel Mühe gegeben, bleibt sie doch recht blass und farblos. In der mysteriösen Villa, in der die Jugendlichen untergebracht sind, lernt Damian Stella kennen und alsbald sind die beiden ein Pärchen, aber irgendwie verstand ich nicht so recht, wie das denn vonstattenging. Ein richtiges Verlieben, mit besonderen Momenten, tiefen Augenblicken und allem was dazu gehört, war nicht so recht zu erkennen und manchmal fragte ich mich, ob diese Beziehung nur konstruiert wurde, um einen kleinen romantischen Nebeneffekt zu erzielen oder diejenigen, die sich weniger für ein technisches und mehr für ein romantisches Abenteuer interessieren, in die Geschichte mit einzubeziehen. Sieht man einmal davon ab, dass die Sorge um seine Freundin immer wieder mal dazu führt, dass sich Dorian noch ein paar Kniffe mehr einfallen lassen muss oder auch noch ein bisschen mehr geschockt wird, wäre dieser Strang nämlich eigentlich überflüssig, zumal sich unser Held auch nicht allzu oft nach seiner Stella zu sehnen scheint.
Zuletzt schwächelt es ein bisschen
Nach der ganzen atemlosen Jagd durch das Buch, bei der ich mich auch immer wieder fragte, wie denn eine mögliche gute und stimmige Auflösung aussehen könnte, konnte das Ende auch tatsächlich nicht mehr so ganz den vorherigen Spannungsbogen halten. Die Auflösung ist zwar akzeptabel, aber doch eigentlich zu banal für den ganzen Aufwand, der vorher betrieben wurde. Zumindest für mich konnten auch nicht alle Fragen geklärt werden. Hier wäre noch Luft nach oben, andererseits stellte sich natürlich auch die Frage, wie der ganze Schlamassel überhaupt noch halbwegs befriedigend und glaubhaft zu lösen wäre.
Fazit
Ursula Poznanski bietet mit Layers spannende und aktionsreiche Unterhaltung, bei der ich immer wieder an albtraumhafte Verfolgungsszenarien erinnert wurde. Für eine lange Zeit ist das Buch ein regelrechter Pageturner und auch wenn man berechtigt meckern kann, dass das Ende dann doch ein wenig dieser Spannung hinterherhinkt, so bleibt der Roman unterm Strich eine spannende Lektüre.
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