Spannender Mordfall in der Arktis
Nichts wünscht sich die junge Samin Ravna so sehr, wie an der Polizeischule aufgenommen zu werden. Doch der steinige Weg dahin führt über ein Praktikum in der Polizeistation ihrer Heimatstadt Vardø. Dort untersteht sie ausgerechnet Mikkel, der sie schon in der Schule aus rassistischen Gründen gemobbt hat. Dazu kommt, dass sie bereits an ihrem ersten Tag als Praktikant mit einem Gewaltverbrechen konfrontiert ist: Der reiche, samische Grundbesitzer Olle Trygg ist tot. Ravna erkennt sofort, dass er so hingerichtet wurde, wie die Samen normalerweise ihre Rentiere töten. Weil der Mord an einem Samen eine überregionale Sache ist, übernimmt Rune Thor, ein Beamter aus Kirkenes die Aufklärung. Er findet Gefallen an der forschen Art Ravnas und wählt sie als Partnerin – sehr zum Verdruss der übrigen Mannschaft in Vardø. Schon nach kurzer Zeit scheint das Verbrechen geklärt. Doch Ravna glaubt nicht an den Mord durch einen ausländischen Weißen. Dazu erkennt sie im Tod Tryggs zu viele typische Merkmale, die auf ihr Volk hinweisen. Sie beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln.
Kantige Figuren
Die Autorin Elisabeth Herrmann legt mit diesem Werk einen All-age-Krimi vor, wenngleich er von seinem ganzen Konzept durchaus als Jugendbuch durchgehen kann. Ravna ist eine überzeugende Protagonistin: Als Samin hat sie kaum eine Chance, sich im Berufsleben zu etablieren, es sei denn im Staatsdienst. Doch anstatt zu kuschen und zu versuchen, sich möglichst mit dem unumwundenen Rassismus, der ihr entgegen schlägt, zu arrangieren, geht sie ihren eigenen Weg. Das alleine macht sie schon zu einer faszinierenden Figur mit großem Potenzial. Der Aufbau der Geschichte ist so gewählt, dass Ravna zu einer Serien-Heldin werden könnte – mit dem Ermittler Rune Thor an ihrer Seite. Mit ihm wählte die Autorin den typischen nordischen Miesepeter-Ermittler mit schwerwiegenden psychischen Problemen.
Gehaltener Spannungsbogen
Elisabeth Herrmann steigt mit gutem Tempo in die Geschichte ein und kann den Spannungsbogen bis zuletzt halten. Einige Wendungen sind vorhersehbar, die meisten aber überraschend und letztlich überzeugend. Sehr schön bindet die Autorin die spezielle Örtlichkeit am Varangerfjord und die Kultur der Samen in die Geschichte ein. Die Leserinnen und Leser werden damit nicht nur an einen ungewöhnlichen Schauplatz in die Arktis und die Polarnacht entführt, sie erfahren auch mehr über die Riten und Probleme der Samen.
Fazit
Ravna ist eine typische Protagonistin, von der man mehr haben möchte. Elisabeth Herrmann hat mit der samischen Polizeianwärterin eine überzeugende Figur geschaffen und bietet eine gleichermaßen spannende wie faszinierende Geschichte. Die attraktive Covergestaltung mit haptischen Elementen wird quasi als kleine Beigabe noch obendrauf gepackt.
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