Eine skurrile Party
Ein allerletztes Mal wollen die Zwillinge Sam und Ilsa im der exklusiven Apartment ihrer Großmutter in New York eine Party organisieren. Zum einen gilt es den Abschluss der Highschool zu feiern, zum anderen wird Czarina, die Großmutter der Zwillinge, ihr Apartment aufgeben. Um ihre bisherigen stets legendären Partys zu toppen, haben sich Sam und Ilsa etwas Besonderes einfallen lassen: Jeder von ihnen lädt drei Leute ein, ohne das mit dem jeweils anderen Zwilling abzusprechen. Und so kommt eine höchst durchmischte Gesellschaft zusammen. Denn sowohl Sam als auch Ilsa haben unter anderem jemanden zur Party eingeladen, den sie gar nicht kennen. Letztlich kommen also acht völlig unterschiedliche Personen zusammen, die alle ein Ziel haben: Diesen Abend für sich als einen Erfolg zu verbuchen.
Wenig aus dem Setting gemacht
Rachel Cohn und David Levithan haben für ihren Roman ein ungewöhnliches Setting gewählt, das viel Potenzial bietet. Die extravagante Zusammenstellung der Partygäste passt sich wunderbar der ungewöhnlichen Wohnung einer ebenso ungewöhnlichen Großmutter an. Die Zwillinge selber bewegen sich auf einer Ebene, die weitab vom Mainstream liegt und von ihren Gästen ist jeder ein Individualist, einige etwas mehr auf sich selber bezogen, als andere. Das alles verspricht eine explosive Mischung, oder zumindest ein so prickelndes Erlebnis wie eine frisch geöffnete Flasche Champagner. Serviert wird dann allerdings eine eher schale Suppe. Die Dialoge kippen vom witzigen ins ermüdende, die Geschichte nimmt kaum Fahrt auf und die Partygäste entpuppen sich teilweise aber überzeichnet und unglaubwürdig.
Bemühter Tiefgang
Einen hoffnungsvollen Ansatz bietet die Entwicklung, die die Zwillinge durchmachen. Nach und nach verlassen sie die wohlgestaltete Maske und zeigen ihre eigene verletzliche oder starke Seite. Ilsa, die treibende Kraft, offenbart dabei eine Unsicherheit, die man ihr kaum zugetraut hätte, während der zurückhaltende Sam sich als stärker erweist, als zunächst gespiegelt. Diese innere Einkehr und die Bereitschaft, zu seinem eigenen Ich zu stehen und die Fassade bröckeln zu lassen, ist der eigentliche starke Punkt dieses Romans. Alleine genügt er jedoch nicht, um ein überzeugendes Lesevergnügen zu bieten. Interessant ist der Aufbau der Geschichte, der in wechselnder Perspektive aus der Sicht der beiden Zwillinge geschrieben ist.
Fazit
Durch diese Geschichte muss man sich definitiv durchbeißen, will man bis zum Ende bei der Stange bleiben. Zwar wird der Versuch deutlich, den ermüdenden Dialogen einen tiefgründigen Humor zu verleihen, doch scheitert der mehrheitlich. Es scheint, als wäre das Autorenpaar hier unter einem starken Zugzwang gestanden und hätte ein unausgereiftes Projekt durchgezogen.
Rachel Cohn, David Levithan, cbj
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