Ich glaube, es hackt!

Illustrationen von Stephanie Dierolf; Hardcover, 174 Seiten

ISBN: 9783407755902

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Alexandra Fichtler-Laube
10101

Jugendbuch-Couch Rezension vonFeb 2021

Essentielles Buch für die Grundsätze einer demokratischen Gesellschaft

Die letzten Jahre waren nicht nur für uns Erwachsene ein schwer entwirrbares Durcheinander an Fakten, Meinungen und Lügen. Es scheint, als gäbe es statt Wahrheit und Unwahrheit eher Grauzonen, in denen jeder seine eigenen Wirklichkeiten zusammenschustern kann. Das ist ziemlich anstrengend, verunsichernd und bringt viele Menschen immer mehr gegeneinander auf – nicht nur im öffentlichen Raum, sondern auch innerhalb von Familien.

Kinder und Jugendliche wachsen mit und in den sozialen Medien auf. Aussagen von Menschen von der anderen Seite der Welt sind manchmal genauso nahe wie die der Eltern oder Mitschüler*innen. Jeder kann recherchieren und findet doch unterschiedliche Aussagen, bei denen man sich entscheiden muss, inwieweit man ihnen vertraut.

Doch auf was kann man sich verlassen? Wie kann man angemessen auf bestimmte Meinungen und Aussagen reagieren? Und was kann ich selbst tun, um für positive Veränderungen zu sorgen?

Meinungsfreiheit ist das Recht, sich eine Meinung zu bilden und diese zu äußern

Der Philosoph und Autor Jörg Bernardy beschäftigt sich in seinem Buch Ich glaube, es hackt! mit den vielfältigen Fragen in unserer modernen Medienlandschaft – und wie diese unser Denken und Miteinander beeinflussen.

Ein Grundprinzip unserer Gesellschaft ist die Meinungsfreiheit. Diese Freiheit führt jedoch schon seit ihrem Bestehen zu Streit, Kämpfen und der Frage nach ihren Grenzen. Dem Autor gelingt hier eine sehr verständliche Einführung in die Geschichte und die Bedeutung dieser Freiheit. Wofür sie steht, was sie aushalten kann und muss und warum sie eines der höchsten und wichtigsten Rechte in einer Demokratie ist.

In 6 Kapiteln geht es um die verschiedenen Formen von Unwahrheiten und Manipulation in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen. Diese beginnen bei einfachem Flunkern unter Freunden und enden bei Populisten, die Menschen aufstacheln oder sogar zu Gewalttaten aufrufen.

Er erklärt sehr schlüssig die Hintergründe zum Begriff „Lügenpresse“, die Mechanismen hinter Tabubrüchen und Satire, den Ursprung von Hass und Manipulation, und wie unsere ureigenen Instinkte benutzt werden, um uns in bestimmte Denkrichtungen zu lenken.

Anhand von Beispielen, seien es Kontroversen in Kunst und Kultur oder auch geschichtliche Geschehnisse, macht Bernardy sehr gut begreiflich, wo die Grenzen zu ziehen sind und wie man respektvoll mit anderen Meinungen umgehen kann.

Mit Gedankenspielen zu Themen, die schon einiges mediale Interesse hervorgerufen haben, stellt Bernardy immer wieder Fragen, die dazu führen, sich eingehender mit Themen zu beschäftigen und sich einen eigenen Standpunkt zu erarbeiten. Denn nur, wenn man lernt, kritisch zu denken und die ‘richtigen’ Fragen zu stellen, kann man aus dem Wirrwarr an Informationen zu einer eigenen fundierten Meinung finden.

Diese Verwendung teils sehr aktueller Beispiele, von denen Jugendliche schon gehört und gelesen haben, ist sehr anschaulich und deren Einordnung in das Zeitgeschehen sehr wichtig.

Der Text wird durch viele Abschnitte, Kästen mit Fragen und Szenarien und Grafiken aufgelockert. Die Kapitel sind gut überschaubar, sodass man immer wieder zurückblättern kann, um etwas noch einmal nachzulesen oder zu einer Thematik zu finden, die einen gerade mehr interessiert. Außerdem zitiert er wiederholt Philosophen und ihre Ideen zu verschiedenen Themen und stellt interessanterweise auch deren verschiedene Meinungen gegenüber.

Fazit

Ich glaube, es hackt! ist ein sehr gut nachvollziehbares und wichtiges Buch für Jugendliche, welches hilft, den Fokus auf den eigenen Umgang mit Meinungen zu richten. Außerdem macht es bewusst, welch wichtige Rolle das ständige Hinterfragen anderer Meinungen und von Nachrichten hat – dafür gibt er sehr gute Tools an die Hand.

Ich glaube, es hackt!

Jörg Bernardy, Beltz & Gelberg

Ich glaube, es hackt!

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