Schmerz verbindet
Isolde und Taylor sind schon seit Kindertagen befreundet. Allerdings hat diese innige Freundschaft vor ein paar Monaten in einem Streit um die Beziehung von Taylor mit einem Model geendet und seither gehen sich die beiden aus dem Weg. Das ist nicht weiter schwierig, sind Isolde und Taylor doch seit dem Umzug von Taylors Familie nach Neuseeland räumlich weit auseinander.
Isoldes ganze Energie geht fürs Ballett drauf. Entsprechend froh ist sie deshalb, dass ihr Freund Aidan ebenfalls Balletttänzer ist und sie versteht. Doch als sie Aidan mit der Tänzerin Steffanie beim Knutschen erwischt, bricht für sie eine Welt zusammen. Isolde beginnt, an sich zu zweifeln, erst recht, da Steffanie just die Rolle ergattert, auf die Isolde so intensiv hingearbeitet hat.
Am Tiefpunkt angekommen, ist sie zunächst irritiert, dass sich Taylor wieder bei ihr meldet. Auch er hat viel zu verkraften. Dem ehrgeizigen Sportler musste ein Teil seines Beins entfernt werden. Damit kann er nur schwer umgehen. Isolde und Taylor können nach kurzer Zeit an ihre alte Freundschaft anknüpfen und geben einander den nötigen Halt, um wieder Boden unter die Füße zu bekommen.
Ungewöhnliche Erzählstruktur
Klappentext und Aufmachung lassen bei Long Distance Playlist auf einen vergnüglichen und leicht vor sich hin plätschernden Liebesroman für junge Erwachsene schließen. Doch die Leserinnen und Leser merken schnell, dass Tara Eglington mit ihrem Roman wesentlich mehr zu bieten hat. Schon vom ersten Moment an vermag sie durch ihre unkonventionelle Art, die Geschichte zu erzählen, mitzureißen. Erzählt wird primär aus zwei Perspektiven, diejenige von Taylor und diejenige von Isolde. Beiden gemein ist die Ich-Erzählart, die einen guten Teil ausmacht. Dann aber nehmen auch die Mails zwischen ihnen zunehmend Raum ein sowie auch der Chat von Isolde mit ihrer besten Freundin. Eine so vielfältige Erzählstruktur verlangt eine gut aufgebaute Geschichte, damit sie nicht auseinander fällt. Und diese liefert Tara Eglington.
Viel mehr Tiefgang als erwartet
Die Situationen von Taylor und Isolde haben etwas gemeinsam: Sie müssen beide lernen loszulassen. Gemeinsam geben sie einander Kraft und merken auch bald, dass es vor allem unnötiger Stolz gewesen war, der ihre Freundschaft für eine solch lange Phase lahm gelegt hatte. Je mehr sie sich gegenseitig wieder öffnen, desto intensiver werden die Gefühle für den anderen – aber auch das eigene Selbstbewusstsein. Instinktiv tragen sie einander in ihrem jeweiligen Schmerz. Taylors Playlists, die er Isolde schickt, um sie in ihrer aktuellen Stimmung zu unterhalten, sind ein kleines Schmankerl, das dem Roman weitere Würze gibt. Es lohnt sich durchaus, sich die jeweiligen Songs anzuhören und damit noch ein wenig mehr mit den beiden Protagonisten zu verschmelzen.
Fazit
Long Distance Playlist ist ein Wohlfühlbuch. Nicht, weil es ihm an düsteren Momenten oder an Spannung fehlen würde – die gibt es durchaus. Aber es ist ein Buch, das letztlich Hoffnung macht und das dazu anregt, sich nicht in einem Teufelskreis von Schmerz und Selbstmitleid zu versenken, sondern nach einem Ausweg zu suchen. Das für junge Erwachsene geschriebene Buch kann auch älteren Leserinnen und Lesern intensive und positive Lesestunden bescheren.
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