Vom Schminktisch an das Schwert
Im fiktiven Staat Viridia haben Frauen keine Rechte. Sie dürfen zwar arbeiten, aber ihr Lohn gehört ihrem Ehemann, natürlich steht ihnen auch nicht jede Arbeit offen und die einhellige Meinung ist, dass Frauen zwar schön aussehen und die Hausarbeit verrichten, aber ansonsten den Mund halten sollen. Immerhin – regelmäßig bietet sich zumindest eine Aufstiegschance, wenn der Herrscher des Landes seine „Graces“ auswählt. Diese gehören dann zur weiblichen Elite des Landes, zieren den Palast und das Personal des Regenten und leben dort, wie in einem Harem.
Wer zu diesen Frauen gehören will, wird von seinen Eltern lange auf diese Rolle vorbereitet und so überrascht es nicht, dass die sanfte, schönes Serina in die Vorauswahl aufrückt und begleitet von ihrer jüngeren, rebellischen Schwester Nomi in die Hauptstadt reist, um sich dort dem Wettbewerb zur „Grace“ zu stellen. Aber auch hier ist das Schicksal manchmal ein wetterwendischer Geselle und so sieht sich Serina plötzlich wegen eines „Verbrechens“, das eigentlich ihre Schwester begangen hatte, in eine Strafkolonie verbannt, wogegen die störrische Nomi zur „Grace“ aufsteigt. Nun aber geschieht das Undenkbare: Beide Frauen beginnen, sich gegen ihre Bestimmung zu wehren.
Die Geschichte zweier Schwestern
Die US-amerikanische Autorin Tracy Banghart lässt die Geschichte der beiden unterschiedlichen Schwestern offensichtlich in einem Staat spielen, der auf den Ruinen des untergegangenen Europa gegründet wurde. Vieles erinnert an seine alten Städte, noch viel mehr an das Venedig der heutigen Zeit und so kann sich jeder Leser schnell ein gutes Bild des Landes schaffen. Kapitelweise stehen Nomi und Serina abwechselnd im Fokus der Geschichte und auch wenn über sie in der dritten Person berichtet wird, kennen die Leserinnen und Leser ihre Gefühle und Gedanken.
Die beiden Schwestern sind in ihrer Familie unterschiedlich erzogen worden: Serina, die ältere, wurde von klein auf darauf vorbereitet, die Rolle der „Königsgeliebten“ zu übernehmen und den Tross des jeweiligen Regenten zu „schmücken“. Die jüngere Nomi wurde auf die Rolle der Dienstmagd vorbereitet, lernte aber bei ihrem Bruder heimlich lesen und machte sich durch diese Fähigkeit bereits eines Verbrechens schuldig, denn diese Kunst ist den Frauen Viridias untersagt.
Beide Schwestern müssen sich aber nach dem Willen des Schicksals – oder nach dem der Autorin – in einem „Beruf“ einarbeiten, den keine von ihnen gewollt hat. Serina wird auf den „Berg des Verderbens“ deportiert, eine Insel mitten im Meer von der ein Entkommen unmöglich ist und wo die dort eingesperrten Frauen nur mittels blutiger Kämpfe, die mit dem Tod vieler Teilnehmerinnen enden, ihr Essen verdienen können. Nomi dagegen muss sich nun mit der für sie ungewohnten Rolle mit Körperpflege, Nagellack und neuen Kleidern auseinandersetzen. Hier erinnern die Beschreibungen ihres Tagesablaufs gelegentlich an die einer berühmten Modellschau und manchmal meint man fast eine bedauernde Stimme zu hören: „Ich habe heute kein Gemälde für dich.“ Beide Schwestern eint, dass sie sich relativ schnell in ihre neue Rolle einfügen – offensichtlich ist der Schritt vom Glamourgirl zur Gladiatorin kürzer als gedacht – und hier auch „interessanten“ jungen Männern begegnen.
Nomi muss sich dabei zwischen den beiden Söhnen des derzeitigen Regenten entscheiden, wogegen ihre ältere Schwester regelrecht mit dem Feind flirtet.
Fazit
Iron Flowers – die Rebellinnen bietet recht harmlose Unterhaltung, die – gemessen an dem vorgesehenen Publikum der 14jährigen – manchmal ein wenig blutarm und in jedem Fall ohne sexuelle Aspekte auftritt. Ob das Buch tatsächlich eine Lanze für die Emanzipation oder ein positives Eigenbild der Frau brechen kann, erschließt sich mir nicht so recht, denn dafür ist es für meinen Geschmack zu konturenlos. Geboten wird aber eine interessante, abenteuerlich Unterhaltung mit etwas Herzschmerz und das reicht allemal aus für eine spannende Unterhaltung am Strand.
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