Bunt und vielfältig wie das Leben
Robin Cooper träumt von der großen Bühne. Er liebt es zu tanzen, zu schauspielern und zu singen. Da liegt ein Studium an der London Academy of Performing Arts nahe. Als die Absage kommt, bricht eine Welt für ihn zusammen. Erst als er seine erste Drag-Show sieht, merkt er, wo wirklich seine Zukunft liegt ...
„Das sollte ein Zufluchtsort sein, eine geschützte Zone. Wie kann es sein, dass ich kaum einen Meter von der Tür entfernt stehe und mit diesem Scheiß konfrontiert werde, nur weil ich ein bisschen Schminke im Gesicht habe?“
Er kann es nicht glauben: die LAPA, für die er so hart trainiert hat, schickt ihm eine Absage. Da das Studium dort sein innigster Wunsch war, hat er auch keine anderen Colleges in Betracht gezogen und steht nun mit leeren Händen da. All seine Freunde haben eine Zukunft vor Augen und werden bald wegziehen. Was bleibt ihm da noch? Trost erhofft er sich von seinem geheimen Freund Connor, der jedoch aus einem homophoben Umfeld kommt, weswegen keiner etwas von der Beziehung wissen darf.
Immerhin hat er noch seine Freunde Natalie, Priya und Greg, die ihm stets zur Seite stehen. Für seinen 18. Geburtstag planen sie etwas Besonderes: eine Drag-Show. Diese kommt Robin einer Offenbarung gleich: Niemals zuvor hat er diese Art von Freiheit gespürt, niemals so vielfältige Arten zu performen gesehen. Ihm ist sofort klar: Das will ich auch! Seine Mum ahnt nichts von seinen Plänen. Einige Wochen zuvor wurde Robin auf der Straße vor dem Club von Jugendlichen verprügelt – von Connors Freunden. Nur Gregs Eingreifen hat Schlimmeres verhindert. Zwar weiß seine Mum nichts von Connor, doch hat sie Angst vor weiteren homophoben Angriffen. Auch Natalie weiß nichts von dem Vorfall. Robins Lügengerüst steht auf immer wackligeren Füßen, während er gleichzeitig versucht, seine Zukunft in den Griff zu bekommen …
Die schillernde Welt des Drag
Für alle, die RuPaul und seine Reality-Show „Drag Race“ kennen, ist dieses Buch ein großes Wiedersehen mit bekannten Dragqueens und eine zusätzliche Quelle für Hintergrundwissen, denn auch der Autor ist in Großbritannien als Dragqueen bekannt. Dadurch ist In all seinen Farben authentisch und unverfälscht gelungen und sprüht geradezu vor Glamour und bunt-glitzerndem Drag. Es macht Spaß, in diese Welt zu tauchen, und ist bedrückend zugleich, zwischen den lebendigen Zeilen auch die Kehrseite aus Intoleranz, Homophobie und Hass gezeigt zu bekommen.
Trotz dieser gelungenen zweiseitigen Perspektive geht der Autor jedoch nicht weit genug. Die Auseinandersetzung mit Connor und seinen Freunden wirkt halbgar und ohne Konsequenzen. Gerade hier hätte ein Zeichen gesetzt werden müssen, das Statement-Charakter hat. Robin wäre in der richtigen Position gewesen, wächst aber zu wenig über sich hinaus.
Dennoch wächst er einem schnell ans Herz und auch seine Freunde und seine Mum sind interessante, teilweise aber überladene Charaktere, die Robin zu übertrumpfen drohen. Gerade am Anfang des Buches hat sich eine leichte Überforderung mit so viel übersprudelnden Persönlichkeiten eingestellt, die erstmal verdaut werden musste. Dann jedoch hat es einfach nur zum Gesamtkonzept des Buches gepasst.
Fazit
Ein Buch, das mehr ist als ein Zeichen der Vielfalt. Man will geradezu mitfeiern, selbst seine innere Dragqueen finden und allen zeigen, dass man selbst bunt und laut und schillernd sein kann und darf, ohne Angst vor Gegenwind zu haben.
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