Stell dir vor, dein Lieblingssänger schreibt dir
Eigentlich stimmt für Tuesday alles: Sie lebt mit ihrer Mutter in einer guten Gemeinschaft, hat einen süßen Freund und eine tolle Freundin. Auch in der Schule läuft es mehr oder weniger rund. Außerdem kann Tuesday nicht nur ihre schräge Liebe zu Secondhand-Klamotten leben, sie unterhält die Menschen auch mit einem fluffig-lockeren Blog. Der wird, so glaubt Tuesday, sowieso nur von ihrer Mutter, ihrer Freundin Nishy und ihrem Freund Seymour gelesen. Doch dann schreibt plötzlich noch jemand Kommentare – ein Mensch, der sich als just jener Popstar ausgibt, für den Tuesday so schwärmt. Nach anfänglichem Zögern lässt sich Tuesday auf den Unbekannten ein, zumal er ihr auch glaubhaft machen kann, dass er wirklich genau der ist, für den er sich im Blog ausgibt. Mehr und mehr gerät Tuesday ins Fahrwasser von Sänger Jackson und verrät dabei einige ihrer bisherigen Lebensgrundsätze. Auf den Taumel durch Musik und Festival droht aber eine Katerstimmung zu folgen.
Ein Weg voller Stolpersteine
Die Basis, die sich Eleanor Wood für ihren Roman zurecht gelegt hat, verspricht viele spannende und anregende Lesemomente. So stimmt denn auch der Einstieg in die Geschichte optimistisch: Nach wenigen Seiten kann man sich ein gutes Bild der herzerfrischenden wenn auch etwas naiven Protagonistin Tuesday machen, die so plappert, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Auch die übrigen Protagonisten passen gut in den Rahmen. Dann aber wird der Weg steiniger und man gerät beim Lesen zunächst vereinzelt, dann immer häufiger ins Stolpern. Es stellt sich nämlich raus, dass die kindlich naive Tuesday keineswegs ein Teenager ist, dem noch etwas Reife fehlt, sondern eine junge Erwachsene. Und hier wird es zum ersten Mal schwierig, das Verhalten und das Alter der Hauptfigur in Einklang zu bringen. Tuesday schwirrt wie ein zielloser Schmetterling durch die Geschichte und lässt sich vom Wind – hier in Form des etwas abgedrehten Musikers Jackson – hin und her treiben. Immer wieder drängt sich auch die Frage auf, weshalb Tuesday überhaupt einen Blog betreibt, wo sie doch davon ausgeht, dass es einzig eine Kommunikation mit dem engsten Umfeld ist.
Verpasste Chance
Tuesday wird mehr und mehr zu einer nervigen Protagonistin, die sich blind auf etwas einlässt, das ihr längst entglitten ist. Dies alleine wäre durchaus nachvollziehbar, immer wieder schlagen Menschen seltsame Wege ein, wenn sie sich verlieben. Allerdings verliert Tuesday alles, was sie vorher so liebenswert gemacht hat und die Geschichte zieht sich wie Kaugummi in die Länge. Da hilft es auch nicht, dass die Autorin einen lockeren und leicht lesbaren Schreibstil pflegt. Sie lässt den Spannungsbogen so schnell in sich zusammenfallen, dass das Weiterlesen eine eher lustlose Geschichte wird. Neue Spannungsbögen bauen sich zwar kurz auf, krachen dann aber gleich wieder in sich zusammen. Eleanor Wood verpasst es eindeutig, aus dem geglückten Setting eine herrlich erfrischende Geschichte zu machen, die Tiefgang hat.
Fazit
Tuesday Love Song hat viele positive Ansätze, kann aber das anfängliche Versprechen nicht einhalten. Die Geschichte könnte durchaus etwas mehr Tiefgang vertragen und eine altersadäquate Protagonistin. So bleibt der Lesespaß leider großteils auf der Strecke.
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