Intrigen, Magie und Romantik
Die junge Henriette hütet ein gefährliches Geheimnis: Sie ist eine Quelle. Das macht sie zu einer äußerst wichtigen Ressource für jeden Magier. Denn diese können zwar die außergewöhnlichsten und mächtigsten Zauber wirken. Doch ohne eine Quelle, die ihnen den Zugang zu ihrer Magie gewährt, sind die Magier machtlos. Und da die Quellen in der Unterzahl sind, sind sie sehr begehrt – was sie oft zur Zielscheibe macht.
Henriette ist aber nicht nur eine dieser seltenen Quellen, sondern auch die Schwester des Königs von England. Deswegen wird im Jahr 1661 eine politische Zweckehe geschlossen. Da Luis, der Sonnenkönig, bereits vermählt ist, wird Henriette mit seinem Bruder verheiratet. Dieser aber scheint sich eher für ausladende Partys, extravagante Kleidung und seine unzähligen Liebschaften am Hofe zu interessieren, als daran, Henriette ein guter Ehemann zu sein.
Kann Henriette ihre Zweckehe zu einem echten Bündnis verwandeln? Wird sie an einem Ort, wo Intrigen die Norm sind und jeder über jeden tuschelt, ihre eigene Stellung finden und aufrechterhalten können? Und noch wichtiger: Wird sie als Quelle in Sicherheit sein, wo jeder Magier auf der Suche nach Macht ist und über Leichen gehen würde, um diese zu halten?
Fantasy trifft History
Die Autorin E. M. Castellan baut ihre fantastische Welt mit Magie und Zauberern um die echten historischen Persönlichkeiten rund um den Sonnenkönig Luis XIV. Im Nachwort erklärt sie, warum sie genau diese Epoche der Zeitgeschichte ausgewählt und was sie daran so fasziniert hat.
Mir hat diese Mischung aus Low Fantasy und historischer Fiktion anfangs sehr gut gefallen. Henriette, aus dessen Sicht wir die Geschichte erleben, erklärt die Welt und wie sie funktioniert. Ein simples, aber solides magisches System. Doch im Laufe der Geschichte kommen weitere Elemente dazu, die entweder sehr lang und breit erklärt werden, während andere kaum eine Zeile bekommen. Ich habe bis zum Schluss beispielsweise nicht so recht verstanden, wie die Zauber funktionieren und wozu diese gut sind.
Zwischen zu viel und zu wenig Information
Das Problem mit den zu langen Erklärung oder das Fehlen ebendieser zieht sich über das ganze Buch. Viele der Figuren kommen und gehen, ohne dass man ihre Beweggründe erfährt oder nachvollziehen kann. Aber am meisten ist mir ein scheinbar fehlendes Vertrauen der Autorin in das Gedächtnis der Leserschaft. An mehreren Stellen werden Sachen wiederholt, die aber erst vor wenigen Seiten passiert sind. An anderer Stelle wird wiederum auf Wissen angespielt, das innerhalb der ersten paar Seiten vermittelt wurde. Ohne viel vorwegzunehmen: Es wird auf eine Prophezeiung Bezug genommen, die in der ersten Szene des Romans ausgesprochen und deren Wortlaut nicht mehr wiederholt wird. Wir bekommen noch nicht einmal die Grundrisse präsentiert, sodass ich mich am Ende gefragt habe: Wozu die Prophezeiung einbauen?
Viele Frage-, aber auch einige Ausrufezeichen
Immer wieder bin ich beim Lesen von Im Schatten des Sonnenkönigs – Die Gabe über Fragezeichen gestolpert. Trotzdem habe ich bis zum Schluss durchgehalten und das Buch schnell durchgelesen. Denn die Hauptfigur Henriette ist sehr sympathisch. Sie ist zwar eine Prinzessin, hat aber mit Unsicherheiten und den Intrigen am Hofe zu kämpfen. Vor allem, wie sie mit den Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung umgeht und so ihre Beziehungen z.B. zu ihren Kammerfrauen aufbaut, wird sehr gut beschrieben.
Fazit
Im Schatten des Sonnenkönigs – Die Gabe zwar eine nette Lektüre, konnte mich aber nicht komplett überzeugen. Die sehr sympathische Figur und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen sind sehr nachvollziehbar und gut beschrieben. Dagegen ist die Magie und wie sie funktioniert nicht zu Ende gedacht und viele der Figuren kommen und gehen, ohne viel Eindruck zu hinterlassen.
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