Tuvalu

Broschur, 160 Seiten

ISBN: 9783764171094

Tuvalu
Tuvalu
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Judith Bäcker
7101

Jugendbuch-Couch Rezension vonAug 2021

Ein Paradies versinkt

Tahnee ist 15 und lebt auf Nanumea, einem Atoll, das zum südpazifischen Inselstaat Tuvalu gehört. Sie lebt dort mit ihrer Familie, seit sie denken kann. Die Menschen versorgen sich selbst mit dem, was das Land und das Meer hergeben und leben nach den alten Traditionen und Regeln ihrer Gemeinschaft. In der letzten Zeit aber beginnt das Leben auf Nanumea und den anderen Inseln lebensgefährlich zu werden. Riesige Monsterwellen und Stürme, die aus dem Nichts zu kommen scheinen, zerstören Häuser und töten Menschen. Zudem sterben die Korallen und damit dringt Meerwasser in die Süßwasserlinse, die den Anbau von Obst und Gemüse überhaupt möglich macht.

Tahnee ist in großer Sorge, vor allem um ihre Großmutter, die auf Lakena, einer der anderen Inseln, wohnt und allein ist, seit der Großvater, ein erfahrener Seemann, nach dem letzten Sturm nicht zurückkam. Kann Gott ihnen helfen, wie es der Pfarrer sagt? Tahnee glaubt nicht daran und beschließt selbst aktiv werden. Sie schließt sich einer Gruppe Klimaaktivisten an und versucht auf die Situation ihrer Heimat aufmerksam zu machen.

Und dann ist da ist auch noch ihre Liebe zu Malaki und die ist in ihrer Familie und nach den Regeln der Gemeinschaft ein Tabu. Cousins und Cousinen dürfen bis in den dritten Grad nicht heiraten. Wird ihre Liebe die uralten Regeln der Gemeinschaft verändern können oder werden sie darüber ihre Familien verlieren?

Viele Erzählstränge, die nicht immer auserzählt werden

Es ist interessant in Tahnees Welt einzutauchen. Das Leben auf dem Atoll scheint einem als Europäer, als wäre die Zeit stehengeblieben. Dennoch lernt man Tahnee als „Mädchen wie du und ich“ kennen. Sie ist klug und will studieren, um Ärztin zu werden. Sie ist ziemlich tough und mutig und riskiert dabei nicht nur die Liebe ihrer Familie, sondern die Akzeptanz ihres ganzen Dorfes. Es macht Spaß das Alltagsleben
auf der Insel kennenzulernen. So gibt es z.B. pulaka oder paw paw zu essen, Gemüse, das hierzulande völlig unbekannt ist. Die Häuser, in denen die Familien leben, sind zu allen Seiten offen, damit der Wind vom Meer die Hitze erträglicher macht und man lernt die Feste – faatele – kennen, die dort gefeiert werden.

Im Mittelpunkt steht jedoch der Klimawandel. Hier ist die Identifikation mit Tahnees Leben super gelungen, da Tahnee mit ihrer Gruppe, den Climate Warriors, den Klimastreik der Fridays for Future Bewegung zum Klimagipfel in New York am 20.9.2019 eröffnet. Viele Jugendliche haben daran weltweit teilgenommen und können sich daher sofort mit ihr identifizieren.

Die Liebesgeschichte jedoch bleibt irgendwie zwischen Fisch und Fleisch. Eine Liebe, die die Traditionen der Gesellschaft herausfordert und für die Tahnee und Malaki den endgültigen Bruch mit ihren Familien riskieren. Eigentlich hochdramatisch, aber mich hat es wenig berührt. Mir fehlte die Leidenschaft, die Verzweiflung und der Gewissenskonflikt, die Schuldfrage und das Hadern. Kurz gesagt: Mir war es zu oberflächlich.

Eine gewisse Oberflächlichkeit begegnete mir leider öfter in der Geschichte. Es gibt sehr viele richtig spannende Themen, die allerdings nicht vertieft werden und ich habe mich öfter ertappt, dass ich kaum berührt war, obschon dramatische Dinge, wie Überflutungen und Lebensgefahr erzählt wurden. Ich hätte mir gewünscht, dass die Autorin mehr von den Gefühlen und Gedanken der einzelnen Charaktere erzählt.

Fazit

Eine gut zu lesende Geschichte, die einen tollen Einblick in eine fremde Kultur gibt und mit dem Klimawandel ein hochwichtiges Thema anspricht, das uns alle bald noch mehr betreffen wird. Um die vielen Facetten der Geschichte vertiefend zu erzählen, reichen die 150 Seiten aber leider nicht ganz aus.

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