Es kommt aus dem Wald...
Eigentlich ist es die perfekte Idylle: Ein Dorf mitten im Wald und alle Menschen leben friedlich zusammen. Doch der Schein trügt. Denn als ein Brummen die Luft erfüllt und nicht mehr aufhört, sind sich die Menschen im Dorf uneinig. Ist das ein Vorbote eines nahenden Krieges? Müssen sie sich bereit machen, um gegen die anderen Dörfer zu kämpfen und ihre Heimat zu schützen? Oder ist das die Antwort der Natur auf das Ungleichgewicht, das die Menschen geschaffen haben? Darius und Lina, zwei Jugendliche aus dem Dorf, beschließen sich auf die Suche nach Antworten zu machen.
Eine Allegorie in Kurzformat
„Ein allegorischer Roman, der unserer Gesellschaft dem Spiegel vorenthält“ – das verspricht der Einband von Es kommt. Das Autorenduo Oliver Uschmann und Sylvia Witt haben in ihrer Kurzgeschichte mehrere Anspielungen auf unsere heutige Gesellschaft verpackt. Das Brummen erreicht erst die Tiere, die panisch werden. Die nächsten, die es hören sind die jüngeren Dorfbewohner. Ihre Ängste werden von den älteren nicht ernst genommen. Von „sie bilden sich das Brummen nur ein“ bis hin zu „so schlimm kann das Brummen doch nicht sein“: Die Erwachsenen reagieren sehr paternalistisch den Jüngeren gegenüber. Als auch sie das Brummen hören, spaltet sich die Gemeinschaft in zwei Lager. Diejenigen, die darin ein Zeichen der Natur sehen, stehen in der Unterzahl. Denn es ist viel einfacher, einem Feindbild die Schuld in die Schuhe zu schieben, als das eigene Verhalten nicht nur zu überdenken, sondern den eigenen Komfort zu opfern.
Man kann viel aus der Geschichte von Oliver Uschmann und Sylvia Witt herauslesen, vielleicht habe ich auch einiges hineininterpretiert. Es hat aber wirklich Spaß gemacht, über die Geschichte nachzudenken und diese zu deuten.
Kurzer Happen mit einem verwirrenden Ende
Was aber in meinen Augen leider nicht allzu gelungen ist, sind die Figuren. Um ein richtiges Bild der Figuren für sich zeichnen zu können, dafür sind die knapp 88 eindeutig zu kurz. Darius, der Protagonist, aus dessen Sicht man den Großteil der Geschichte erzählt bekommt, reagiert fast nur auf das, was um ihn herum passiert. Seine größte Motivation ist, dass er in seine beste Freundin und Nachbarin verknallt ist. Sie ist der große Antrieb der Story. Dass man erst zum Schluss – und nur ganz kurz – mal die Geschichte mit ihren Augen erlebt, finde ich sehr schade.
So richtig enttäuscht bin ich aber vom Ende der Geschichte. Ohne viel vorweg nehmen zu wollen: Es gibt einen großen Twist, der für mich nicht so recht passt. Vielleicht ist auch hier der Umfang des kleinen Büchleins dran schuld, dass ich von dieser Wendung total überrannt wurde. So plötzlich diese kommt, so allein wird man damit auch gelassen. Es wird zwar versucht, ein bisschen zu erklären. Trotzdem wirkte das Ende etwas unbeholfen ans Ende „getackert“.
Fazit
Auch wenn ich das Ende nicht allzu gelungen finde und ich mir etwas handgreiflichere Figuren gewünscht hätte, bietet Es kommt viel Raum für Gespräche. Ich könnte mir richtig gut vorstellen, dass die Geschichte sich für eine Diskussionsrunde anbietet – sei es in der Schule oder im Freundeskreis. Mit seinen 88 Seiten ist das Buch dafür schön kompakt und schnell zu lesen, sodass alle sich an der Diskussion beteiligen können.
Sylvia Witt, Oliver Uschmann, Gulliver
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