Ein Buch, das betroffen macht
Ein ehemals friedliches und geliebtes Zuhause wird durch Profitgier und Verfolgung unbewohnbar. Familienbande zerreißen und es bleibt nur die Flucht, um den eigenen Kindern ein menschenwürdiges und halbwegs sicheres Leben zu ermöglichen. Was aber, wenn das als sicher geglaubte Land auch plötzlich lebensfeindlich wird und Verfolgung und Tod hinter jeder Ecke warten?
Kein Platz zum Bleiben
Valis Eltern sind mit ihr aus Kolumbien nach Kalifornien geflüchtet. In Amerika wurde ihr kleiner Bruder geboren. Doch schon bald beginnt sich die Stimmung gegen Flüchtlinge aufzuheizen. Angetrieben wird das Ganze durch verheerende Zerstörungen ganzer Landstriche durch den Klimawandel und die immer aggressiver werdenden Äußerungen über Flüchtlinge, die für alles Mögliche verantwortlich gemacht werden. Um volle Kontrolle zu erlangen, ordnet der Präsident Implantate kleinerer ID-Chips für jeden legalen Einwohner an, wodurch illegale Einwanderer und Einwanderinnen aufgespürt, verhaftet und deportiert werden können.
Valis Bruder hat durch seine Geburt in Amerika das Glück, einen offiziellen Chip zu bekommen. Sie und ihre Eltern besorgen sich einen illegalen, dessen Funktionalität jedoch sehr eingeschränkt ist. Sie ziehen in eine Kleinstadt an der Ostküste und hoffen auf das Beste.
Doch die Bedrohung kommt näher. Immer mehr ihrer Nachbarn werden verfolgt und verschwinden. Ihre Mutter entschließt sich zur Flucht zurück nach Kalifornien, das sich vom Rest der Vereinigten Staaten lossagt und Einwanderer willkommen heißt. Doch die Flucht ist gefährlich und fordert auch den letzten Funken ihres Überlebenswillens.
Schonungslos und tief bewegend
In Sicherheit leben, ohne ständig Angst vor Gewalt und Tod haben zu müssen, das wünschen sich alle Menschen. Den Drang, seine Kinder zu schützen, sie in die Schule schicken zu können, damit sie ein selbstbestimmtes Leben führen können, haben alle Eltern. Dafür nehmen sie Gefahr und Entbehrungen in Kauf, immer in der Hoffnung eine Zukunft zu haben. In Sanctuary geht es um eben jene Hoffnungen, die von der Regierung schon im Keim erstickt werden, aber immer wieder ans Licht drängen. Gemeinsam mit ihrem Bruder versucht Vali Amerika zu durchqueren und begegnet dabei Menschen, die die Situation von Einwanderern nicht interessiert, Menschen, die helfen, und eben auch denjenigen, die die ausweglose Situation der Flüchtlinge schamlos ausnutzen.
Überaus deutlich und eindringlich beschreiben die Autorinnen die Flucht des Geschwisterpaares und all jener Menschen, die ihnen auf ihrem Weg begegnen. Dabei wird auch sichtbar, dass es unterschiedliche Gründe und Voraussetzungen gibt, die Menschen zur Flucht zwingen. Der Bau von Mauern, um auszusperren, und die Rhetorik der Menschen an der Macht kommen dem Lesenden sicher sehr bekannt vor und die Geschichte ist eine Art natürliche Weiterführung einer ausgrenzenden Politik. Auch der Klimawandel wird hier erwähnt, der zu Ressourcenknappheit führt und den Druck auf die Ungeschützten weiter erhöht.
Sanctuary – Flucht in die Freiheit ist nichts für zarte Gemüter. Es ist jedoch ein Jugendroman voller Relevanz und Dringlichkeit, der Themen behandelt, die in unser aller Zukunft von großer Bedeutung sein werden.
Fazit
Diese Dystopie nimmt unsere Realität und spinnt sie nur ein klein wenig weiter. Nichts davon ist unvorstellbar oder nicht nachvollziehbar. Schonungslos und unmissverständlich wird hier all denen eine Stimme gegeben, die nach einem besseren Leben suchen und deren Hoffnung sie immer wieder aufrichtet.
Paola Mendoza, Abby Sher, Carlsen
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