Die Kinder der Otori: Waisenkrieger

übersetzt von Henning Ahrens; Hardcover, 400 Seiten

ISBN: 9783737357654

Die Kinder der Otori: Waisenkrieger
Die Kinder der Otori: Waisenkrieger
Wertung wird geladen
Nina Pimentel Lechthoff
6101

Jugendbuch-Couch Rezension vonNov 2021

Fantasy-Saga im japanischen Setting

Der kleine Junge Kasho lebt in einem Kloster irgendwo in den Bergen. Niemals darf er den Tempel verlassen, sonst droht ihm der Tod. Denn Kasho heißt eigentlich Sunaomi und ist der Sohn eines großen Kriegers, der Erbe des Clans der Arai und Mitglied des mächtigen Clans der Otori. Doch mit dem Tod seiner Eltern ist er nicht nur ein Waisenkind geworden: Weil seine Eltern als Verräter gestorben sind, ist der mächtige Lord Saga hinter Sunaomi her. Nur wenn er als Kasho im Kloster lebt, darf er weiterleben. Als Kashos magische Begabung erwacht, muss er das Kloster aber verlassen. Nun sind nicht nur die Männer von Lord Saga hinter Kasho her, sondern auch die Schatten des Stamms wollen Kasho für sich vereinnahmen.

Eine Kindheit zwischen Machtspielen und Magie

Der junge Protagonist erlebt viele schlimme Dinge: Er muss frieren und hungern, seine Gefährten nutzen ihn als Spielball für ihre Machtspiele oder sind nur an seiner Magie interessiert. In dieser Hinsicht erinnert das Buch sehr an die Reihe „Das Lied von Eis und Feuer“ von George R. R. Martin, insbesondere an die Kapitel, die aus der Sicht der Kinder erzählt werden. Wie sie hat Kasho ein begrenztes Wissen um die Personen und Ereignissen. Aus Erzählungen weiß er, was vor seiner Geburt bzw. was bis jetzt passiert ist.

Als Neueinsteigerin in die Welt der Otori ging es mir ähnlich. Denn auch wenn das Buch sowohl für Fans der „Der Clan der Otori“-Reihe als auch für Neulinge in diese Fantasy-Saga geeignet sein soll, hatte ich sehr lange viele Fragezeichen im Kopf. Am Anfang des Buchs gibt es eine Karte der Welt, auf der die wichtigsten Schauplätze markiert sind. Auch eine kleine Auflistung mit den Figuren und ihren Beziehungen zueinander wird gegeben. Trotzdem fühlte ich mich oft etwas verloren. Zum einen, weil nicht alle Figuren in der Auflistung auftauchen. Zum anderen, weil dort nicht alles über die Figuren steht, vor allem nicht über ihre Vorgeschichten mit anderen Figuren. Insbesondere die Geschichte um Kashos Eltern und ihren Verrat habe ich bis zum Schluss nicht richtig nachvollziehen können.

Klasse Worldbuilding, die Magie – eher schwierig

Auch wenn ich viele der Figuren und ihr Handeln erst sehr spät – andere wiederum gar nicht – verstanden habe, bin ich begeistert, wie Autorin Lian Hearn ihre Welt aufgebaut hat. An diesem Punkt verstehe ich, warum das Buch auch unabhängig von der Reihe „Der Clan der Otori“ gelesen werden kann. Hearn baut die Welt erst klein auf: Beginnend mit dem Tempel und wenigen Figuren, lernen wir Kasho und die ersten Regeln der Welt der Otori kennen. Sie streut hier erste kleine Hinweise ein, dass Magie in dieser Welt zwar selten, aber nichts ungewöhnliches ist. Mit jeder neuen Begegnung und jedem Schauplatzwechsel wächst diese Welt und wir lernen neue Seiten kennen.

Auch wenn mich das japanische Setting mit den Anlehnungen an Samurai, japanische Märchen und Mythologie sehr gefällt, bin ich mit der Magie nicht recht warm geworden. Ich finde es zwar gut, dass die Magie keine allzu starre Logik verfolgt und Kasho seine Kräfte aus einem Instinkt heraus beschwört. Dennoch finde ich es befremdlich, wie diese Kräfte in die Geschichte eingebaut werden. Denn es passiert sehr plötzlich. Eine Figur hat jahrelang damit zu kämpfen, dass Geister ihn verfolgen. Aber innerhalb von wenigen Seiten erkennt er nicht nur, wie er sie bannt, sondern auch, wie er sie an sich binden und befehligen kann. An manchen Stellen wirkte es so, als hätte die Autorin einen festen Plan von der Handlung, aber nicht, wie sie von A nach B kommt.

Fazit

Man kann Die Kinder der Otori – Waisenkrieger zwar tatsächlich unabhängig von der „Der Clan der Otori“-Reihe lesen, aber mir ist sehr viel dadurch verloren gegangen – vor allem, was die Nebenfiguren und ihre Beziehungen zueinander angeht. Mich hat das japanisch angehauchte Setting sehr gut gefallen und auch wie Autorin Lian Hearn diese Welt aufbaut und uns Lesern präsentiert. Nur mit der Magie konnte ich mich nicht so recht anfreunden.
 

Die Kinder der Otori: Waisenkrieger

Lian Hearn, Sauerländer

Die Kinder der Otori: Waisenkrieger

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Die Kinder der Otori: Waisenkrieger«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

LGBT
in der Jugendliteratur

Alljährlich wird im Juni der Pride Month gefeiert, um die Vielfalt unserer Gesellschaft hervorzuheben. Weltweit erheben Schwule, Lesben, Transgender, Bisexuelle und Menschen anderer sexueller Orientierungen ihre Stimme für Toleranz und stärken so die Gemeinschaft. LGBTQ+ ist schon lange kein Randthema mehr in der Jugendliteratur, sondern ein zentraler Aspekt zahlreicher Neuerscheinungen.

mehr erfahren