Tattoo

  • Bloomsbury, 2007, Titel: 'Tattoo', Originalausgabe
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Corinna Abbassi-Götte
5101

Jugendbuch-Couch Rezension vonOkt 2009

irische Mythologie <em>meets</em> Highschool-Mädels

Das meint Jugendbuch-Couch.de: "irische Mythologie meets Highschool-Mädels"

Der wöchentliche Ausflug in die Shopping-Mall hält dieses Mal eine ganz besondere Überraschung für die Freundinnen Bailey, Zo, Annabelle und Delia bereit: Von einer merkwürdigen Verkäuferin erhalten sie vier Klebe-Tattoos. Kaum auf der Haut, passieren merkwürdige Dinge, und recht schnell ist sicher: Die Tattoos verleihen ihren Trägerinnen übersinnliche Fähigkeiten. 
Ich-Erzählerin Bailey kann Dinge in Brand setzen, Zo hat Zukunftsvisionen, Annabelle kann andere manipulieren und Delia Dinge verändern.
Im Fachjargon also: Pyrokinese, Präkognition, Telepathie, Transmogrifikation.

Eigentlich könnte alles spannend und aufregend sein - der Abschlussball steht vor der Tür, Dates müssen gefunden werden, das passende Outfit fehlt noch – doch dummerweise erfährt Bailey in einem Traum von zwei beängstigend schönen Sidhe, dass ihnen und ihren Freundinnen, ja eigentlich der ganzen  Menschheit, tödliche Gefahr droht. 
Die Sidhe sind ein Elfenvolk und entstammen der irischen/ keltischen Mythologie. Jennifer Lynn Barnes greift also auf ein ganz besonders faszinierendes Volk der Sagenwelt zurück.
Schön wäre gewesen, wenn die Mädels einfach mit ihren neuen Fähigkeiten hätten herumspielen dürfen – doch die Zeit drängt, und so müssen sie sich mit vereinten Kräften aufmachen, die Gefahr zu bannen. Stellt sich nur die Frage, wie sie das anstellen sollen!

Leider fiel es mir schwer, in die Geschichte hineinzukommen. Dies lag wohl hauptsächlich daran, dass ich mit Bailey und ihren Freundinnen wenig anfangen konnte. Die zurückhaltende Annabelle blieb ein wenig blass. Für die modebegeisterte Delia konnte ich mich bis zum Ende nicht erwärmen, zumal sie recht oberflächlich daher kommt. Zo ist ein Sonderfall. Anfangs war ihr Boykott gegenüber allem, was auch nur im entferntesten mit Mode zu tun hat, noch amüsant. Leider wurde ihre permanente Gewaltandrohung gegen jeden, der versucht hat, ihren jungenhaften Kleidungsstil zu ändern, immer nerviger. Kaum zu glauben, aber auch die Ich-Erzählerin Bailey blieb facettenlos und langweilig. Vor allem ihre Schwärmerei für den gut aussehenden Kane hat mich so gar nicht mitgerissen, und ihre geistigen "Ausflüge" in die Welt der Sidhe haben mich durch die versucht märchenhafte Sprache irritiert.

Die Freundschaft der vier Mädels dagegen war sehr gut dargestellt. Obwohl sie sehr unterschiedlich sind, halten sie wie Pech und Schwefel zusammen und akzeptieren sich so, wie sie sind. Dabei necken sie sich selbstverständlich auch, doch immer auf liebenswerte Weise. Was Toleranz und die "Der Charakter zählt mehr als der Kleidungsstil"-Einstellung  anbetrifft: absolut vorbildlich!

Wie die vier Mädels ergründen, wie ihre Fähigkeiten funktionieren, wie die Nachrichten, die Bailey von den Sidhe empfängt, zu deuten sind, wie man die grauenhaften Zukunftsvisionen Zos abwenden kann, welche Gefahr überhaupt droht und wie man sie besiegen kann, und wie (und ob) den Mädels ihre Fähigkeiten von Nutzen sind – dies alles war trotz toller Ideen ein wenig langweilig umgesetzt.

Meiner Meinung nach muss nicht jede neue Entdeckung lang und breit diskutiert, von allen Seiten beleuchtet und erklärt werden. Ein paar mehr praktische Versuche und lustiges Ausprobieren wären mitreißender gewesen!

Einzig der lockere Schreibstil und die fast schon lapidar-flapsige Ausdrucksweise haben mich überzeugt und zum Schmunzeln gebracht. Vor allem Zo glänzt durch ihre Respektlosigkeit und bringt zum Lachen, ob sie nun die griechische Mythologie mit einer gigantischen Seifenoper vergleicht oder zur Furie wird, wenn es darum geht, ihre Freundinnen zu verteidigen.

FAZIT

Trotz einiger Lacher und der außergewöhnlichen Idee, Klebe-Tattoos als Bindeglied zwischen den mächtigen Sidhe und vier völlig normalen Mädels zu benutzen, hat mich die Mischung aus Humor, drohender Gefahr, irischer Mythologie und paranormalen Fähigkeiten nicht  vollständig überzeugt.

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