Das Austauschkind
- Sauerländer
- Erschienen: August 2021
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Hardcover, 176 Seiten
ISBN: 9783737357609
Den Menschen hinter der Kulisse entdecken
Ewald tut sich schwer mit Englisch. Deshalb kommen seine Eltern auf die absurde Idee, ihn im Sommer nach Oxford zu schicken. Gerade noch können Sybille – Ewalds große Schwester – und er das Unheil abwenden. Dafür aber erfahren sie wenig später, dass ein Austauschschüler von England den Sommer in Österreich verbringen wird. Der freundliche Tom verspricht, eine Bereicherung für den Sommer zu werden. Dann aber steht am Flughafen nicht etwa Tom, sondern dessen äußerst seltsamer Bruder Jasper. Ewald ahnt Schlimmes und alles soll sich bewahrheiten. Denn Jasper fehlt jeglicher Anstand, er kümmert sich nicht um das, was die anderen von ihm denken – und verliebt sich zu allem Unheil noch unsterblich in Sybille. Die ganze Familie sehnt den Moment herbei, in dem Jasper seine Siebensachen wieder packen wird. Aber ganz so einfach ist die Sache denn doch nicht.
Mahnfinger mit viel Witz
Das Thema, das die Autorin Christine Nöstlinger in diesem Roman aufgegriffen hat, ist ein durchaus Ernstes. Die ganze Familie von Ewald nimmt den Austauschschüler Jasper als Katastrophe wahr – und dieser tut alles dafür, diesem Bild auch gerecht zu werden. Nebst einigen kulturellen Missverständnissen ist es vor allem Jaspers unzugängliche Art, die die Familie an den Rand ihrer Nerven bringt. Alle Vorstellungen eines harmonischen Sommers, der von der Begegnung mit dem Austauschschüler profitiert, müssen über Bord geworfen werden. Und da hebt die Autorin einen Mahnfinger, den sie aber mit viel Witz garniert. Denn sie erinnert durch die Geschichte daran, dass man sich nicht nur auf die oberste, gut sichtbare Schicht einer Persönlichkeit stützen sollte, sondern durchaus mal genauer hinsehen muss, um zu verstehen. Vor allem die Mutter der Familie, die bereit ist, ihr Herz zu öffnen, auch wenn sich das Austauschkind zunächst als Schock erwies, erkennt, was hinter dem Verhalten von Jasper steckt.
Nichts an Aktualität eingebüßt
Dass die jüngste Neuauflage von Das Austauschkind nach dem Tod der Autorin Christine Nöstlinger erscheint, zeigt, wie sehr die Österreicherin den Nerv der Zeit getroffen hat und wie aktuell das Thema nach wie vor ist. Zugegeben, einige Passagen im Buch sind bereits deutlich angestaubt. So dürfte es etwa Kindern und Jugendlichen nicht ganz leicht fallen, die Passagen mit den Schilling zu verstehen und auch die Namen der Protagonisten sind nicht mehr ganz dem aktuellen Zeitgeist zuzuordnen. Hier hätte man sich bei der Überarbeitung zumindest eine Fußnote überlegen können. Dennoch bietet der Roman ein paar vergnügliche Lesemomente und zum Schluss bleibt dann doch ein Kloß im Hals, wenn es darum geht, Jasper wieder loszulassen.
Fazit
Das Austauschkind ist ein berührender und nachdenklich stimmender Roman, der zudem durch einen wunderbaren Witz besticht und so für unterhaltsame Lesemomente sorgt.
Christine Nöstlinger, Sauerländer
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