Watched: Du sollst (nicht) lügen
- Moon Notes
- Erschienen: Oktober 2021
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Broschur, 400 Seiten
ISBN: 9783969760130
Ein Spiel gegen Luzifer
Rena hat im Grunde kein soziales Umfeld mehr. Sie wird gemieden wie die Pest, da sie verantwortlich für den Tod ihres Freundes Joe sein soll. Als sie denkt, schlimmer könnte es nicht mehr werden, bekommt sie Nachrichten auf ihrem Handy: Sie soll Aufgaben lösen, die mit den Todsünden zu tun haben. Weigert sie sich oder löst diese nicht, wird ihren Liebsten übel mitgespielt. Um das Problem zu bewältigen, muss sie sich ihren eigenen Fehlern stellen.
„Sünder müssen büßen. Und Rena ist eine Sünderin. Auch wenn sie versucht, nach außen das brave, reumütige Mädchen zu geben, weiß Luzifer ganz genau, dass Rena in ihrem Inneren hässlich ist. Verdorben. Abschaum.“
Dass Rena eine Sünderin ist, die nur Schlechtes über ihre Mitmenschen bringt, das will Luzifer beweisen. Sein grausames Spiel zwingt Rena wiederholt in unangenehme bis gefährliche Situationen. Erst glaubt sie, es handle sich um einen harmlosen Verrückten, doch als ihre Schwester bewusstlos geschlagen wird, muss sie einsehen, dass ihr keine andere Wahl bleibt, als mitzuspielen. Doch das ist gar nicht so leicht, wenn alle sie sowieso für eine Mörderin halten. Denn einige Wochen zuvor starb ihr Freund Joe, während Rena alles gefilmt hat. Zwar kann ihr kein Mord angelastet werden, doch ist sie seitdem sozial abgeschottet.
Nun muss Rena alles tun, um dem kranken Spiel zu folgen. Und während die Aufgaben immer gefährlicher werden, gibt es bald den ersten Toten – und genügend Beweise, um Rena endgültig hinter Gitter zu bringen. Doch wer hasst sie so sehr, dass sogar der Tod anderer in Kauf genommen wird?
Irgendwie schlecht, irgendwie gut
Die Grundstory ist verdammt spannend und erinnert an die Jugendthriller von Karen M. McManus. Der Unterschied ist, dass Chris Kaspar nicht das richtige Händchen für ausgewogene Protagonisten besitzt. Aber der Reihe nach: Dass Rena etwas mit dem Tod von Joe zu tun hat, ist schon früh bekannt. Ungewöhnlich ist, dass Joe für sich selbst sprechen kann: Er bekommt Kapitel, in denen er aus dem Jenseits berichtet und nüchtern erzählt, was vor seinem Tod passiert ist. Dabei kommt Rena sehr schlecht weg und man fragt sich unweigerlich, wie das verzweifelte Mädchen der Gegenwart so eine Kehrtwende machen konnte. Es wirkt, als agierten zwei unterschiedliche Personen, und man kann diesen Gesinnungswechsel nicht wirklich nachvollziehen.
Dennoch ist man schnell gefesselt von den fiesen Aufgaben, die einen beim Lesen an die Grenze des Erträglichen bringen und deren Konsequenzen noch brutaler sind. Auch weiß Kaspar ein paar krasse Wendungen einzubauen, die überraschen und den Nervenkitzel erhöhen. Das hält sich bis zum Schluss: Der Roman ist nicht mehr aus der Hand zu legen, man wartet auf das grandiose Finale und … könnte schlichtweg direkt ins Buch kübeln. Noch nie war ich bei einem Thriller enttäuschter als hier. Es endet durchaus mit einem Knall, aber der kommt aus einer Richtung, die so unerwartet ist, dass man sich überhaupt nicht damit anfreunden kann. Trotz allem gibt es diese hohe Bewertung von 7 Punkten, weil die Story durchweg mitreißt.
Fazit
Man wird mit ambivalenten Gefühlen bei Beenden des Buches zurückgelassen. Dennoch überwiegen die spannenden Plots und die Thrill-Elemente, die es zum Pageturner machen.
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