Eine neue Generation von Helden
Das Reich Pyra wurde Jahrhunderte lang von mächtigen Kriegerköniginnen und ihren Phönixreitern regiert. Doch als der regierende Monarch getötet wird, kämpfen zwei Schwestern um den Thron. Der resultierende Krieg spaltete das Land und zwingt die Phönixreiter ins Exil.
16 Jahre nach Ende des Kriegs träumt die Kriegswaise Veronyka davon, Phönixreiterin zu werden. Zusammen mit ihrer Schwester Val streift sie durch Pyra auf der Suche nach Phönixeiern. Dabei müssen sie immer auf der Hut sein, denn beide Schwestern sind Animagen – so wie einst die Phönixreiter. Und Animagen werden seit dem Blutkrieg gejagt, versklavt oder getötet.
Drei Jugendliche gegen die Welt
Crown of Feathers - Die Töchter der Phönixreiter wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt: Veronyka, Sev und Tristan. Alle drei sind Animagen, alle drei sind auf der Suche nach ihrem Platz in dieser vom Krieg zerrissenen Welt. Während Sev als Soldat für das Imperium dient, stehen Tristan und Veronyka auf der anderen Seite des Konflikts. Dadurch bekommen wir Leser die beiden Fraktionen zu sehen, immer aus der Sicht der Jugendlichen. Dadurch, dass die Protagonistinnen auf der Schwelle zum Erwachsenwerden sind, haben sie noch keinen festen Platz in den jeweiligen Fraktionen. Der Versuch, dazuzugehören, prallt immer wieder damit zusammen, dass sie ihre vorbestimmten Rollen nicht immer erfüllen können oder wollen. Wenn etwa Veronyka erfährt, dass keine Frauen bei den Phönixreitern aufgenommen werden, gibt sie sich als Jungen aus. Sie versucht so gut es geht, in dieser vertauschten Rolle bei den Phönixreitern Fuß zu fassen, kann aber nicht tatenlos dabei zusehen, wie etwa die weiblichen Phönixe in Gefangenschaft behandelt werden.
Eine große Welt mit wenig Tiefe
So in der Art ergeht es allen drei Figuren. Dadurch bekommen wir Leser einen vielschichtigen Blick auf die beiden Seiten des Konflikts. Vielschichtigkeit bedeutet aber leider im Fall von Crown of Feathers nicht, dass die Geschichte besonders viel Tiefe hat. Die Autorin verbringt sehr viel Zeit damit, die Gesellschaft von Pyra und die Geschichte des Reichs zu erklären. Zwischen manchen Kapiteln gibt es Seiten von „Geschichtsbüchern“, die bestimmte Aspekte von Pyra erläutern. Die meisten Erklärungen geben aber die Figuren. In ihren Gedanken gehen sie immer wieder das durch, was sie über ihre eigene Welt gelernt haben. Das verbindet die Geschichtsstunde für den Leser zwar mit der laufenden Story, aber mich persönlich haben diese Einschübe eher aus der Erzählung rausgeworfen, als dass sie mir geholfen haben, ein Gesamtbild von Pyra zu bekommen.
Ich glaube, das ist auch der Grund, warum ich mit den Figuren keinen Draht aufbauen konnte. Vor allem Sev, der etwas abseits von den anderen sein eigenes Ding durchgezogen hat, war mir relativ egal. Seine Erfolge und Rückschläge haben keine Auswirkung auf mich gehabt, was ich sehr schade finde. Dadurch, dass die Erzählstränge von Veronyka und Tristan sich überschneiden und miteinander verweben, hatte ich mehr das Gefühl, diese beiden Figuren zu kennen. Aber auch sie sind für mich sehr an der Oberfläche geblieben. Ich finde es zwar sehr schön, dass hier die sehr klischeehafte Beziehung der Hassliebe schnell fallengelassen wird und beide eine auf Respekt basierende Freundschaft miteinander pflegen. Trotzdem ist mir der Konflikt, den beide miteinander am Anfang hatten, zu schnell beseitigt worden.
„Eine eindrucksvolle Geschichte über (…) das Band zwischen Schwestern“
Das steht auf dem Buchrücken von Crown of Feathers – Die Töchter der Phönixreiter. Die Kurzrezension soll das Buch schmackhaft machen und ich persönlich habe mich sehr darauf gefreut. Aber das ist wieder so eine Beziehung, die auf der Oberfläche da ist, aber schnell fallengelassen wird, nur um unvermittelt wieder aufgenommen zu werden. Die Beziehung zwischen Veronyka und ihrer Schwester Val ist für mich die Enttäuschung des Buches. Val ist ihrer Schwester gegenüber nur giftig und teilweise sogar gefährlich. Dass hinter dieser Fassade Liebe steckt, weiß ich nur, weil Veronyka das sagt. Richtig gespürt habe ich das aber nicht, weder in Vals Dialogen mit Veronyka noch in ihrem Verhalten ihr gegenüber. Wenn das alles gewesen wäre und Val auf einmal aus Veronykas Leben für immer verschwunden wäre, würde ich mich zwar wundern, aber das wäre auch nicht weiter schlimm. Doch sie kommt wieder, nur um ein Geheimnis in die Welt zu streuen. Auch das wäre nicht weiter schlimm. Denn genau das hat dazu geführt, dass ich bis zum Schluss drangeblieben bin. Ich liebe ein gut platziertes Rätsel in einem Fantasy-Roman. Aber dann kommt das Ende… und das Rätsel wird einfach so gelöst! Das war sehr plötzlich.
Fazit
Crown of Feathers – Die Töchter der Phönixreiter hat mich nicht vollends überzeugt. Ich habe sehr lange gebraucht, um in das Buch reinzufinden. Mich haben die vielen Erklärungen und die Geschichte der Welt aus dem Leserhythmus gebracht. Aber nach einer Weile hat mich die Story in sich reingezogen, vor allem die Freundschaft zwischen Veronyka und Tristan hat mir sehr gut gefallen. Auch, dass ich die Konflikte in Pyra aus den Augen von drei Jugendlichen sehen konnte, finde ich spannend. Leider ist das Ende für mich ein Grund, warum ich eventuelle weitere Bände der Reihe nicht lesen würde.
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