Ich will Dein Leben
Nach dem Unfalltod ihrer Mutter zieht die 16-jährige Iris zurück zu ihrem Vater, bei dem auch ihre Zwillingsschwester Ivy seit der Trennung der Eltern lebt. Obwohl sie bisher lose Kontakt hatten, kann Ivy sich mit dem Einzug von Iris nicht richtig anfreunden. Die Atmosphäre hat sich verändert und Ivy bekommt immer stärker das Gefühl, von Iris an den Rand gedrängt zu werden. Der Vater macht die Situation nicht besser damit, dass er Iris Eifersucht unterstellt und sie dazu auffordert, ihre Zwillingsschwester beim Einleben zu unterstützen. Immer stärker nimmt Iris Einfluss auf Ivys Leben und sorgt dafür, dass Ivy mit ihren Bedenken von niemandem wahrgenommen wird. Schließlich traut Ivy ihren eigenen Wahrnehmungen nicht mehr.
Bedrückender Thriller
Keine Frage, The Twin ist ein Roman für Jugendliche und junge Erwachsene mit vielen gekonnt eingesetzten Thriller-Elementen. Natasha Preston setzt die beiden so gegensätzlichen Zwillinge in Szene und versteht es auch immer wieder, durch geschickt eingesetzte Details Zweifel bei den Leserinnen und Lesern zu säen. Was sich zu Beginn leichtfüßig und spannend lesen lässt, wird jedoch mehr und mehr zähflüssig und verliert deutlich an Schwung. Das hat auch damit zu tun, dass im Verlauf der Geschichte das Verhalten des gesamten Umfelds von Ivy fragwürdiger wird. Es will nicht so recht zur Eingangssituation passen, in der Ivy eine gut integrierte junge Frau war, die unter anderem auf solide Freundschaften bauen konnte. Umso erstaunlicher ist es, dass sich niemand die Mühe macht, ihr tatsächlich zuzuhören und in der Entwicklung zwischen Ivy und Iris das Ungesunde wahrzunehmen. Die Glaubwürdigkeit wurde hier dem Verlauf der Geschichte geopfert.
Ratlos zurückgelassen
Je mehr die Geschichte voran kommt, desto ratloser bleibt man als Leserin oder als Leser zurück. Es macht sich ein negatives Gefühl breit, das die Lust zum Weiterlesen stark dämpft und das Verlangen weckt, den Roman nicht nur in eine Ecke, sondern ganz aus dem Umfeld zu verbannen. Der Autorin muss hier zugutegehalten werden, dass sie nicht nur mit den Gefühlen ihrer Protagonisten spielt, sondern auch mit jenen ihres Publikums. Allerdings wird die ständige Bösartigkeit der smarten Iris zu einer sich hinziehenden Wiederholung, die mehr und mehr einer Übersättigung Platz macht und die Neugier auf den weiteren Verlauf des Buches schließlich nahezu besiegt. Ein wahres Crescendo von Bösartigkeit zum Schluss des Romans trägt nicht dazu bei, die Geschichte in guter Erinnerung zu behalten. Vielmehr blitzt die Frage auf, weshalb man sich diesen Roman überhaupt angetan hat.
Fazit
The Twin ist ein bedrückender und in vielen Bereichen verstörender Roman, der mit vielen Thrillerelementen bestückt ist. Er hat das Potenzial, Ängste zu wecken und eigenen Wahrnehmungen zu misstrauen.
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