Du musst an Dich selber glauben
Es trifft Lara wie aus heiterem Himmel: Ihre Zwillingsschwester Amelia will die Zirkusgruppe der Schule verlassen und eigene Wege gehen. Dabei hat sich doch Lara bei ihren Darbietungen in der Luft immer felsenfest auf Amelia verlassen können. Und für den Abschluss der High-School sollte eine ganz besondere Nummer die Luftring-Vorführung krönen und Lara den Weg zu ihrem Traum – an einer renommierten Zirkusschule angenommen zu werden – ebnen. Doch ohne Amelia melden sich bei Lara Angst und Zweifel. Eifersüchtig beobachtet Lara, dass sich Amelia offenbar verliebt hat – in ein Mädchen. Mehr und mehr distanziert sich Amelia von Lara. Um ihren Traum doch noch verwirklichen zu können, springt Lara über ihren Schatten und bittet Casey, mit dem sie in eine Klasse geht, Amelias Part zu übernehmen. Es ist ein steiniger Weg: Nicht nur, dass Casey eigentlich gar keine Akrobatik machen möchte, er und Lara begegnen sich auch mit großer Distanz. Erst nach und nach finden die Beiden auf mehreren Ebenen zusammen. Doch es kommt ganz anders, als Lara sich das gedacht hat.
Beeindruckend dargestellt
Dass in diesen Roman sämtliche Klischees eingeflossen sind, die mit dem Thema zu tun haben, ist nicht zu übersehen. Doch schafft es die Autorin Morgane Moncomble virtuos, diese Klischees in den Hintergrund treten zu lassen und eine tiefgründige Geschichte darauf zu bauen. Zwar braucht es anfänglich etwas, bis die Leserinnen und Leser verstehen, was es mit „Nana“ auf sich hat. Doch ist diese Hürde geschafft, lässt sich auf eine beeindruckende Weise erleben, wie die Selbstzweifel die talentierte Lara nach und nach auffressen. Lara ist überzeugt, es alleine nicht zu schaffen. Nachdem klar wird, dass Amelia nicht mehr greifbar ist, soll Casey in deren Rolle schlüpfen und damit Nana zum Schweigen bringen. Aber Casey zwingt die junge Akrobatin dazu, sich auf sich selber und ihre Stärken zu besinnen. Lara muss darüber nachdenken, weshalb Nana eine so starke Stellung einnehmen konnte. Die Autorin macht deutlich, welch schmerzhafter und mit Rückschlägen gepflasterter Weg Lara gehen muss, um Nana zum Schweigen zu bringen.
Zwillingsproblematik eingefangen
Sehr gut aufgefangen hat Morgane Moncomble die Problematik der heranwachsenden Zwillinge, die bis anhin nahezu als Einheit funktioniert haben, nun aber anfangen, ihre eigenen Träume zu verfolgen. Während sich Amelia nach Außen orientiert, hat Lara ein Problem damit, die Zweisamkeit aufzugeben. Je stärker sie sich dagegen sträubt, desto mehr versucht sich Amelia zu distanzieren. Lara selber ist sich dessen gar nicht bewusst, dass sie insgeheim ihre eigenen Träume ihrer Schwester überzustülpen versuchte. Dieser Konflikt wird überzeugend dargestellt und ist in jeder Hinsicht nachvollziehbar.
Zwei Perspektiven
Obwohl es hier primär um Lara geht, wird die Geschichte aus zwei verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Zum einen aus jenem von Lara selber, dann aber auch jenem von Casey. Damit bekommen die Leserinnen und Leser ein recht anschauliches Bild von der Zerrissenheit, in der Lara gefangen ist. Der Wechsel zwischen Innen- und Außensicht stellt ein gelungenes Instrument dar, um aus dem an sich in einem Mainstream laufenden Roman doch etwas Besonderes zu machen. Abgesehen davon verwöhnt Morgane Moncomble ihr Publikum mit einem süffigen Schreibstil, der dazu einlädt, sich in die Geschichte hinein fallen zu lassen.
Fazit
Still with you ist ein gelungener Roman für junge Erwachsene, der von Loslassen, Lebenszielen und erster Liebe handelt. Sowohl die Protagonisten wie auch die Story selber sind überraschend erfrischend.
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