Brain weiß alles über dich
Es ist das Jahr 2032: die Schülerin Kim besucht in Berlin das Elite-Internat Galileo, das von der KI Brain gesteuert wird. Brain weiß alles über die Schüler*innen: egal ob es um Fitnessdaten, Laufwege auf dem Schulgelände oder die letzten Lernergebnisse geht. Während die Daten in der Vergangenheit über ein Stirnband übermittelt wurden, ist die neueste Errungenschaft ein implantierter Chip. Schon bald werden die noch nicht gechippten Schüler*innen, wie Kim, ausgegrenzt und bedroht…
Der neue Jugendroman des Autors Manfred Theisen behandelt wieder ein aktuelles und gesellschaftsrelevantes Thema. Diesmal ist es Künstliche Intelligenz und ihre Auswirkungen auf das soziale Miteinander. Die Handlung spielt sich auf gerade einmal 224 Seiten eines kleinen Buches ab, sodass es beinahe eine Lektüre für einen Abend ist.
Das Unternehmen BrainVision hat das Internat Galileo voll im Griff: Die Schüler*innen werden in all ihren Tätigkeiten überwacht. Nur die kleinste Kritik am System wird zunichtegemacht. Mit schrecklichen Folgen: Als ein Schüler tot aufgefunden wird und Kims Freund Julian dafür verantwortlich ist, beginnt sie Fragen zu stellen. Wieso ist Julian nach der Implantation des Chips plötzlich so kalt und abgebrüht? Warum interessiert sich niemand wirklich für den toten Jojoe? Einzig Levin scheint gemeinsam mit Kim Brain und die Machenschaften des Unternehmens zu hinterfragen. Doch die Suche nach Antworten ist gefährlich…
Leider bleiben sowohl die Protagonistin als auch die anderen Figuren insgesamt sehr blass und unnahbar. Kim wirkt bisweilen etwas naiv und sprunghaft in ihren Entscheidungen. Eine unlogische Wendung in der Geschichte ist eindeutig die Tatsache, dass Kim als Einzige nicht zu wissen scheint, dass ihr Großvater eine entscheidende Rolle bei der Erfindung des Chips gespielt hat.
Dennoch: Die emotionale Kälte der Schüler*innen, das ständige Gegeneinander und der gewaltige Druck auf die Ungechippten erzeugen eine bedrückende Atmosphäre, die beim Lesen hängen bleibt. Mit etwas mehr Tiefe der einzelnen Charaktere und in ihren Dialogen wäre sicherlich ein mitreißenderes Jugendbuch gelungen. So bleiben am Ende doch noch einige Fragen offen und Beziehungsgeflechte unklar. Im Gegensatz zu anderen Büchern von Manfred Theisen (z.B. Rot oder Blau) konnte mich diese Story daher leider nicht wirklich fesseln.
Fazit
Ein paar Seiten mehr hätten der Story sicherlich gutgetan, denn so bewegt sich dieses Zukunftsszenario leider nur an der Oberfläche. Etwas mehr Hintergründe, Gefühle und Charaktertiefen würden das Potential des spannenden und relevanten Themas ausschöpfen.
Deine Meinung zu »Der Chip«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!