In eine toxische Freundschaft geschliddert
Robyn hat es nicht leicht. Ihr Maschinenbau-Studium muss sie sich hart erarbeiten. Aber nicht etwa, weil sie sich das falsche Fach ausgesucht hätte, sondern weil sie finanziell mit dem Rücken zur Wand steht. Da bietet sie sich als Nachhilfelehrerin für einen Studenten an, der mit Mathe auf Kriegsfuß steht. Doch entpuppt sich der „Schüler“ ausgerechnet als Finn, der Robyn in einer peinlichen Situation erlebt hatte.
Obwohl Robyn in Sachen Finn ein schlechtes Gefühl hat, lässt sie ihm die Chance, sich mehr und mehr in ihrem Leben breit zu machen. Gleichzeitig lernt Robyn auch Tim näher kennen und – obwohl er für die peinliche Situation damals verantwortlich war – auch zu schätzen. Bald gerät sie zwischen die Fronten. Gut, dass sie wenigstens ihre beste Freundin Mia zur Seite hat. Obwohl die sich gerade ganz und gar seltsam benimmt.
Den eigenen Gefühlen vertrauen
Die Botschaft der jungen Autorin Inka Lindberg ist klar: Man sollte wieder vermehrt auf sein Bauchgefühl achten und seinen eigenen Gefühlen vertrauen. Denn Robyn hat gleich gespürt, dass Finn kein guter Umgang für sie ist. Dennoch lässt sie sich auf ihn ein und gerät in eine Form von Abhängigkeit, die ihr fast den Boden unter den Füßen wegzieht. Ein Szenarium, das viel Tiefgang hat und das dazu beiträgt, über den Begriff Freundschaft oder Beziehung intensiver nachzudenken. Auch die Verhaltensweise von Mia fußt auf einem interessanten und aktuellen Thema, bleibt aber im Zuge des Romans eher Nebensache. Es ist alles da, was ein Liebesroman für junge Erwachsene haben sollte, und das Setting stimmt weitgehend.
Verstrickt in Klischees
Leider kann die Autorin den Witz und das Tempo der ersten Hälfte des Buches nicht bis zum Schluss durchhalten. Die Geschichte verliert mehr und mehr an Fahrt, bis sie sich teilweise stark zieht und es einiges Durchhaltevermögen braucht, um Robyn weiter zu begleiten. In manchen Bereichen wirkt Robyn trotz ihrer erfolgreichen Überlebensstrategie höchst naiv, in anderen gar etwas dümmlich. Das macht es nicht immer einfach, die Protagonistin wirklich zu mögen, geschweige denn, sich mit ihr zu identifizieren. Zudem reiht die Autorin mit fortschreitender Geschichte Klischee an Klischee, was bei ihrem Ideenreichtum und dem feinsinnigen Witz, der im ersten Drittel so wunderbar zur Geltung kommt, absolut nicht nötig wäre. Auf jeden Fall ist Inka Lindberg auf einem guten Weg und, wenn sie die Debüt-Fehler in weiteren Werken ausmerzt und ihr Potenzial abrufen kann, ein Tipp.
Fazit
Mit dir falle ich ist ein unterhaltsamer Liebesroman mit sehr guten Ansätzen für Tiefgang. Die Autorin beweist Potenzial, das sie bei ihrem Debüt jedoch noch nicht vollständig abrufen konnte.
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