Eine Geschichte jenseits der Märchen, die die Zeit schreibt
Alles nur wegen einer einzelnen entwendeten Rose!
Schon seit geraumer Zeit ist die schöne Belle nun im Schloss des furchterregenden Biestes gefangen, nachdem sie den Platz ihres Vaters eingenommen hat. Mittlerweile fühlt sie sich nicht mehr ganz so allein, sind doch die in Gegenstände verwandelten Bediensteten zu engen Freunden und Vertrauten geworden. Trotzdem ist Belle immer wieder das Herz schwer, denn sie sehnt sich nach Freiheit. Da entdeckt sie in der Bibliothek, die das Biest ihr unverhofft zum Geschenk gemacht hat, ein verwunschenes Buch namens Nevermore. Als sie sich ihm nähert, wächst es zu gigantischer Größe heran, und sobald sie durch die Seiten hindurchtritt, findet sie sich plötzlich auf dem luxuriösen Anwesen einer gewissen Comtesse des Terres des Morts wieder. Die Comtesse gibt ein rauschendes Fest, auf dem Belle sich durch allerlei Köstlichkeiten nascht und den freundlichen Adligen Henri kennenlernt. Sie eröffnet Belle, dass diese jederzeit nach Nevermore zurückkehren kann. So flieht Belle immer wieder hinein in die Seiten des magischen Buches, wird von der Comtesse sogar zu einem Ball am königlichen Hofe von Paris eingeladen, wo sie eine Menge interessanter Menschen trifft und ihren Durst nach Abwechslung und Abenteuer stillen kann. Doch Belle ahnt nicht, wer die Comtesse wirklich ist und was für ein Spiel sie treibt – und schon bald könnte sie auch hier in Nevermore zur Gefangenen werden …
„Ich bin die Autorin von Nevermore. Es ist ein besonderes Buch. Ein ganz besonderes. Es enthält viele Geschichten. Aber diese Geschichte? Oh Belle, diese schreibe ich nur für dich.“
Neben den Villains und den Twisted Tales ist Dangerous Secrets bereits die dritte aktuelle Romanreihe aus dem Hause Disney. Wohingegen bei den Villains die Vorgeschichte der berühmtesten Schurken erzählt und in den Twisted Tales eine von den Filmen abweichende Alternativgeschichte gesponnen wird, sind die Dangerous Secrets kurze Fantasyabenteuer, die in die Handlung des jeweiligen Films eingebettet werden.
Der vorliegende Band Belle und das endlose Buch basiert dabei aber nicht auf dem berühmten Zeichentrickfilm Die Schöne und das Biest, sondern auf Disneys gleichnamiger Realverfilmung des Stoffes von 2017 mit Emma Watson in der Hauptrolle (Belles im Original namenloses Herkunftsdorf wird z.B. im Buch wie im Remake als Villeneuve betitelt, die Zauberin trägt in beiden den Namen Agathe, und auch ein verzaubertes Buch spielte dort eine Rolle). Diese Entscheidung ist durchaus sinnvoll, da das Remake der Story inhaltlich einige Details hinzugefügt hat, in die sich die Geschichte von Das endlose Buch nahtlos einreihen kann. Da die Story mitten im Geschehen einsteigt, kommt man nicht darum herum, sich mit der Handlung von Die Schöne und das Biest auszukennen. Leider flacht dies auch ein wenig den Spannungsbogen ab, da man weiß, dass der Plot von Die Schöne und das Biest vor und nach den Geschehnissen dieses Buches wie gehabt verläuft.
„Liebe ist nichts für Feiglinge“
Eingebettet ist das Ganze in eine Rahmenhandlung um die Schwestern Liebe und Tod. Liebe wettet, dass Belle und das Biest sich ineinander verlieben und den auf dem Schloss lastenden Fluch brechen werden, doch Tod, aufgrund ihrer Arbeit deutlich zynischer eingestellt, hält dagegen. Sie will es jedoch nicht aufs Schicksal ankommen lassen und schummelt ein wenig. So gewährt sie Belle Zugang zum magischen Buch Nevermore und rührt an deren tiefsten Wünsche heran. In Gestalt der Comtesse manipuliert sie Belle für ihre Zwecke – denn wenn Belle drei Dinge in Nevermore verspeist und drei persönliche Gegenstände dort zurücklässt, wird sie das Buch nie wieder verlassen können. Liebe hingegen stellt Belle ein paar tierische Begleiter zur Seite, um ihrer tricksenden Schwester in die Parade zu fahren.
Im Laufe der Handlung muss Belle sich zunehmend zwischen Nevermore und dem Schloss des Biestes entscheiden, welches sie mehr und mehr als ihr Zuhause wahrnimmt – auch aufgrund der Zugewandtheit, mit der man ihr dort wider Erwarten begegnet ist. Sie erkennt, dass es zwar wahrhaft magisch sein kann, sich in einem guten Buch zu verlieren, aber auch, dass seine eigene Geschichte zu schreiben manchmal heißt, sich der unliebsamen Realität zu stellen – die einen, wenn man sich dafür öffnet, am Ende positiv überraschen kann. Letztendlich versteht Belle, dass Liebe und Freundschaft zwar nicht immer einfach, aber dennoch die größte Kraftquelle sind, die einem zur Verfügung steht. All das liest sich nicht nur locker und flüssig, sondern kann recht stimmig in die Haupthandlung von Die Schöne und das Biest mit einfließen.
Fazit
Dangerous Secrets bietet einen noch ausbaufähigen, aber interessanten Ansatz. Das Fantasy-Abenteuer um Belle ist kurzweilig und unterhaltsam, und der in die Rahmenhandlung verwobene Wettstreit zwischen Liebe und Tod bietet eine originelle Idee, die gut funktioniert. Für Disney-Neulinge dürfte das Buch aber eher nichts sein.
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