Oberflächliche Aufbereitung der hässlichen Entlein-Geschichte
Teaniras Leben läuft alles andere als rund: Sie ist zwar richtig gut in der Schule, aber irgendwie will keiner etwas mit ihr zu tun haben, Freunde hat sie deswegen natürlich nicht und jetzt hat ihr Vater auch noch seinen Job verloren und die ganze Familie muss zu Oma und Opa ziehen, weil sie sich die Miete nicht mehr leisten kann. Für Teanira – oder Tetê – ist damit auch noch ein Schulwechsel verbunden und auch wenn die allererste Stunde nicht ganz so schrecklich läuft, wie sie es befürchtet hat, ist da doch einiges was schon besser sein könnte – wenn es nach ihr ginge.
Toll ist, dass der erste Tag dank dem netten und nur ein bisschen nerdigen Davi und dem witzigen und nur ein bisschen schrillen Zeca doch gar nicht so schlimm ist. Noch toller ist, dass der megasüße Surfer Erick mit seinen meerblauen Augen in die selbe Klasse geht – richtig doof ist dagegen, dass die überkandidelte Valentina alles daran setzt von Anfang an auf Tetê herumzuhacken und auch noch mit Erick zusammen ist. Irgendwo ist es doch schon komisch, dass die größten Zicken immer die nettesten Jungs bekommen. Aber dennoch ist es erstaunlich, dass sich Erick Tetê gegenüber immer sehr aufmerksam verhält und das, obwohl sie dabei doch eigentlich ein recht unauffälliges kleines Entlein ist. Andererseits – jeder weiß ja, welches Potential ein hässliches Entlein möglicherweise haben kann.
Buschige Augenbrauen, riesengroße Brille – das ist schon schlimm
Die brasilianische Autorin Thalita Rebouças landete mit Bekenntnisse eines unsichtbaren Mädchens in ihrer Heimat Brasilien einen unglaublichen Erfolg. Das Buch wurde in verschiedene Sprachen übersetzt. Netflix verwandelte die Romanvorlage bereits in einen Film. Tetê erzählt im Buch und im Film als Ich-Erzählerin aus ihrem Leben, mit dem sie alles andere als zufrieden ist. Eine besondere Rolle nehmen dabei ihre Äußerlichkeiten ein: Wie es sich für das Klischee des grauen Mäuschens gehört, trägt sie eine riesengroße Brille, ist im Buch ein wenig moppelig und steht sowohl im Roman als auch im Film zu ihrer Körperbehaarung. Erst durch ihre neuen Freunde und insbesondere durch den schrillen und – natürlich – schwulen Zeca beginnt sie ihr Leben zu überarbeiten, wirft – hopplahopp – ein paar alte Ansichten über Bord und schon wird ihr Leben ein Neues. Gewürzt wird die ganze Geschichte noch mit einer uninspirierten Geschichte zum hässlichen Thema „Upskirting“ und verschiedenen sehr oberflächlichen Kochrezepten, die sich mit Fortschritt der Geschichte auch von der Kalorienbombe zu angeblich gesunden und trotzdem leckeren Gesund-Mahlzeiten wandeln.
Reboucas greift also ganz tief in die bewährte, alte Klischee-Kiste und mit dem Erfolg ihres Buches bewahrheitet sich wieder, dass diese alten Rollenvorgaben weiterhin wunderbar funktionieren. Natürlich ist Tetê altes Leben wandelbar – sobald erst einmal die drängende Frage der Gesichtsbehaarung gelöst ist. Selbstredend haben ihre Eltern, die kein Geld mehr haben und selbst wieder bei ihren Eltern einziehen müssen, immer noch genug auf der hohen Kante, um lebenswichtige Ausgaben, wie das Färben von Strähnchen oder das tolle Kleid für die Party zu spendieren und natürlich scheint auch überhaupt die Kluft zwischen Schülern aus wohlhabenden oder einkommensschwach Familien keinerlei Rolle zu spielen.
Fazit
Thalita Reboucas erzählt wieder das alte Märchen vom unauffälligen Mädchen, das nur eine gute Frisur, ein schönes Kleid und eine ordentliche Zahnreinigung braucht und schon wird das Leben wieder sonniger. Wer an so etwas glaubt, dem wird das Buch gefallen. Möglicherweise schmecken dem sogar die „superleichten Ruckzuck Rezepte“, obwohl ich da ehrlich gesagt, noch größere Zweifel hege…
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