Quiet Girl

Hardcover, 184 Seiten

ISBN: 9783743210790

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Alexandra Fichtler-Laube
9101

Jugendbuch-Couch Rezension vonJan 2022

So sein, wie man ist

Debbie Tung erzählt in Quiet Girl von sich selbst. Sie zeigt wie körperlich und mental anstrengend für sie die alltägliche Kommunikation mit Menschen ist und erzählt von ihrem Weg zur Selbstakzeptanz. Ihr ganzes Leben lang schon ist sie am liebsten für sich allein. Sie liest viel, trinkt Tee, entspannt am liebsten Zuhause.

Für andere ist das nicht „normal“. Ihre Eltern wünschen sich für sie Freunde und dass sie das Leben genießt, was für diese vor allem ausgehen und soziale Kontakte bedeutet. Aber nur bei ihrer Familie und engsten Freunden kann Debbie wirklich entspannen, ihre Batterien aufladen, ohne sich ständig verstellen zu müssen.

Im Umgang mit anderen hinterfragt sie sich kontinuierlich; sie sorgt sich darüber, wie sie auf andere wirkt oder wieviel Kontakt gesellschaftlich akzeptabel ist; sie lotet aus, wann sie bei einer Party wieder nach Hause gehen oder wie häufig sie Einladungen absagen kann.

Vor allem ihr Job in einem Großraumbüro bringt Debbie an ihre Grenzen. Sie arbeitet lieber alleine, hasst Floskeln und gemeinsam verbrachte Pausen und merkt immer mehr, dass sie so nicht leben kann. Ihr Partner ist ihr eine große Stütze: selbst extrovertiert, übernimmt er bei Partys die Unterhaltung, und er akzeptiert Debbie so, wie sie ist, ohne sie zu irgendetwas zu drängen.

Nach und nach erkennt und akzeptiert sie ihr eigenes Wesen, setzt sich weniger unter Druck und findet einen Weg, ihr Leben so zu gestalten, damit sie ihre Träume verwirklichen kann.

Klar, eindrücklich und unheimlich stimmungsvoll

Quiet Girl – Geschichten einer Introvertierten ist eines von zwei Comics für Jugendliche aus der neuen GRAPHIX LOEWE-Reihe.

Comics vermögen es, leseferne Heranwachsende genauso zu begeistern und zu fesseln wie lesehungrige und können darüber hinaus auch viele Themen manchmal zugänglicher beleuchten als längere Romane.

Mit ihren einfach gehaltenen Illustrationen kann Debbie Tung die Ängste, die Erschöpfung und Zerrissenheit sehr gut Ausdruck verleihen. Kleinere Episoden zeigen sie in verschiedenen Situationen, unter anderem an der Uni, Zuhause und in ihrem Beruf. Kurze Erläuterungen, Gedankenblasen und Unterhaltungen geben einen nachhaltigen Eindruck von ihrer Gefühlslage und den Anstrengungen, die sie tagtäglich quälen.

Jeder Mensch ist anders, hat andere Vorlieben, geht unterschiedlich mit Situationen um. Die große Mehrheit fällt trotzdem in die „normal“-Schublade. Es gibt aber auch Menschen, die in der Beurteilung anderer „zu extrovertiert“ oder wie Debbie hier „zu introvertiert“ sind. Diese besser zu verstehen und auch als Teil der ungeheuren Bandbreite der menschlichen Emotionspalette anzusehen, kann dieses Buch sehr gut anregen.

Vor allem für Jugendliche ist es sehr wichtig, und auch im Hinblick auf die Jobwahl interessant, herauszufinden, welcher Persönlichkeitstyp man ist, um sich selbst besser zu verstehen und im Einklang mit sich selbst die Zukunft anzugehen.

Fazit

Quiet Girl – Geschichten einer Introvertierten beschreibt den Kampf zwischen den Erwartungen anderer und den eigenen Möglichkeiten. Die Akzeptanz der eigenen Persönlichkeit und diese auch als einen Teil von „Normal“ anzusehen, kann erheblich zur mentalen Gesundheit beitragen. Dieser Comic ist sehr gut zugänglich, unterhaltsam und lädt dazu ein, sich selbst einmal genauer zu betrachten.

Quiet Girl

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