Dunkle Idylle
- Rowohlt Rotfuchs
- Erschienen: Januar 2022
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Broschur, 256 Seiten
ISBN: 9783499006586
Eine dunkle Idylle, die düsterer scheint, als sie eigentlich ist
Der Titel verspricht einen Thriller, der es in sich hat. Auch das Cover ist geheimnisvoll gestaltet, dunkle Wolken über einem schwach beleuchteten Haus am Kanal. Einsam schwimmt dort ein Kanu. Der Name der Autorin, Carmen Korn, ist zumindest in der Belletristik ein Begriff, denn sie schrieb die erfolgreiche Jahrhundert-Reihe rund um vier Hamburger Freundinnen. Im letzten Jahr erschien ihr Thriller für Jugendliche Vorstadtprinzessin.
Auch die Handlung weist auf spannende Lesestunden hin – ein vierjähriger Junge verschwindet an einem nebeligen, grauen Novembernachmittag spurlos. Die Haushälterin geht nur kurz einkaufen und die große Schwester befindet sich mit ihrer Nachhilfelehrerin im Haus. Als sie wiederkehrt, ist Johannes verschwunden und bleibt es auch. Ein Jahr später zieht Theresa mit ihrer Mutter und deren neuen Freund Thomas samt seinem netten Sohn Leo in das Anwesen ein. Über der Garage bewohnt die Haushälterin, Frau Dau, ein paar Zimmer und hofft immer noch auf die Rückkehr des kleinen Jungen. Mit der Zeit wird sie immer sonderbarer, hört und sieht Dinge, die ihr zunächst niemand glaubt. Theresa fühlt sich nicht so richtig wohl in dem Haus, kein Wunder bei den Ereignissen, die sich dort abspielten. Sie lernt Gus, den Nachbarsjungen kennen und freundet sich mit ihm an. Doch auch er hat ein Geheimnis. Dann wird eine Mitschülerin von Leo ermordet am Kanal des Hauses gefunden und das Geschehen nimmt seinen Lauf. So gut dies auch alles klingen mag, es ist mehr Schein als Sein.
Kein neuer Jugendthriller – Erstveröffentlichung schon 2013
Wer Carmen Korns angenehmen Schreibstil kennt und zu schätzen gelernt hat, der wird hier bitter enttäuscht. Schon auf den ersten Seiten wundert man sich, dass dies scheinbar die Bestseller-Autorin geschrieben haben soll. Der Einstieg mit dem eigentlichen Verschwinden des Jungen weckt Interesse, das dann aber enttäuscht wird. Zunächst steigt man mit den unterschiedlichsten Charakteren in die Handlung ein, die teils undurchsichtig und absolut nicht fassbar scheinen. Es vergeht einige Zeit, um sie wirklich richtig einordnen zu können. Beispielsweise wird erst suggeriert der Nachbarsjunge Gus sei ein Kind, doch dann stellt sich heraus, er ist schon 16 Jahre alt. Auch die auftauchenden Zwillingsbrüder, die mit Theresa befreundet sind, lassen sich schlecht einordnen. Ihre Funktion als Protagonisten haben nichts mit der Rahmenhandlung zu tun und verwirren mehr, denn auf einmal verschwinden auch sie, doch das ist eine Nebenhandlung, die nicht von Belang ist.
Eine Identifikation mit den Protagonisten ist nicht möglich
Viele einzelne Szenen reihen sich aneinander, führen nicht zum Ziel und lassen das Ganze langatmig werden. Flüssig zu lesen ist dieser Thriller keineswegs, was nicht an der Sprache, sondern am Geschehen liegt. Es ist unheimlich schwierig, sich mit den jugendlichen Charakteren zu identifizieren, denn an der einen oder anderen Stelle handeln sie keineswegs wie Heranwachsende in diesem Alter. Auch bleibt die Frage offen, ob die Haushälterin nun doch verwirrt ist oder sie einfach nur falsch eingeschätzt wurde. Das fulminante Ende löst das ganze Spektakel zwar auf, lässt aber trotzdem irgendwie ratlos zurück.
Fazit
Schade, dass der Plot mit den passenden Charakteren nicht überzeugen kann, denn die Grundidee ist spannend. Leider verwirren die Personen und ihr Agieren. Zudem werden die Geschehnisse nicht zur Zufriedenheit der neugierigen Leserschaft aufgelöst.
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