Harriet Tubman
- Nagel & Kimche
- Erschienen: Februar 2022
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übersetzt von Hella Reese; Hardcover, 176 Seiten
ISBN: 9783755600046
Spannende Dokumentation – aber die Persönlichkeit Tubmans verschließt sich
1820 wurde in Maryland ein kleines Mädchen geboren, das den Namen Araminta erhielt. Natürlich hätte man vieles Schönes aus ihrem Leben berichten können: Dass sie schöne Lieder singen konnte oder viele Blumen kannte. Aber sie war ein kleines schwarzes Mädchen und sie gehörte einem weißen Mann. Araminta war – so wie ihre Eltern – eine Sklavin. Schon als kleines Mädchen musste sie arbeiten, sie wurde geschlagen und misshandelt und sollte zuletzt in den Süden verkauft werden. Sicher wäre es ihr da noch viel schlimmer ergangen. Da lief sie davon und sicher beruht es auf vielen Zufällen, dass sie zuletzt in Philadelphia ankam und hier ihre Freiheit erlange. Araminta war das aber nicht genug – sie wollte, dass auch ihre Familie und ihre Freunde frei leben können und so begann sie, geflüchteten Sklaven zu helfen und im System der „Underground Railroad“ eine wichtige Rolle zu spielen. Als freie Frau legte sie ihren Sklavennamen ab und bis zum heutigen Tag wird von ihr als der mutigen, heldenhaften Harriet Tubman gesprochen.
Ein sechsjähriges Mädchen wird „vermietet“
Die US-amerikanische Autorin Ann Petry berichtet in ihrem Buch über das Leben Harriet Tubmans, die vielen Sklaven auf ihrer Flucht half und sie so in die Freiheit führte. Sie gehörte der Organisation der „Underground Railroad“ an und auch wenn die natürlich wenig mit einer bequemen Bahnlinie zu tun hatte, war das die Möglichkeit über „Station zu Station“ und über verschiedene „Haltepunkte“ letztendlich in die Freiheit zu gelangen. Diese Haltepunkte konnten ein Keller in einem Bauernhaus, eine Scheune oder ein alter Schuppen sein. Natürlich riskierte jeder, der mithalf, Kopf und Kragen und auch den entlaufenen Sklaven drohte, wenn sie wieder eingefangen wurden, ein schreckliches Schicksal. Petry erzählt spannend und dennoch lehrreich, wie sich das Leben der Sklaven in der damaligen Zeit gestaltete und beginnt ihren Tatsachenroman mit der Geburt Aramintas, die später zu Harriet Tubman wurde. Der Leser erfährt hier vieles, wie sich die Sklavenhaltung der damaligen Zeit gestalten konnte. Wie schon sechsjährige Kinder an fremde Haushalte „vermietet“ wurden, aus ihrer Familie gerissen und in der neuen Umgebung brutal und nachlässig behandelt wurden. Denn, wer geht schon mit einer „Mietsache“ besonders liebevoll um?
Harriet Tubman – der Mensch entzieht sich der Geschichte
Neben dem Alltag aus dem Leben der Sklaven erzählt Petry ebenso die Umstände der jeweiligen Fluchten. Hier ließ die Genauigkeit der Erzählung für mein Empfinden ein wenig nach. Vieles wird oft nur in groben Zügen berichtet und auch Harriets Empfinden kommt hier zu kurz. In einer Szene beispielsweise zwingt sie die Gruppe, die sie begleitet mit vorgehaltener Pistole weiterzugehen. Was aber ging hier in ihr vor? Hätte sie tatsächlich geschossen? Diese Punkte könnten natürlich nicht im Rahmen einer Dokumentation geklärt werden, aber gerade das ist es ja, was einen Menschen aus- und wichtig macht.
Anne Petry, die als Journalistin arbeitete, berichtete hier natürlich wahrheitsgemäß aus Harriets Leben – aber ein bisschen mehr Fiktion hätte die Geschichte möglicherweise noch lesenswerter gemacht. Andererseits gefiel mir im Hinblick auf ihre journalistische Tätigkeit wiederum sehr gut, dass Petry am Ende der jeweiligen Kapitel kurze Artikel oder Informationen eingefügt hat, die noch etwas mehr über die politische Situation im 19. Jahrhundert oder über die Gesellschaft der USA in dieser Zeit berichten.
Fazit
In den USA ist Harriet Tubman eine bekannte historische Persönlichkeit, hier in Europa wissen wir nicht sonderlich viel von ihr. Ann Petry vermittelt mit ihrem Buch über diese mutige Frau eine wichtige erste Basis über das Leben, das sie und ihre Leidensgenossen gezwungen war zu führen, aber aus dem sie sich mit Mut und Stärke befreien konnte.
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