Liebe zwischen dem Moment und der Ewigkeit
Mit der Trennung ihrer Eltern gerät für die siebzehnjährige Yvette, die von allen nur Evie genannt wird, die Welt aus den Fugen. War sie vorher hoffnungslos romantisch und hat einen Liebesroman nach dem anderen verschlungen, hat sie nun den Glauben an die Liebe verloren. Bei dem Versuch ihre ganzen Liebesromane in einem öffentlichen Bücherschrank loszuwerden, begegnet sie einer geheimnisvollen Frau, die ihr auf wundersame Weise die Gabe verleiht, die Liebesgeschichte von Paaren zu sehen, wenn diese sich küssen.
Evie empfindet ihre Gabe jedoch viel mehr als Fluch, der ihr immer wieder vor Augen führt, dass alle Liebesgeschichten früher oder später auseinandergehen und viel Traurigkeit bei den Betroffenen hinterlassen. Ein Grund mehr für sie, sich gegen die Liebe zu wehren. Doch dann lernt sie bei einem Tanzkurs X kennen, der nach dem Tod seines besten Freundes seinen Blick vollkommen auf die Gegenwart richtet und in den sie sich trotz ihrer Überzeugung schon nach kurzer Zeit verliebt. Soll sie das Risiko eingehen und der Liebe eine Chance geben, auch wenn sie weiß, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass ihre Liebe nicht für immer ist und ihr irgendwann das Herz gebrochen wird?
Lebe den Moment
Nicola Yoon greift in ihrem Roman eine Angst auf, die wahrscheinlich viele kennen, nämlich die Angst, von der Liebe enttäuscht oder verletzt zu werden. Auch ihrer Protagonistin Evie geht es so, nachdem sie sieht, wie ihr Vater ihre Mutter nach jahrelanger und scheinbar glücklicher Ehe verlassen hat und nun eine neue Partnerin heiraten möchte. Warum sich also auf jemanden einlassen, wenn es sowieso irgendwann in Traurigkeit und Enttäuschung endet?
X hingegen lebt den Moment. Warum sich heute schon über das Morgen Gedanken machen und das Glück des Moments verpassen? Durch den Tod seines Freundes ist ihm klargeworden, dass man sein Glück nicht auf die Zukunft ausrichten sollte, denn ob es eine Zukunft gibt und wie sie aussieht, weiß schließlich keiner.
Liebe aus zwei Perspektiven
Zwei komplett unterschiedliche Sichtweisen auf das Leben, die hier zusammenprallen. Es ist interessant und spannend zu verfolgen, wie sich Evie durch X immer mehr verändert und offener wird, bis es schließlich zum Kuss zwischen den beiden kommt, bei dem Evie ihre gemeinsame Zukunft vor Augen sieht, die sie vor eine schwierige Entscheidung stellt.
Dadurch, dass Nicola Yoon ihre Protagonistin aus der Ich-Perspektive erzählen lässt, leidet man unvermeidlich mit Evie und kann ihre Zerrissenheit zwischen dem Vermeiden wollen einer möglichen Verletzung und der Sehnsucht nach Liebe mitempfinden. Die verschiedenen Figuren im Roman sind sympathisch und es gelingt der Autorin, dass man selbst Evies Vater und seine neue Freundin ins Herz schließt. Man hofft, dass auch Evie erkennt, dass die Liebe es wert ist, ein Risiko einzugehen und die gemeinsam erlebte schöne Zeit auch durch die Traurigkeit einer Trennung nicht ausgelöscht wird.
Das Buch richtet sich an Jugendliche ab 14 Jahren, was auch gut passt. Doch erwachsene Leser finden in der Geschichte einen spannenden Liebesroman voller Herzschmerz, dessen Botschaft alterslos ist. Die Gabe Evies, die Liebesgeschichte von Paaren zu „sehen“, fügt sich gut in die Geschichte ein, ohne dabei schräg oder übertrieben zu wirken. Bis zum Ende bleibt offen, wie die Geschichte mit Evie und X ausgeht, sodass man das Buch nur ungern aus der Hand legt, um endlich zu erfahren, ob es zum erhofften Happy End kommt oder die Liebe der beiden ein anderes Schicksal ereilt.
Fazit
Ein gelungener Liebesroman, der zeigt, dass sich Liebe trotzdem lohnt, auch wenn es nicht immer in einem „bis das der Tod uns scheidet“ endet und einfach jeder glückliche Moment zählt!
Deine Meinung zu »Als wir Tanzen lernten«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!