Ein Versteckspiel vor der eigenen Vergangenheit
Maserati ist das einzige Mädchen weit und breit. Gemeinsam mit ihrer Großmutter lebt sie in einem unscheinbaren Dorf. Dort führen sie ein kleines Lokal, in dem Maserati am Nachmittag aushilft, wenn sie aus der Schule kommt. Die Launen der Großmutter weiß Maserati hinzunehmen. Sie lieben sich und sind uneingeschränkt füreinander da. Die Ferien stehen vor der Tür, es ist Sommer und die Urlauber strömen bei ihnen zur Tür herein. Maserati freut sich auf die Ferien und die damit einhergehende freie Zeit.
Die Wendung
Doch plötzlich stehen zwei Jungs vor ihr. Sie gehören zu der reichen Familie, die die alte Villa im Dorf kaufen wollen. Sie passen nicht in das Dorf, das ist für Maserati von Anfang an klar. Die beiden Jungs aber umgarnen sie, wollen Zeit mit ihr verbringen, gemeinsam zum Baden gehen und den Sommer genießen. Doch die Treffen werden immer unangenehmer. Sie sieht sich ungewohnten Fragen ausgesetzt, die sich mit ihr und der Vergangenheit ihrer Familie beschäftigen. Als ihr auch noch einer der Jungen das Plattencover zeigt, auf dem sie zu sehen ist, gerät das bisher vermeintlich geordnete Leben von ihr vollends durcheinander. Aber auch die Jungen scheinen nicht die reichen verwöhnten Glückspilze zu sein, für die Maserati sie am Anfang hält. Selbstmordgedanken, Drogenmissbrauch und eine panische Angst vor Wasser enttarnen die Jungen ebenfalls als gewöhnliche Menschen.
Leicht und verständlich
In dem Roman Schallplattensommer beschreibt die Autorin die Schwierigkeiten eines Teenagers, mit den heutigen gesellschaftlichen Vorgaben zurechtzukommen. Von unbeabsichtigten Fehltritten, die von nun an das Familienleben gefährden, und der von Vorurteilen belasteten Beziehung zwischen Arm und Reich, schreibt sie verständlich und einfühlsam. Leichtfüßig und sprachlich unaufgeregt, erzählt sie die Geschichte eines Jugendsommers, in das der Leser unbekümmert eintauchen kann und in dem er auf geradezu unspektakuläre Weise von den Kehrseiten der Protagonisten erfährt. Schallplattensommer erzählt von Menschen, die gleich sind und zugleich verschiedener nicht sein könnten. Sie sind jung und frei aber zugleich verwundbar und haben Geheimnisse und Ängste, die sie den anderen gegenüber verheimlichen wollen.
Fazit
Ein interessantes Buch über Freundschaft, Beziehung, Familie und Erwachsenwerden im Jahr 2022, das Mut macht, über die eigene Komfortzone hinauszublicken und das Leben so zu nehmen, wie es kommt. Sprachlich nicht anspruchsvoll, inhaltlich aber gefüllt mit Themen über die es sich zu diskutieren lohnt. Ein Buch mit Gesprächspotenzial.
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