Auf der Suche nach der Zukunft
Lenis Weg ist scheinbar seit Jahren klar: Sie wird wie ihr älterer Bruder in die Fußstapfen der Eltern treten, die eine erfolgreiche Anwaltskanzlei führen. Doch jetzt, mit dem Abi in der Tasche, weiß Leni nur eines: Sie will auf gar keinen Fall Anwältin werden. Doch das bedeutet nicht nur, dass sie ihre Eltern enttäuschen wird, auch die gemeinsame Studentenwohnung mit ihrer besten Freundin rückt in weite Ferne. Und da wäre auch noch ihre heimliche Liebe für ihren besten Freund – der aber in festen Händen ist. Von ihren Gefühlen hin- und hergerissen, sucht Leni einen Ausweg. Da kommt das Jobangebot, als Praktikantin auf einem Filmset zu arbeiten, gerade recht. Doch hier stößt sie ausgerechnet auf den von ihr wenig geschätzten Partner ihrer Freundin und der macht ihr das Leben richtig schwer. Doch da mischt sich Hauptdarsteller Jonas ein und plötzlich beginnt sich die Welt von Leni zu verändern.
Gut aufgefangen
Es ist ein unterhaltsamer Roman, den Gloria Trutnau hier vorlegt. Alle Elemente einer guten Liebesgeschichte sind vorhanden, das Setting überzeugt und die Charaktere sind weitgehend überzeugend. Gut aufgefangen wurde von der Autorin vor allem diese Phase, in der sich junge Menschen unsicher darüber sind, was sie aus ihrem Leben machen wollen. Mit Leni und Jonas konnte diese Thematik gleich auf einer breiteren Ebene angesprochen werden. Während Leni sich nicht schlüssig ist, welche Studienrichtung für sie die Richtige ist, steht Jonas bereits auf einer erfolgreichen Basis als Schauspieler, ist jedoch auf der Suche nach Weiterentwicklung. Beide wissen, dass sie nicht den Weg weitergehen wollen, der ihnen von den Eltern beziehungsweise vom Vater vorgegeben ist. Diese Unsicherheit kommt deutlich zum Ausdruck und steht für eine Lebensphase, in der es gilt, weitreichende Entscheidungen zu fällen.
Was ist Freundschaft, was ist Liebe?
Die Gefühlsebene in Sachen Liebe bildet den zweiten Schwerpunkt im Leben der beiden Hauptfiguren. Leni, die seit Jahren unglücklich in ihren besten Freund verliebt ist, kann sich nicht vorstellen, diese Gefühle in den Griff zu bekommen und blockiert sich damit selbst. Jonas hingegen möchte keine Bindung eingehen, da er sich davor fürchtet, eingeengt zu werden. Beide sind sich selber gegenüber nicht ganz aufrichtig und versuchen, die tatsächlichen Empfindungen mit dem Verstand zu überdecken. Dies wirkt auf die Leserinnen und Leser mit der Zeit etwas uninspiriert, da die beiden wenig Bereitschaft mitbringen, sich auf Neues einzustellen. Das Arrangement, das sie getroffen haben, bietet zwar einiges Potenzial für komische Szenen, doch wird das nur begrenzt abgerufen. Es bleibt alles auf einer recht ruhigen Ebene, die wirklich großen Abgründe bleiben außen vor.
Zu viel Schwarzweiß
Der süffig geschriebene Roman könnte durchaus etwas mehr Tempo vertragen. Doch ist der eher ruhige Verlauf nicht die eigentliche Schwachstelle. Die liegt vielmehr in der zu deutlichen Schwarz-weiß-Gestaltung. Die Bösewichte des Romans sind schnell ausgemacht, ebenso die Guten. Und daran ändert sich nichts. Selbst als Jonas den Betrug seines Vaters erkennt, bleibt er ganz auf der Seite des „Guten“ und weicht einer konsequenten Entscheidung aus. Dieses zögerliche Verhalten kann nicht so richtig überzeugen. Auffällig ist, dass die Autorin mit ihrer Geschichte doch sehr an der Oberfläche bleibt und gerade bei den wesentlichen Problemen nicht in die Tiefe geht.
Fazit
Viele Träume führen ans Ziel ist ein unterhaltsamer Liebesroman, der aus zwei Perspektiven geschrieben ist. Das ermöglicht eine Art dreidimensionale Sicht auf die Ereignisse. Mit den Hauptfiguren Leni und Jonas lassen sich ein paar schöne Lesestunden verbringen, auch wenn man sich etwas mehr Tiefgang wünschen würde.
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