Beziehungstipps über einen Spind
Darcy gibt an ihrer Schule Beziehungstipps über den Spind 89. Das alles macht sie heimlich – denn wer will schon wissen, dass eine Mitschülerin all die Geheimnisse weiß, die man sonst nicht teilen möchte. Doch auch Darcy hat ein Geheimnis, das sie um jeden Preis verheimlichen muss. Als sie schließlich erwischt wird, droht alles aufzufliegen …
„Alle in der Schule wissen über Spind 89 Bescheid, den Spind rechts unten, am Ende des Korridors, in der Nähe der Chemieräume.“
Spind 89 ist eine Institution in Darcys Schule, denn hier bekommen die Schülerinnen und Schüler Nachhilfe in Sachen Beziehung und Liebe. Was aber niemand weiß: Dahinter steckt Darcy selbst. Wann immer ihre Mutter, die Lehrerin an der Schule ist, länger bleiben muss, leert Darcy den Spind und nimmt sich der Briefe an, um diese dann gegen Bezahlung zu beantworten. Unzählige Beziehungsratgeber und YouTube-Videos hat sie sich reingezogen, um bestmögliche Ratschläge zu erteilen. Bisher ist auch alles gut gelaufen.
Dann jedoch wird sie von Alexander Brougham erwischt, wie sie den Spind leert. Damit ihr Geheimnis bewahrt bleibt, hat sie keine andere Möglichkeit, als ihm selbst in Beziehungsfragen zu helfen. Brougham will unbedingt seine Ex zurück, bei der er unten durch ist. Darcy merkt schnell, dass seine sozialen Fähigkeiten einiges zu wünschen übrig lassen, doch nimmt sie die Herausforderung an.
Was bleibt ihr auch anderes übrig? Es muss um jeden Preis ihr Geheimnis bleiben, dass sie hinter Spind 89 steckt. Denn vor einiger Zeit hat auch ihre beste Freundin Brooke einen Zettel hineingeworfen, auf dem sie gestand, in eine bestimmte Mitschülerin verliebt zu sein. Darcy, die selbst heimlich verliebt in sie ist, hat mit ihrem Rat dafür gesorgt, dass nichts weiter aus der Schwärmerei wird. Ärger ist vorprogrammiert, sollte Brooke diesen Vertrauensbruch herausfinden …
Lieber Spind 89 …
Nach dem Überraschungshit Nur fast am Boden zerstört folgt der zweite Young-Adult-Roman aus dem LGBTIQ+-Bereich. Darcy ist völlig verknallt in ihre beste Freundin, die lesbisch ist, aber scheinbar kein romantisches Interesse an Darcy hat. Die verzweifelten Gefühle, die sie stets zu überdecken versucht, kommen glaubhaft rüber. Brougham dagegen ist sehr unbeholfen, was Beziehungsfragen angeht, weshalb hier deutlich auf sein Entwicklungspotential Wert gelegt wird. Die beiden sind sehr unterschiedlich, weshalb es Spaß macht, ihre Gegensätze, aber auch mit ihnen ihre Gemeinsamkeiten kennenzulernen.
Das alles verpackt Sophie Gonzales in ihrem angenehmen Schreibstil, der einen beim Lesen federleicht durch das Buch trägt. Für Abwechslung sorgen die Briefe der verzweifelten Schülerinnen und Schüler, deren Fragen aus dem echten Leben stammen könnten. Beantwortet werden sie mit viel Feingefühl und Ernsthaftigkeit. Hier kommt vermutlich der Beruf der Autorin als Psychologin zugute: Sie nimmt die Probleme der Jugendlichen ernst und vermittelt nebenher ein paar psychologische Kniffe.
Alles in allem ist der Autorin wieder ein anregender, schöner Roman gelungen, der natürlich Auseinandersetzungen schafft, die vorherzusehen sind, die aber glaubhaft aufgelöst werden. Diese Art von Roman setzt nicht auf Überraschung, sondern auf das gute Gefühl, das sich beim Lesen einstellt.
Fazit
Im Gegensatz zu Nur fast am Boden zerstört warten in diesem Buch keine großen Dramen. Stattdessen ist es eine schöne, einfallsreiche High-School-Liebesgeschichte, die rundum gelungen ist.
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