Disney Noir
Monarch City: pulsierende Metropole, sagenumwobener Sündenpfuhl – eine Stadt zwischen den Fronten. Einst regierte hier die Magie, hielt Zauberei die Menschen in Atem, erfüllten gute Feen jeden Wunsch. Doch vor vielen Jahren endete die Welt, so wie man sie kannte: Die Magie verschwand, scheinbar für immer, und der Wolkenkratzer „The Staff“, blühendes Zentrum der mit ihr befähigten Menschen, gleich mit. An seiner Stelle, im Viertel, das man heute treffenderweise die Scar nennt, klafft ein Loch wie eine nie verheilte Wunde, gefüllt mit schwarzem, tödlichem Wasser – dem Miracle Lake. Ein erbitterter Meinungswettstreit tobt zwischen mehreren Fraktionen, die ganz unterschiedliche Standpunkte zu einer möglichen Rückkehr der Magie vertreten. Doch viel schlimmer ist der Klassenkampf zwischen den Legacies, dem „alten Adel“ der Magie, und den Narrows, den nie magisch gewesenen Personen, die Erstere zunehmend unterdrücken, diskriminieren und verdrängen.
Auch Mary Elizabeth Heart ist eine Legacy. Ihre Familie wurde einst brutal ermordet. Einem daraus erwachsenen Durst nach ausgleichender Gerechtigkeit folgend, konnte die High-School-Schülerin ein Praktikum beim Monarch City Police Department ergattern. Einzige Lichtblicke in ihrem Leben sind ihre Tante Gia, bei der sie aufgewachsen ist, ihre beste Freundin Ursula sowie ihr düsterer Freund James. Bald schon jedoch soll Mary Gelegenheit erhalten, über sich selbst hinauszuwachsen: Eine ihrer Mitschülerinnen, die unnahbare Mally Saint, ist verschwunden. Chief Ito, die große Stücke auf den Frischling hält, überträgt Mary und ihrer Partnerin Bella den Fall. Zunächst tappen die beiden im Dunkeln. Doch nach und nach kommen sie einem Komplott auf die Spur, das Monarch City einmal mehr von Grund auf verändern könnte …
#LegacyLoyalty
Serien, welche die beliebtesten Zeichentrickklassiker neu erfinden, sind bei Disney im Moment schwer in Mode. Auch City of Villains reiht sich in diesen Trend ein. Dabei wird eine völlig neue Geschichte gesponnen und in ein originelles Setting verfrachtet, welches Thriller- und Noir-Elemente mit Fantasy mischt. Die Reihe will damit in die Fußstapfen von Young-Adult-Hits wie City of Bones treten und gleichzeitig Disney-Fans bedienen. Leider bleibt dieser erste Teil damit aber weit hinter seinen Möglichkeiten.
„Was, wenn jemand einen Weg gefunden hat, die Magie zurückzubringen, aber dabei etwas schiefgelaufen ist?“
Eine für Disney eher untypisch, abgebrühte und düstere Stadt als Kulisse für diese Geschichte zu nutzen und einen Schuss Mystery hineinzumischen, ist eine gute Idee, die sich ganz offensichtlich an ein Publikum ab dem Teenager-Alter richtet (so geht es stellenweise durchaus auch mal etwas derber und brutaler zu). Die jugendlichen Figuren, die auch so sprechen und sich so verhalten, erinnern an Disney-Channel-Produktionen wie Descendants. Leider werden sie viel zu unscharf und stereotyp gezeichnet, und auch die Ausgangslage wirkt wie etwas, das man schon viele Male zuvor gelesen hat. Es werden einfach nicht genug interessante Informationen gestreut, um Spannung bezüglich des zentralen Rätsels oder auch nur eine gute Verbindung zu den Charakteren aufzubauen. Über weite Strecken scheint die Handlung eher vor sich hinzudümpeln.
Wären wenigstens die Disney-Anspielungen unterhaltsam, könnte man das vielleicht noch verschmerzen – aber leider beschränken sich diese auf (teils abgewandelte) Figurennamen ohne allzu viel Bezug zu den Filmen und bleiben daher relativ überflüssig. Hier und da darf der Fan schmunzeln oder sich über einen guten Einfall freuen, aber insgesamt wirkt der Bezug zu Disney recht sporadisch und hätte weggelassen werden können, ohne dem Handlungsgerüst sonderlich zu schaden. Nur auf den letzten Metern nimmt der Plot an Fahrt auf und schafft es, die vorgenannten Mängel etwas auszubügeln und doch noch ein bisschen Neugier auf die Fortsetzung zu entfachen.
Fazit
City of Villains: Geheimnisvolle Mächte lässt zu wünschen übrig: Dieser erste Teil bietet wenig für Disney-Fans und ist auch unabhängig davon als Young-Adult-Genremix mittelmäßig, da er keine stimmige Balance findet. Erst ganz am Ende wird es spannend, sodass man hoffen darf, dass der Folgeband auf den vorhandenen guten Ansätzen aufbauen kann.
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