Weniger wäre mehr
Noch ist Sky total aufgewühlt. Eben hat sie Carters Wohnung verlassen, nachdem sie zum ersten Mal miteinander geschlafen haben. Aufgewühlt von ihren Gefühlen für ihren besten Freund und Pflegebruder macht sich Sky auf den Heimweg. Sie weiß, dass Carter in wenigen Stunden für ein paar Monate nach Europa aufbrechen wird, um als Musikjournalist seinen Traum zu verwirklichen. Da geschieht es: Sky wird in einen schweren Unfall verwickelt, der sie in den Rollstuhl zwingt. Für den ganzen Rest ihres Lebens. Um Carters Traum nicht zu zerstören, verheimlicht Sky ihm den Unfall und seine Folgen. Doch sie weiß, dass sie sich spätestens dann, wenn er von seiner Tour zurückkehrt, mit dem Ganzen auseinandersetzen muss.
Geschichte aus zwei Perspektiven
Die Autorin wählt für ihren Roman eine geteilte Perspektive. Zum einen wird die Geschichte aus Sicht von Sky erzählt, zum anderen aus jener von Carter. Dadurch bekommen die Leserinnen und Leser einen guten Eindruck vermittelt von der vielschichtigen Gefühlswelt der beiden Protagonisten. Zusammen mit der süffigen Sprache und dem spannenden Grundsetting also eine höchst vielversprechende Mischung. Allerdings kann Sarah Stankewitz letztlich die so geschürten Erwartungen nur teilweise erfüllen. Das liegt an zwei Faktoren: Zum einen stapelt die Autorin die verschiedensten Problemkreise aufeinander und überlädt die Geschichte damit rettungslos, zum anderen wirken die Charakteren teilweise unglaubwürdig. Die vielen Themenbereiche, die teilweise nur kurz und oberflächlich gestreift werden, verwässern den roten Faden der Geschichte: Nämlich die Frage, ob Liebe auch dann Bestand hat, wenn das Gegenüber durch einen Schicksalsschlag beeinträchtigt wird.
Lockerer Umgang mit dem Schicksal
Besonders die Figurenzeichnung von Sky wirft Fragen auf. Zu Beginn des Romans ist die junge Frau aufgewühlt und voller widersprüchlicher Emotionen. Dann zwingt das Schicksal sie in den Rollstuhl, was von Sky weitgehend gelassen hingenommen wird. Einzige Angst von Sky ist, dass Carter etwas davon erfährt. Hier fehlt eindeutig der Teil, in dem sich Sky zunächst mit ihrer neuen Wirklichkeit auseinandersetzen muss. Die Zeitsprünge im Roman sind viel zu kurz, um das einfach außer Acht zu lassen. Auch als Sky von Carters „Verrat“ erfährt, bleibt sie weitgehend selbstlos und gelassen – fast als würde sie unter starker Psychopharmaka stehen. Carter wiederum bugsiert sich mal eben in eine ungemütliche Lage, obwohl er Sky angeblich liebt. Auch fällt es ihm während all ihren Kontakten nie auf, dass seine beste Freundin sich irgendwie verändert hat. Das passt nicht ganz zu dieser tiefen Liebe, die da heraufbeschworen wird.
Fazit
Rise and Fall folgt einem interessanten Ansatz: Können zwei frisch Verliebte einen so schweren Schicksalsschlag wie die Behinderung der Protagonistin verkraften? Garantiert sind überraschende Lesemomente mit vielen Emotionen.
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