Zweimal eine unsterbliche Liebe
Jessie kann es nicht glauben: Endlich darf sie als Übersetzerin uralter Manuskripte zeigen, was sie kann. Und das gleich bei Dokumenten, die etwas mit Jeanne d’Arc zu tun haben könnten. Mit dem freundlichen Ben hat Jessie zudem einen Kollegen an der Seite, der ihr mit viel Wärme begegnet. Doch Jessies Herz gehört einem ganz anderen: Dem jungen Komponisten Callen, dem sein Erstlings-Erfolg zu Kopf gestiegen ist und der nun unter dem Druck weitere Meisterstücke zu liefern zu zerbrechen droht. Und dieser Callen macht ausgerechnet in dem kleinen Schloss in Frankreich Urlaub, in dem Jessie ihren Job gefunden hat. Callen ist zudem nicht irgendwer. Er ist genau der Junge, den Jessie einst als Kind schon geliebt hat und der eines Tages ohne jede Nachricht aus ihrem Leben verschwunden ist. Auch Callen kann sich an seine Kinderfreundin erinnern – und spürt sofort eine tiefe Verbundenheit mit ihr. Aber er kann nicht aus seiner Haut. Und das heißt, dass er kaum die Finger von Alkohol und unter dessen Einfluss von den Frauen lassen kann. Jessie aber möchte nicht einfach ein One-Night-Stand sein und versucht alles, ihre Gefühle für Callen in den Griff zu bekommen.
Klassische Liebesgeschichten auf zwei Zeitebenen
Die Geschichte zwischen Jessie und Callen gehört zu den klassischen Liebesgeschichten, wenn auch ein paar Details für einen zusätzlichen Reiz sorgen. So etwa die Erinnerungen der beiden an die Kindheitstage, in denen sie durch ihre Verbundenheit den Widrigkeiten des Lebens trotzten. Beide litten sie unter zerrütteten Familienverhältnissen. Während es bei Jessie vor allem die Untreue ihres Vaters und damit verbunden einen verbissenen Kampf der Mutter gegen die jeweiligen Geliebten war, war es bei Callen Misshandlung durch den Vater, die den Jungen zeichnete. Obwohl hier viele Klischees zutage treten, mag dieser Part der Liebesgeschichte einige Emotionen hervorzurufen; ganz anders als die tatsächliche Liebesgeschichte der beiden erwachsenen Figuren, die doch sehr abgedroschen und stark in die Länge gezogen ist. Mehr Finesse hingegen kommt der Liebesgeschichte der historischen Figuren zu, über die Jessie durch ihre Übersetzungen nach und nach mehr erfährt. Diesem Teil des Romans wird allerdings recht wenig Platz eingeräumt.
Alkoholproblem verharmlost
Man mag dank unbestrittenem Unterhaltungswert über die Ansammlung von Klischees im Plot hinwegsehen und sich auch vom teilweise schleppenden Tempo nicht irritieren lassen, doch die Entwicklung Callens dürfte vielen zu denken geben. Denn es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der junge Mann ein starkes Alkoholproblem hat – und es „schwupps“ wieder los wird. Zwar stellt Mia Sheridan deutlich die Gefahren dar, die sich mit plötzlichem Erfolg und einer gewissen Prominenz einstellen. Doch der Umgang der Protagonisten damit bedeutet eine starke Verharmlosung des Problems. Gerade in einem Buch, das sich an Jugendliche und junge Erwachsene richtet, ein unverständlicher Umgang mit der Suchtproblematik. Auch die naive Art, mit der die immerhin 24-jährige Jessie mit dem Thema Sex umgeht, dürfte da und dort Kopfschütteln hervorrufen. Jessies Verhalten will eher zu einer Teenagerin passen, denn zu einer erwachsenen Frau.
Fazit
More than Words befriedigt das Bedürfnis nach einer Happy-End-Liebesgeschichte gleichermaßen wie es die Faszination für Geheimnisse aus der Vergangenheit weckt. Dass dabei die Ausarbeitung der Charaktere etwas klischeehaft geraten ist, ist bedauerlich. Dennoch vermag der Roman – mit einigen Abstrichen – durchaus zu unterhalten.
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