Wenn du zum Buche gehst, nimm das Schwert mit!
Elisabeth liebt ihren Job! Sie arbeitet in einer der Großen Bibliotheken von Austermeer und wird hier zur Bibliothekarin ausgebildet. Wenn alles gut läuft, dann wird sie womöglich eines Tages sogar ein Schwert tragen dürfen. Wer sich jetzt wundert, warum sich eine Bibliothekarin überhaupt bewaffnen muss, der sollte wissen, dass Austermeers Bücher nicht nur die Produkte aus Papier, Druckerschwärze und Leim sind, wie wir sie kennen. Viele Bücher beinhalten Zauber, sie müssen in Ketten gelegt werden und manchmal, wenn sie sich doch losreißen können, entwickeln sie Kräfte, die unbedingt den Einsatz des Schwertes rechtfertigen. Natürlich nennt man diese Geschöpfe dann auch nicht mehr einfach Bücher – sondern vielmehr Grimoires und niemand sollte sie unterschätzen!
Eines Nachts passiert dann doch die Katastrophe: Ein mächtiger Grimoire reißt sich los und droht vernichtendes Unheil anzurichten. Nur der Geistesgegenwart und dem Mut Elisabeths ist es zu verdanken, dass die gerade noch abgewendet wird. Aber was passiert nun? Ihre Vorgesetzten sind der Meinung, dass die gerade noch abgewendete Tragödie überhaupt erst durch Elisabeths Schuld hervorgerufen wurde und verlangen, sie hart zu bestrafen. Die junge Frau ist vollkommen verzweifelt. Niemand scheint ihr beistehen zu wollen – nicht einmal der arrogante Zauberer Nathaniel Thorn. Obwohl – vielleicht könnte er doch helfen und vielleicht ist Nathaniel gar nicht so arrogant wie sie dachte. Aber dann ereignen sich weitere heftige Zwischenfälle in anderen Bibliotheken und Elisabeth und Nathaniel geraten mitten ins Kreuzfeuer.
Bücher mit einem charaktervollen Eigenleben
Es ist sicher eine tolle Idee, wenn Bücher im Regal entsprechend ihrem Inhalt tatsächlich eigene Charaktere und eigene Verhaltensweisen entwickeln könnten. Zwischen den New Adult Romanen, da wäre vermutlich ein emsiges Getuschel und Gekicher. Bestimmt müsste man immer wieder den einen oder anderen auf sein Regalbrett zurücksetzen. Eine gestrenge Bibel, die daneben stehen würde, fände das bestimmt nicht lustig und würde sich über die allgemeine Moral beklagen. Anders sähe es natürlich aus, wenn Büchern über schwarze Magie ein eigenes Leben eingehaucht würde, denn diese könnten Vernichtung und Tod mit sich bringen. Sie müssten dann besonders aufbewahrt und bewacht werden. Auf dieser Idee hat die US-amerikanische Autorin Margaret Rogerson ihre Idee zu Der dunkelste aller Zauber aufgebaut. Sie beschreibt spannend und packend düstere Bibliotheken und alte Gemäuer, in denen unsere Helden ihren Mut beweisen müssen.
Wenn schon eine junge Frau als angehende Bibliothekarin und ein junger Mann als Zauberer eine Rolle spielen, muss es nicht überraschen, wenn natürlich auch eine Liebesgeschichte als weiterer Strang eingebaut wurde. Zwar können sich beide anfangs überhaupt nicht leiden, aber es ist schön zu lesen, wie sich langsam ein vorsichtiger Waffenstillstand und dann auch eine Freundschaft entwickeln. Diese Verwandlung beschreibt Rogerson frisch und lebendig. Besonders gefiel mir dabei die demonstrativ arrogante Art Nathaniels, wenn er sich als begehrenswertester Junggeselle des Landes darstellt und im nächsten Atemzug von seinen misslungenen Dates berichtete.
Drei sind einer zu viel
Auf der Suche nach dem Urheber der Zerstörungen und Vernichtungen der Bibliotheken und der Auferweckung des mächtigsten Grimoires müssen Elisabeth und Nathaniel packend geschilderte Abenteuer bestehen. Sie legen sich mit einem mächtigen Feind an und oft sieht vieles verloren aus, aber mit vereinten Kräften können sie den finsteren Mächten widerstehen. Abgesehen von diesen spannenden Gefahren gefiel mir auch noch sehr gut, dass das Eigenleben der Bücher hier so weit geht, dass sie nicht nur in ihrer Welt gefangen sind. Sie können dann, wenn ihnen vertraut wird und ihre Ketten gelöst werden, sich sogar selbst für die gute Seite entscheiden und diese unterstützen. Was mir nicht gefiel war dagegen, dass Elisabeths und Nathaniels Kampf insbesondere durch seinen Diener Silas unterstützt wurde. Jetzt steckt zwar hinter diesem Diener etwas mehr als ein Mensch aus Fleisch und Blut, doch muss ich sagen, waren mir die ganzen Irrungen und Wirrungen um seine Person bzw. um seine Herkunft oder Besonderheit einfach zu viel. Für meinen Geschmack wäre das in der tollen Handlung und der dichten Atmosphäre gar nicht mehr nötig gewesen. Gerne hätte ich mich auch mehr auf die beiden tollen Helden Nathaniel und Elisabeth alleine konzentriert.
Fazit
Im „dunkelsten aller Zauber“ gelingt es Margaret Rogerson die Leserinnen und Leser in eine phantastische Welt zu führen. Machthungrige Bücher, die zudem noch ganze Dörfer in Schutt und Asche legen können, das bringt einen auch dazu, einmal seine eigenen Bücher ein wenig anders anzusehen. Ganz ohne Blutvergießen und Schrammen verschlingt einen auch dieses Buch und auch wenn der eine oder andere Strang zu viel ist, wird fesselnde Unterhaltung geboten.
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