Temporeich und witzig
So haben es sich die beiden 14jährigen Freundinnen Lena und Amira nicht vorgestellt: Auf Klassenfahrt stehen sie vor der verschlossenen Tür des Jungs-Zimmers. Für ihren Versuch, den Jungs einen Überraschungsbesuch zu machen, werden sie auch noch ausgespottet – ausgerechnet von den beiden angesagtesten Mädchen der Klasse, Fabienne und Nadja. Die beiden Zicken sind Lena und Amira zuvorgekommen. Auch sonst läuft vieles nicht nach Plan. Der Plan sieht nämlich vor, dass Lena und Amira endlich von ihrem jeweiligen Schwarm geküsst werden. Als sich endlich ein Silberstreifen am Horizont zeigt und Lena langsam darauf hoffen darf, dass ihr Plan doch noch klappt, merkt sie, dass es sich gar nicht so gut anfühlt, wie sie geglaubt hat. Denn der supertolle Justin, für den sie so intensiv geschwärmt hat, verliert irgendwie an Glanz. Dafür bekommt der etwas farblose Simon viel mehr Kontur. Lena muss sich die Frage stellen, was genau sie denn überhaupt will.
Tagebuchform und Teenagersprache
Was die Autorin Yvonne Struck hier ihren Leserinnen und Lesern präsentiert, ist weit weg von einem unterhaltsamen Schmöker für verregnete Tage. Sie legt eine temporeiche und mit viel Witz geschriebene Teenager-Geschichte vor, die von Situationskomik und den kurzen Tagebucheinträgen der Protagonistin Lena lebt. Das verlangt aber, dass die Leserinnen und Leser bereit sind, sich ganz auf die Teenager-Sprache und die kurzen Gedanken-Sequenzen von Lena einlassen. Während diese Erzählform bei denen Einen sofort Nähe generiert, lässt sie andere – vor allem jene, die etwas anders ticken als Lena – außen vor. So vermag der Roman unabhängig vom eigentlichen Inhalt rein durch die Erzählform zu polarisieren. Es lohnt sich also, sich zuerst ein wenig einzulesen, bevor man sich ganz auf die Geschichte einlässt.
Eigene Erfahrungen kommen hoch
Ganz unabhängig vom aktuellen Alter lassen die Erlebnisse von Lena und ihrer Freundin Amira wohl bei den meisten Leserinnen – und wohl auch bei vielen Lesern – Erinnerungen an eigene Erlebnisse hochkommen. Die Klassenfahrt birgt gleichermaßen Chancen wie auch Gefahren und wohl jeder hat die eine oder andere Situation, die Lena beschreibt, in ähnlicher Form erlebt. Schön ist auch, dass die beschriebenen Gefühle sehr authentisch wirken und ausgesprochen gut zu einem Teenagermädchen passen, bei dem die Hormone gerade für ein ständiges Auf und Ab sorgen. Hier hat die Autorin Yvonne Struck viel Empathie für Jugendliche in der Pubertät eingebracht und präsentiert betroffenen Teenagern auch gleich eine Art Hilfestellung, mit solchen Situationen souverän umzugehen.
Mehr Tiefe gewünscht
Letztlich hat Yvonne Struck in ihre Teenager-Komödie wichtige Informationen und Hinweise verpackt. So etwa die Aufforderung, mehr nach dem tatsächlichen Charakter eines Menschen zu forschen, als auf die ersten Eindrücke zu vertrauen. Doch hier wünschte man sich noch etwas mehr Tiefgang – Lenas Geschichte dümpelt denn doch eher an der Oberfläche. Unterhaltsam ist sie dennoch, die Klassenfahrt, auf der Lena und Amira endlich geküsst werden wollen.
Fazit
Diese Klassenfahrt hat es in sich – und der Roman von Yvonne Struck bietet da eine temporeiche Unterhaltung in einer ungewohnten Tagebuchform. Die Autorin präsentiert damit eine Einladung an ihr junges Publikum, quasi an vorderster Front mitzuerleben, wie Träume platzen und unerwartete Gefühle entstehen.
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