Sei dein eigenes Kino!
Ist das Ende von Gellert Grindelwald gekommen? Der mächtige Zauberer wurde verhaftet und nun soll ihm in Europa der Prozess gemacht werden. Unter strenger Bewachung wird er dorthin transportiert – aber… selbst wer den Film nicht gesehen hat, der kann es sich denken: Natürlich entkommt der Bösewicht und wieder müssen unsere Helden, die wir schon im ersten Teil der „Magischen Tierwesen“ lieb gewonnen haben, sich seinen scheinbar unaufhaltsamen Machtgelüsten in den Weg stellen. Grindelwald träumt nämlich von der alleinigen Herrschaft der Zauberer und selbstverständlich sind damit alle anderen Wesen – allen voran wir „Muggel“ – überflüssig und verzichtbar.
Für uns könnten gefährliche und vielleicht sogar verzweifelte Zeiten anbrechen, würde sich nicht ein mindestens genauso mächtiger Zauberer wie Grindelwald auf unsere Seite schlagen: Albus Dumbledore, einst der beste Freund des dunklen Zauberers, hat eine Schar von Mitstreitern um sich geschart und wirft sich dessen finsteren Plänen entgegen. Im „Team Dumbledore“ treffen wir wieder auf Newt Scamander und seine teils bezaubernden, teils bedrohlichen, aber immer phantastischen kleinen und manchmal sehr großen Freunde, Jacob Kowalski, der seinen Pastetenofen dann doch zurücklassen musste und die manchmal sehr ungleichen Schwestern Queenie und Tina Goldstein. Sie alle rüsten zum Kampf gegen die dunkle Bedrohung und fraglich bleibt, ob alle unsere Helden aus der finalen Konfrontation mit dem bösesten aller Zauberer zurückkehren.
Ist das nicht nur für Fans?
Ehrlich gesagt: Zu Anfang der Lektüre fragte ich mich dann doch: Wozu braucht man so ein Original-Drehbuch? Drehbuch- oder Theaterdialoge sind doch wesentlich schwieriger zu lesen als ein Roman, den Film über den zweiten Teil der „Magischen Tierwesen“, den hatte ich schon lange gesehen und wie er endete, das wusste ich auch. Ich fragte mich: „Wozu das Ganze?“ und so erschien mir das Drehbuch zu „Grindelwalds Verbrechen“ allenfalls als ein nettes Merchandising für den Harry-Potter-Hardcore-Fan. Aber bereits als ich das Buch erstmals in der Hand hielt und durchblätterte, war ich von der Aufmachung des „Drehbuchs“ angetan. Selbst die recht einfache Taschenbuchfassung ist mit seinem blauen Einband und den stilistischen Zeichnungen eines Paris der Jugendstilzeit sehr schön gestaltet. Jugendstil-Elemente sind auch im Buch selber zu finden, wird doch jede Seite von einem entsprechenden Rahmen eingefasst und die Kapitel beginnen mit kleinen Zeichnungen und Ornamenten. Hier wurde liebevoll gearbeitet und ein sehr hübsches kleines Büchlein gestaltet.
Was kann deine Fantasie?
Natürlich kann das Drehbuch für denjenigen, der den Film schon kennt, keine besonderen Überraschungen bieten. Dennoch bemerkte ich bei mir selbst, dass die menschliche Phantasie auch beim bloßen Lesen wunderbare Bilder erfinden kann. Ich ließ mich daher in die Welt der phantastischen Tierwesen, der aufstrebenden und manchmal verzweifelten Zauberer entführen und war insbesondere von der Kulisse Paris’ gefesselt, in der das ganze spielt. Ich kam auch überraschend gut mit der reinen Theaterfassung des Buchs zurecht, die – wie es einem Drehbuch entspricht – natürlich nur die Texte und die Regieanweisungen weiter gibt. Zwar erfährt der Leser noch, wie die Orte, in denen die jeweiligen Handlungen spielen, grundsätzlich aussehen sollen, aber der Rest ist seiner Fantasie überlassen. Meine zeigte anlässlich dieses Buches, dass die doch noch so einiges kann. In meinem Kopf entstanden nämlich viele Bilder zu Szenen, die sich hinter dem Film nicht verstecken mussten. Angenehm fand ich auch, dass Elemente, die im Kino manchmal einfach untergehen, beim Lesen doch mehr in den Vordergrund treten. Hier kann der Leser also seinen eigenen Film drehen und – wenn er möchte – den Spot verstärkt mehr auf das eine oder andere richten.
Fazit
J.K. Rowling nimmt den Leser mit zu einem weiteren Abenteuer mit den bezaubernden – oder auch beängstigenden – phantastischen Tierwesen und den Aufstiegsphantasien des bedrohlichen Zauberers Gellert Grindelwald. Wer sich hier darauf einlassen kann, die reine Dialogfassung mit den Regieanweisungen zu lesen, der erlebt, wie ein eigener Film in seinem Kopf abgedreht wird, der manchmal sogar schönere Szenen aufweist, als es die eigentlichen Könner aus Hollywood vermochten.
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