Seahorse - Der Gesang der Wasserpferde
- Schneiderbuch
- Erschienen: Juni 2022
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Hardcover, 272 Seiten
Band 1 von 3 aus der Seahorse-Reihe
ISBN: 9783505150029
Nicht nur für Pferdefreunde
So, wie viele Teenager zofft sich Shona ständig mit ihrem Vater. Als sie bei einer Tierbefreiungsaktion über die Stränge schlägt, zieht dieser die Reißleine und schickt Shona zu Verwandten, die ein einer kleinen Grafschaft in den schottischen Highlands leben. Dort wird Shona von ihren drei Cousins nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Als Shona bewusst wird, dass sie nicht nur für den Sommer zu ihren Verwandten geschickt wird, sondern hier auch zur Schule gehen soll, stürzt ihre Welt in sich zusammen. Sie überlegt sich, wie sie aus dieser Einöde fliehen könnte.
Einziger Lichtblick scheint ihre blinde Tante, die versucht, Shona in die Familie zu integrieren und sie näher an die drei alten Ponys des Hofs heranzuführen. Als die Ponys eins abends ausbüxen, schieben die drei Cousins Shona die Schuld in die Schuhe und lassen sie alleine nach Hazel, der ältesten Stute suchen. Bei dieser Suche stößt Shona auf einen wunderschönen weißen Hengst, der sich in einem Stacheldraht verfangen hat. Es gelingt ihr, den Hengst zu befreien und die verängstigte Ponystute einzufangen und nach Hause zu bringen. Doch die Begegnung mit dem Hengst lässt Shona nicht los. Tatsächlich sucht er erneut ihre Nähe, um sich von ihr die Wunden durch den Stacheldraht verarzten zu lassen. Shona ahnt nicht, dass der Hengst ein ganz spezielles Wesen ist. Er ist aber nicht der einzige Feund, den Shona in den Highlands findet – unvermittelt stößt sie auf einen geheimnisvollen Jungen, der heimlich die Ponys der Familie besucht.
Typische Konfliktsituationen
Geschickt bringt Karin Müller in ihren Roman verschiedene Konfliktsituationen hinein. Da ist erst einmal die Auseinandersetzung zwischen Shona und ihrem alleinerziehenden Vater. Dann aber auch die Ablehnung der Cousins, die sich auf einen alten Streit zwischen den beiden Familienzweigen stützt, was dazu führte, dass Shona für viele Jahre nicht mehr auf den Hof kam und deshalb in eine ihr nahezu völlig fremde Welt taucht. Und es ist letztlich auch der Konflikt, den Shona mit sich selber austrägt: Der unverarbeitete Schmerz über den Tod ihrer Mutter und die Suche nach sich selber. Diese sehr realen menschlichen Konfliktsituationen bettet die Autorin in eine Mystery-Geschichte ein, die zunächst nur vage durchscheint, dann aber immer stärker Fahrt aufnimmt und schließlich einen bedeutenden Teil der Geschichte ausmacht. Gemixt ist der Mystery-Teil aus klassischen Elementen der schottischen Legenden und eigenen phantasievollen Einbettungen.
Ärgerlicher Cliffhanger
Mit ihrem Erzähltalent schafft Karin Müller schnell eine atmosphärisch dichte Geschichte, die mitreißt. Zwar bleiben die Charaktere etwas oberflächlich, doch kommt man ihnen schnell nahe und kann ihre Gefühle und Handlungen gut nachvollziehen. Ein besonderer Pluspunkt ist die Art, wie die Autorin auf die Verbindung zwischen Mensch und Tier eingeht. Der langsame Aufbau der Spannung, der gleitende Übergang von realer zu fiktiver Geschichte und die geschickte Einbettung der Geschichte in die ganz eigene Welt der Highlands holen die Leserinnen und Leser ab und führen sie fast atemlos durch das Buch. Bis fast zum Schluss. Denn da nimmt Karin Müller Tempo raus und lässt ihr Publikum mit einem ärgerlichen Cliffhanger ratlos zurück. Der Versuch, durch einen gleitenden Übergang den dringenden Wunsch zu wecken, den Folgeband zu kaufen, ist ein böses Foul, das bei manchem die Lust auf den zweiten Band der Seahorse-Geschichte unvermittelt versiegen lässt.
Fazit
Mit der Seahorse-Geschichte legt Karin Müller einen spannenden Mix aus Realität und Mystery vor. Sie entführt gekonnt in sagenumwobene Gegend der schottischen Highlands und kann sowohl mit der Geschichte als auch mit ihren Figuren überzeugen. Ohne den Cliffhanger zum Schluss des Buches wäre der Auftakt zur Seahorse-Reihe eine rundum gelungene Sache.
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