Und dann kommt alles ganz anders ...
Julia will es endlich tun. Und das am besten in der Prom Night. Freundin Zoe hat auch den passenden Rahmen dafür, sie kann das Landhaus ihres Onkels nutzen. Denn nicht nur für Julia und Kevin soll es in dieser Nacht zur Sache gehen, auch ihre Freunde Madison und Jake wollen die Nacht für ihren ersten Sex nutzen. Dazu kommen Zoe und ihre Freundin Morgan, die Zwillingsschwester von Madison. Und weil Julia den letzten der Clique, Alex nicht außen vor lassen möchte, hat sie ihm ein Date verschafft: Ihre Bekannte Leah. Doch bei allem Bauchkribbeln und Erwartungen will es dann doch nicht ganz so kommen, wie sich die Freunde diese Challenge vorgestellt haben. Alex und Leah verbringen die Nacht im Krankenhaus, wo Alex Großmutter nach einem Herzinfarkt um ihr Leben ringt. Madison und ihre Zwillingsschwester Morgan zanken sich, was eindeutig auf die Stimmung drückt. Zoe vergeht die Lust beim Anblick eines der Zimmer in der Villa und sie beschließt deshalb eine spontane Backaktion anstelle der kuscheligen Nacht mit ihrer Freundin. Und bei Julia löst der Kater Bulldog alles andere als erotische Gefühle aus.
Überdrehte Teenie-Komödie
Autorin Kalena Miller lässt bei diesem Roman ihre Fantasie Purzelbäume schlagen. Sie legt eine temporeiche Komödie vor, bei der nichts so geschehen will, wie es sich Drahtzieherin Julia zurechtgelegt hat. Darin liegt der rote Faden der Geschichte, die sich bis auf wenige Bereiche sehr stark an der Oberfläche abspielt und kaum Raum für ernsthafte Auseinandersetzungen mit den angesprochenen Themenbereichen bietet. Die Idee, den ersten Sex zu einer Challenge zu machen, wirkt streckenweise überdreht und nicht ganz nachvollziehbar. Das könnte jedoch auch daran liegen, dass hier eindeutig Jugendliche aus den USA skizziert werden, die sich von ihrem Verhalten etwas von den Jugendlichen im deutschsprachig-europäischen Raum unterscheiden. Gewöhnungsbedürftig sind auch die zum Extremen neigenden Eigenarten der beteiligten Personen, zu denen auch die Mutter der Zwillinge wie die Eltern von Alex oder Zoes Onkel gehören.
Kontrollzwang und Traditionen
In einigen Bereichen spricht die Autorin wichtige Mechanismen an. Die zwei bedeutendsten sind dabei Familientradition und Kontrollzwang bei den Zwillingen. Von Familientradition sind gleich zwei der Protagonisten betroffen: Zum einen ist da Zoe, die sich gegen ihre innere Überzeugung bei der Alma Mater ihrer Familie, Yale, beworben hat und nach einer kurzen Wartefrist auch angenommen worden ist. Dabei möchte sie viel lieber zusammen mit Morgan nach Oregon gehen. Ihr innerer Konflikt wird hier sehr schön dargestellt. Dann ist auch Alex in einer schwierigen Lage, nachdem er sein ihm noch nahezu unbekanntes Date im Krankenhaus seinen koreanischen Eltern vorstellen muss und dabei deren Erwartungen spürt. Eine tragende Rolle spielt der Kontrollzwang, dem Morgan gegenüber ihrer Zwillingsschwester Madison ausgeliefert ist. Sie will Madison beschützen, zum einen vor dem in ihren Augen untauglichen Jake, zum anderen auch vor Krankheitsschüben. Dabei erdrückt sie ihre Schwester nahezu. Die Mutter, die versucht, einen Ausgleich zwischen den Zwillingen zu schaffen, kann nur wenig bewirken.
Sprunghafte Erzählung
Es ist äußerst schwierig, sich bei diesem Roman tatsächlich auf die Geschichte einzulassen. Das liegt unter anderem am Aufbau der Autorin. Sie hat sich entschieden, nicht nur immer wieder Chat-Ausschnitte zwischen den Freunden einzustreuen, die Kapitel werden auch immer wieder aus einer anderen Erzählperspektive präsentiert. Das legt sich nachteilig auf den roten Faden und führt immer wieder zu leichten Irritationen, da der Schauplatz sich unvermittelt wieder ändern und man sich zuerst zurechtfinden muss, in welcher Konstellation man gerade gelandet ist. Hier wäre etwas mehr Ruhe und Kontinuität erholsam.
Fazit
Die Nacht in der keiner Sex hatte ist eine äußerst turbulente Komödie um junge Menschen, deren Pläne nicht ganz gelingen wollen. Viele witzige Momente und ein paar tiefgründigere Szenen beherrschen das thematisch etwas explosive Bild.
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