Dark Rise

Will war sein ganzes Leben lang nur auf der Flucht – erst gemeinsam mit seiner Mutter, nach deren Tod allein. Als er ebenfalls von den Mördern seiner Mutter angegriffen wird, kommen ihm die Stewards zur Hilfe. Ein Orden aus der alten Welt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Menschheit vor der Rückkehr des Dunklen Königs zu beschützen. Schnell wird klar, dass es zwischen Will und der alten Welt eine Verbindung zu geben scheint: Er selbst ist dazu auserwählt, das Wiedererstarken der dunklen Mächte zu verhindern. Es bleibt jedoch nicht viel Zeit, Will auf diese Aufgabe vorzubereiten, denn einer seiner stärksten Gegner lauert schon auf seine Gelegenheit: James St. Clair, der General des Dunklen Königs.

Dark Rise der australischen Autorin C.S. Pacat ist ein wahrer Fantasy-Schmöker, der mit über 500 Seiten daherkommt. Und dabei haben wir es erst mit dem Auftakt einer ganzen Trilogie zu tun. Wir befinden uns im London der 1820er Jahre, dessen Kulisse und Atmosphäre jedoch eher nebensächlich ist. Denn schon bald entfaltet sich die mysteriöse, machtvolle und erhabene Welt der Stewards, der Kämpfer des Lichts. Sie geben dem auserwählten Will und der von ihrer Familie verratenen Violet eine Zuflucht. Wills und Violets Wege hatten sich zufällig gekreuzt und obwohl Letztere aus einer Familie stammt, die die Stewards bekämpft, treten sie nun zusammen mit dem Orden für ein gemeinsames Ziel ein: den Dunklen König zu bekämpfen.

Auf diesem Weg stellen sich ihnen immer wieder Verbündete der Dunkelheit in den Weg. Und spätestens, als die Relikte, geisterhafte Kreaturen auf Pferden, auftauchen, fühlt man sich ein bisschen an „Der Herr der Ringe“ erinnert. Enttäuschend mag für manche Leser*innen die nur nebensächlich behandelte Romantik sein, wird die Story doch teils als Romantasy oder New-Adult-Fantasy beworben. Es scheint jedoch eine Slow-burn-Lovestory zu sein. Auch die queeren Protagonist*innen sind „noch“ nicht ganz herausgearbeitet. Zum Ende hin werden ein paar Andeutungen gemacht, allerdings ist für den zweiten Band deutlich Luft nach oben.

Zwar mag sich die Handlung an manchen Stellen etwas in die Länge ziehen, doch die vielen unerwarteten Plottwists machen dies stets wieder wett. Nicht immer sind diese Wendungen jedoch leicht zu ertragen, denn viele Entwicklungen gehen mit Brutalität und Gewalt einher. Figuren sterben, neue kommen hinzu und alte wandeln sich. Nichts ist sicher, so viel ist klar. Was auf der einen Seite den Nervenkitzel ausmacht, ist andererseits schwer für die Beziehung zwischen Protagonist*in und Leser*in. Sowohl Will als auch Violet, aus deren Perspektiven berichtet wird, erscheinen in vielen Situationen unnahbar und die jeweiligen Absichten sind nicht leicht zu durchschauen.

Was dem Buch in jedem Fall gutgetan hätte, wäre ein Glossar am Ende, denn spätestens in der Mitte der Handlung hat man den Überblick über die zahlreichen Figuren, Begriffe und geschichtlichen Zusammenhänge verloren. So ist definitiv ein konzentriertes Lesen gefragt. Denn zum Ende laufen einige lose Fäden zusammen und die Auflösung folgt. Ein Cliffhanger, den man so sicherlich nicht erwartet hätte. Und damit ist nicht das Einhorn gemeint…

Fazit

Wer gerne umfangreiche Fantasygeschichten mit historischen Anklängen liest, ist hier genau richtig. Auf große Gefühle und ein bisschen Licht im Dunkeln ist jedoch in Band zwei zu hoffen.