She Drives Me Crazy

Scottie hat sich das anders vorgestellt: Ihr Basketball-Team verliert einmal mehr gegen die Erz-Rivalinnen, obwohl sich das ganze Team geschworen hatte, dass genau das nicht passieren darf. Viel schlimmer aber ist für Scottie, dass Tally eine der wichtigsten Spielerinnen der Gegnerinnen ist. Ausgerechnet die Tally, die noch vor kurzem ihre große Liebe war, bevor sie Scottie plötzlich den Rücken kehrte. Noch immer leidet Scottie unter der Trennung und so trifft es Scottie hart, als Tally nach dem Spiel das Gespräch sucht, aber klar durchblicken lässt, dass sie keinerlei Gefühle mehr für ihre Ex-Freundin empfindet. Dass ihr ausgerechnet in dieser Situation auch noch ihre größte Feindin Irene ins Auto knallt, macht den Tag so richtig mies. Und als wäre das nicht genug, zwingt Scotties Mutter sie nun, Irene jeden Tag mit zur Schule zu nehmen, bis deren Auto wieder geflickt ist. Das einzig Gute daran ist, dass Tally eifersüchtig auf die Schönheits-Queen Irene reagiert. Aber Scottie hat nicht mit ihren eigenen Gefühlen gerechnet.

Emotionale Fallstricke

Kelly Quindlen nimmt ihre Leserinnen – und Leser – mit in eine Gemeinschaft von jungen Frauen, die sich nicht nur in Liebesdingen neu positionieren müssen, sondern auch erkennen müssen, dass ihre stereotypen Vorurteile alles andere als gerechtfertigt sind. Klar, Scottie hat allen Grund, Irene zu verabscheuen. Immerhin hat ihr diese vor nicht allzu langer Zeit einen bösen Streich gespielt. So sind denn die Gefühle der Leser auch spontan ganz bei Scottie – und damit reiht man sich erst mal in die Schlange jener ein, die ihre Vorurteile gegen die attraktiven Mitglieder der Cheerleader-Gruppe der Schule pflegen. Durch den geschickten Aufbau der Geschichte tappt das Publikum auch gleich in eine weitere Falle: Man hofft, dass Tally erkennt, wie wertvoll die Gefühle von Scottie tatsächlich sind. Erst im Laufe der ganzen Story wird man sich die Frage stellen müssen, ob es hier nicht gar um eine Art toxische Beziehung geht. Und die Gefühle geraten nicht nur bei der Protagonistin ins Wanken.

Starkes Gewicht auf der LGBT-Liebe

Die Autorin setzt ein klares Gewicht bei der sexuellen Orientierung von Scottie. Die LGBT-Liebe steht ihm Zentrum der Geschichte und nimmt sich auch in anderen Bereichen ihren Raum. Damit weckt Kelly Quindlen zwar das Bewusstsein der jungen Leserinnen und Leser für die gleichgeschlechtliche Liebe und andere Orientierungen, aber sie strapaziert das Thema letztlich etwas zu sehr, sodass das, was Normalität sein sollte, hier wieder einen speziellen Touch bekommt und sich dadurch vom eigenen Erleben des jungen Publikums abgrenzt. Dass sie es mit viel Tempo, einer angenehmen Sprache und einigem Witz tut, ist allerdings wohltuend und macht den Roman trotz einer eher beschränkten Handlung zu einer amüsanten Unterhaltung. Da mag man der Autorin auch verzeihen, dass die meisten der Charaktere doch sehr an der Oberfläche schwimmen und nur da und dort ein kurzer Ausflug in die Tiefe möglich ist.

Fazit

She drives me crazy ist ein unterhaltsamer LGBT-Liebesroman, der sich wunderbar für verregnete Wochenenden oder vergnügliche Lesestunden am Strand eignet. Allzu viel Tiefe darf man hier aber nicht erwarten.