Aschenputtel für einmal umgekehrt
Die Millionärstochter Aspen hat fast alles, was sie sich wünscht – außer Halt im Elternhaus. Nachdem sie erfahren hat, dass ihr Vater eine Affäre hat, wendet sich Aspen enttäuscht von ihm ab. Eingebettet in einen soliden Freundeskreis widmet sich Aspen im College ihrer Leidenschaft, dem Theater. In diesem Kurs trifft sie auf „Jasper“, dem Sohn eines Immobilien-Moguls, mit dem ihr Vater seit Jahren eine tiefe Abneigung verbindet. Nur schon deshalb genießt es Aspen, ihrem Vater während einer von ihm gesponserten Veranstaltung ihren neuen „Freund“ zu präsentieren, obwohl zwischen ihr und „Jasper“ außer einer starken Anziehung gar nichts läuft. Was Aspen nicht ahnt: „Jasper“ ist in Wahrheit Cameron, der dem reichen Millionärssohn wie aus dem Gesicht geschnitten ist und aus Geldnot auf eine Scharade eingegangen ist. Cameron soll den wahren Jasper nämlich für ein halbes Jahr am College vertreten – und das ausgerechnet in Kursen, mit denen Cameron so absolut nichts anfangen kann. Weil sich der aus bescheidenen Verhältnissen stammende Cameron zwischen den Rich-Kids nicht so richtig wohlfühlt und sich auch in möglichst wenig Lügengeschichten verstricken möchte, hält er sich möglichst von allen fern – und zieht gerade deshalb Aspens Aufmerksamkeit auf sich. Zunehmend fällt es ihm schwer, sich dem Reiz Aspens zu entziehen. Und als ihm bei einem Dating-Projekt im College ausgerechnet Aspen als Partnerin zugedacht wird, gerät alles aus dem Ruder und die Scharade droht aufzufliegen.
Viele Klischees
Dieser Roman für junge Erwachsene verspricht vor allem eines: Eine amüsante Unterhaltung für mehrere Stunden mit einigen Emotionen. Autorin Kate Corell hat in die Geschichte alles verpackt, was man sich von einem Liebesroman erhofft: ein attraktives Paar, das sich unwiderstehlich zueinander hingezogen fühlt, aber sich lange gegen die Gefühle wehrt. Natürlich ist auch viel Geld im Spiel, schließlich spielt sich die Geschichte in einem College für junge Leute aus höchst betuchten Häusern ab. Und ebenso wichtig ist, dass sich unter diesen reichen Kids auch jemand befindet, der um sein finanzielles Überleben zu kämpfen hat. Damit ist der Liebesroman-Mix schon weitgehend zusammengestellt – einige schwerwiegende psychische Aspekte (für die es im Buch eine Triggerwarnung gibt) runden das Ganze ab. Dafür bedient sich die Autorin aber ganz tief in der Klischeekiste und biegt auch da und dort mal eine Situation etwas gar stark zurecht, damit sie in den Plot passt.
Das Spiel mit den Träumen
Temporeich, witzig und mit der Einladung, sich ganz und gar den Träumen hinzugeben, als normaler Mensch einmal durch einen unglaublichen Zufall in die Welt der Reichen und Schönen hinein katapultiert zu werden, liest sich der Roman weitgehend flüssig und durchaus vergnüglich. Kate Corell versteht es, mit ihren Protagonisten jene geheimen Wünsche nach dem „Dazugehören“ abzudecken, die wohl in einem Großteil ihres Publikums schlummern. Aspen ist trotz ihrer manchmal etwas gar kindlichen Trotzhaltung gegenüber den Verfehlungen ihrer Eltern eine sympathische und bezaubernde Protagonistin, die auch noch über einigen Scharfsinn verfügt. Cameron als Stellvertreter von Jasper hat alle Attribute, die ihn zu einem echten Mädchenschwarm machen und damit ist er in seiner Rolle perfekt. Einzig Jasper bleibt bis fast zum Schluss eine etwas undurchsichtige Figur, dessen Beweggründe für den Rollentausch nicht so richtig aufgedeckt werden. Denn auch in diesem Bereich zeigt sich Kate Corell virtuos: Sie nutzt Jasper als Cliffhanger zum nächsten Band der Reihe und lässt damit vieles offen.
Triggerwarnung nicht ganz nachvollziehbar
Durchaus unterhaltend und dazu angetan, die Leserinnen und Leser für einige Stunden in eine Traumwelt zu entführen, bewegt sich der Roman aber klar an der Oberfläche. Daran ist auch nichts auszusetzen, hat er doch als reine Unterhaltung absolut seine Existenzberechtigung. In diesem Zusammenhang steht jedoch die Triggerwarnung in einem etwas seltsamen Licht da – die dort angesprochenen Themen kommen zwar im Laufe der Geschichte vor, sie schwimmen aber so sehr an der Oberfläche mit, dass ein echtes Triggern nur bei extrem stark reagierenden Menschen einsetzen dürfte. In diesem Kontext stellt sich die Frage, ob hier eine Tiefgründigkeit suggeriert werden soll, die nicht vorhanden ist.
Fazit
Never Be My Date ist eine solide Unterhaltung für junge Erwachsene, die ihre Leserinnen und Leser für ein paar Stunden von der Welt der Reichen und Schönen träumen lässt.
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