If This Gets Out

Ruben und Zach sind ein Paar. Das Problem: Sie sind in einer Boyband, und die vermarktet sich über die weiblichen Fans. Daher darf ihre Beziehung auf keinen Fall an die Öffentlichkeit gelangen. Was anfangs für die beiden okay ist, entwickelt sich immer mehr zu einem Spießrutenlauf – bis sie es nicht mehr aushalten …

„Ich habe meine sexuelle Orientierung auch schon bei Gründung der Band nicht unbedingt geheim halten wollen. Für Zach hingegen ist es noch neu und verwirrend, und Diskretion ist wahrscheinlich genau das, was er sich wünscht.“

Die vier Jungs Ruben, Zach, Angel und Jon starten mit ihrer Band „Saturday“ voll durch. Es könnte nicht besser laufen: Die Erfolge häufen sich und die Fans bekommen nicht genug von den smarten Boys. Doch das Business ist hart: Management und Musiklabel halten die Band in eisernen Ketten. Selbst ihre Persönlichkeiten passen nicht zum Image: Der draufgängerische Angel wird als schüchterner Schwiegermutterliebling verkauft, während Jon sich sexier geben soll, als ihm lieb ist.

Zach hat stattdessen damit zu kämpfen, dass er für sein Leben gerne Songtexte schreibt, diese aber nicht den Geist der Band treffen. Ruben dagegen ist schwul, nach außen hin muss er sich aber als Hetero verkaufen, um die mehrheitlich weiblichen Fans nicht zu vergraulen. Bisher lief das auch ganz gut – doch alles ändert sich, als Zach und Ruben merken, dass sie mehr füreinander empfinden als bloße Freundschaft. Das Management nimmt die Beziehung zwar vermeintlich gut auf, will aber nicht, dass diese öffentlich wird.

Immer mehr spüren die Jungs, dass sie ihre Freiheiten aufgeben: Angel verliert sich im Drogenkonsum, Jon versucht alles, die Band zusammenzuhalten, und Ruben und Zach flüchten sich in heimliche Zweisamkeiten. Doch irgendwann läuft jedes Fass über – und als es fast zu spät ist, müssen die Freunde eine Entscheidung treffen …

Wo bleiben die Emotionen?

Sophie Gonzales ist eine talentierte Autorin, die man bereits von anderen LGBTIQ*-Romanen kennt. Diesmal hat sie sich mit einem in Deutschland eher unbekannten Autor zusammengeschlossen: Cale Dietrich. Und ob es nun an dieser Mischung liegt oder an ganz anderen Gründen: Die Geschichte will einfach nicht so begeistern, wie man es sonst von Gonzales kennt.

Dabei ist die Liebesgeschichte zwischen Ruben und Zach süß, aber nicht überfrachtend. Die Probleme der anderen Jungs sind ebenso wichtig und sorgen für Abwechslung. Was dem Buch fehlt, sind allerdings echte Emotionen. Weder die aufkeimende Liebe zwischen Ruben und Zach noch die wachsende Kontrolle, die das Management ausübt, wollen so richtig rüberkommen. Dann wiederum tritt die Story wiederholt auf der Stelle: Die Band reist von Auftritt zu Auftritt, zwischendurch gibt es ein paar persönliche Passagen, die aber stets den gleichen Tenor treffen, wie zuvor schon. Es passiert wenig Neues, und als es dann endlich knallt, ist man schon fast am Ende.

Auch sind die Protagonistinnen und Protagonisten wenig authentisch. Manche haben wenig bis gar keine Persönlichkeit (wozu leider auch Zach gehört), andere sind einfach drüber. Darunter fällt Rubens Mutter, die anfangs als unausstehliche Frau dargestellt wird, die immer etwas an ihrem Sohn zu meckern hat und ihn damit wiederholt verletzt. Zum Ende hin erlebt man aber doch eine mütterliche Seite, die aber unglaubwürdig ist, weil man zuvor so gar nichts davon merkt.

Was bleibt ist eine zwar angenehm zu lesende LGBTIQ*-Geschichte, jedoch mit vielen Ecken und Kanten, die immer wieder ausbremsen. Ein Lesegenuss bleibt großteils aus.

Fazit

Man wünscht sich mehr Farbe, mehr Emotionen und eigentlich mehr von allem. Wer hiervon viel erwartet, wird vermutlich enttäuscht werden. Wer jedoch eine leichte Geschichte zum Abschalten sucht, kann damit zumindest zufrieden sein.